Totes Meer
hat.«
»War sonst noch jemand auf dem Gang?«
»Ich glaube nicht.« Mitch zuckte mit den Schultern und biss die Zähne zusammen, als ihn der Schmerz
durchfuhr. »Ich... ich kam gar nicht dazu, richtig hinzusehen. Sie hat mich sofort... angegriffen. Sie muss auf dem Weg durch den Gang gewesen sein.«
Ich runzelte nachdenklich die Stirn. »Weißt du noch, aus welcher Richtung sie kam?«
Mitch zögerte und dachte nach. »Von vorn.«
»Ihre Kabine liegt weiter hinten. Sie ist also nicht von da gekommen. Nach dem Abendessen wollten Joan und Alicia sich um den Professor und Basil kümmern...«
Plötzlich traf mich die Erkenntnis. Mein Magen zog sich zusammen, und mir wurde schwindlig. Ich dachte, ich würde ohnmächtig werden, also setzte ich mich auf den Boden.
»Lamar«, rief Tasha, »was ist los?«
»Der Professor und Basil. Ihre Kabinen liegen beide im vorderen Sektor. Joan kam aus ihren Kabinen.«
»Vielleicht«, meinte Mitch. »Aber das erklärt noch nicht -«
»Der Fisch.« Ich schlug mit der flachen Hand auf den Boden. »Der Thunfisch, der den Haken verschluckt hatte. Verstehst du nicht? Er hat weiter rumgezappelt, obwohl er schon so lange aus dem Wasser raus war. Er war verwundet. Hat geblutet! Und der Professor hatte eine offene Wunde an der Hand. Seine Hand war mit dem Blut des Fisches bedeckt. «
Malik runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
Ich sprang auf. »Wisst ihr noch, wie es war, als die Toten angefangen haben, ins Leben zurückzukehren? Es gab sprunghafte Übertragungen zwischen den Arten.
Das ist jetzt wieder passiert. Hamelns Rache hat auf die Fische übergegriffen. Sie ist jetzt im ganzen verdammten Ozean. Der Thunfisch war schon tot. Wir haben es nur nicht gemerkt. Erinnerst du dich noch an die Wunde an seiner Schwanzflosse? Wir dachten, es wäre irgendein Pilz oder ein Parasit, aber du hattest Recht. Du hast gesagt, es wäre eine Bisswunde, Mitch. Wir hätten auf dich hören sollen. Wir hätten aufpassen sollen, besonders nach all dem, was wir erlebt haben. Angeblich sollten Pferde auch immun sein, aber neulich hat der Chief erzählt, dass er ein Zombiepferd gesehen hätte. Sie kann zwischen den Arten überspringen. Wir hätten verdammt nochmal nachdenken sollen!«
»Lamar.« Mitchs Stimme wurde zu einem Flüstern. »Reiß... reiß dich zusammen, Mann. Du bist hysterisch, und das... das wird uns jetzt nicht... weiterhelfen.«
»Lamar«, flehte Tasha. »Du machst Malik Angst. Bitte, hilf uns.«
»Tut mir leid.« Ich holte tief Luft. »Tut mir leid, Leute. Es ist nur einfach nicht fair.«
»Nein«, sagte Mitch. »Das ist es nicht. Aber es ist nun mal passiert, und wir können das... nicht ändern. Jetzt müssen wir es aufhalten, bevor... bevor noch jemand anders... getötet wird. Bitte, Lamar – solange ich noch denken und mich bewegen kann?«
»Okay.« Ich zwang mich, mich zu beruhigen.
Mitch lächelte. »Immer wieder fragst du... warum wir weiterkämpfen, wenn... alles hoffnungslos
zu sein scheint. Warum machen wir weiter? Darum. Weil du ein Held bist... und das machen Helden nun mal. Sie stellen sich... der Situation.«
Da ich einen Kloß im Hals hatte, konnte ich nicht sprechen und nickte nur.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Malik und ließ die Finger über die Granaten gleiten.
Mitch setzte sich mühsam weiter auf. »Also, als Erstes... du darfst die Granaten nicht benutzen. Lass sie an der falschen Stelle hochgehen, und du... wirst das Schiff versenken. Sie sind eine letzte Reserve, und ich... werde sie... bei mir behalten.«
»Und was zur Hölle soll ich dann nehmen? Ich brauche auch irgendwas. Ich will wieder was in die Luft jagen.«
»Wir finden schon was für dich. Jetzt gehst du erstmal zu meinem Spind und nimmst das große Bajonett.«
»Ich will dein blödes Messer nicht. Gib es Tasha.«
»Ich habe sein Taschenmesser«, meinte Tasha.
»Malik«, stöhnte Mitch, »hör auf, mir... zu widersprechen.«
Schmollend tat Malik, was man ihm aufgetragen hatte. Seine Einstellung änderte sich allerdings, als er sah, wie groß das Bajonett war – es war eine Militärversion, über dreißig Zentimeter lang. Es sah sehr scharf aus. Bis jetzt hatte ich nicht einmal gewusst, dass Mitch so etwas besaß.
»Na, das ist mal ein Messer«, sagte Malik in ganz anderem Ton.
Mitch grinste. »Alles wieder cool?«
»Scheiße, ja!«
»Gut. Okay, Lamar, schieb mir die... Waffen und die... Munition rüber. Tasha, horch an der Tür... und sag uns, was du hörst.«
Während er die
Weitere Kostenlose Bücher