Totes Meer
gerade gezeigt hatte, und drückte ab. Sie zielte perfekt. Joans Kopf explodierte und überzog Luke und Schotten mit Blut, Haaren und Knochensplittern. Das Gewehr zuckte, und die Wucht des Schusses schleuderte sie zurück. Tasha schrie überrascht und schmerzerfüllt auf, verlor aber nicht das Gleichgewicht.
Draußen begann Carol zu schreien. Ihre Stimme war immer noch gedämpft, was bedeutete, dass sie in ihrer Kabine geblieben war.
Malik schleuderte die Tür wieder zu. Er und Tasha überprüften sich gegenseitig, stellten sicher, dass keine Spritzer sie getroffen hatten und drehten sich dann zu uns um.
»Ihr habt gesagt, wir wären eine Familie«, sagte Malik ernst. »Ihr habt gesagt, wir müssen zusammenhalten.«
Tasha nickte und rieb sich die Schulter. »Und jetzt lasst es uns durchziehen. Oder Malik und ich werden euch beide hier einschließen.«
Mitch und ich sahen uns ungläubig an, dann wieder auf die Kinder.
»Okay«, sagte ich schließlich. »Lasst uns gehen. Aber ihr bleibt hinter mir und Mitch. Verstanden?«
Sie nickten.
Mitch und ich mussten uns das Grinsen verkneifen, schafften es aber nicht ganz. Die Kinder grinsten zurück.
Ich machte das Gewehr bereit. Mitch zog unter Schwierigkeiten seine Pistole, schaffte es aber, sie mit der unverletzten Hand zu halten. Malik schwenkte das Bajonett und leckte sich die Lippen. Tashas Arm wurde durch das Gewicht des Gewehrs nach unten gezogen. Mit einem gemeinsamen Nicken stiegen wir über Joans reglose Leiche hinweg, öffneten die Luke und traten gemeinsam in den Gang hinaus.
Dort wartete Alicia auf uns – tot.
Und sehr hungrig.
ZEHN
A licia stand am Ende des Gangs und lehnte sich gegen das Schott auf Steuerbord. Ihr Kopf schwankte kraftlos im Rhythmus der Bewegungen des Schiffes. Wer auch immer sie getötet hatte – Basil oder der Professor -, hatte es sehr brutal getan. Einer ihrer Arme war vom Ellbogen bis zum Handgelenk fast völlig fleischlos. Es sah aus, als sei die Haut abgenagt worden. Es waren nur noch Sehnen und Knochen übrig. An den Knochen hingen ein paar Fetzen. Eine Seite ihres Gesichts war ebenfalls abgefressen worden – nicht nur die Haut, sondern auch Auge, Ohr, Lippen und Kopfhaut. Ihr zerrissenes Shirt war derart mit Blut durchtränkt, dass es unmöglich war zu sagen, welche Farbe es einmal gehabt hatte. Jetzt war es dunkelrot. Durch den zerfetzten Stoff konnte man weitere klaffende Bisswunden erkennen. Ihre verbliebene Hand war rot verschmiert. Ich konnte nicht sagen, ob es ihr Blut war. Während sie auf uns zutaumelte, hinterließ sie eine rote Spur am Schott. Alicia hob den Kopf. Ihr lippenloser Mund bewegte sich lautlos. Sie tat ein paar zögernde Schritte und fiel dabei fast über ihre Füße.
Carol stieß einen gedämpften Schrei aus. »Lamar? Mitch? Kinder? Seid ihr da?«
»Mrs. Beck«, rief Tasha zurück, »bleiben Sie in Ihrer Kabine. Hier draußen ist noch einer.«
»Was ist los?«, schrie Carol.
Mitch zielte und schoss auf Alicia. Alicia brach zusammen und fiel aufs Gesicht. Ihr schlaffer Körper schlug wie eine Rinderhälfte auf dem Boden auf. Durch die Kugel und die Wucht des Aufpralls platzte ihr Schädel. Wir sprangen zurück, als ihr Blut sich über das Schott und den Boden verteilte. Einer ihrer Schneidezähne rutschte bis vor unsere Füße.
»Mein Gott!« Carol schrie in ihrer Kabine. Durch das Echo des Schusses war es schwierig, sie zu verstehen. »Wer ist da erschossen worden? Was ist los? Redet mit mir.«
Ich ging zu ihrer Tür und klopfte mit der freien Hand dagegen. »Es ist okay, Carol. Komm jetzt raus. Die Luft ist rein.«
Sie öffnete die Luke und spähte hinaus. »Was ist hier los, Lamar?«
»Hamelns Rache ist wieder auf eine neue Spezies übergesprungen.«
»Was?«
»Sie hat sich auf die Fische ausgebreitet. Der Professor hat sich heute Nachmittag infiziert, aber das wussten wir nicht. Jetzt ist er an Bord unterwegs. Joan und Alicia wurden angegriffen. Wir vermuten, dass Basil auch einer von ihnen sein könnte.«
»Professor Williams? Dieser nette alte Mann? Und Joan und Alicia?«
Sie kam auf den Gang hinaus, warf einen Blick
auf die Leichen von Alicia und Joan und begann zu schreien. Sie krallte sich die Finger in die Wangen. Ihre Augen waren aufgerissen. Ihr Schrei schien kein Ende zu nehmen.
Mitchgrunzte. »Wir... haben... keine... Zeit... für so was.«
Sein Arm blutete wieder. Das Blut rann in schmalen Bächen aus seinem Ärmel und tropfte auf den Boden. Auf seiner Stirn stand
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