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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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stand. Ihr Haar war ordentlich gekämmt, und ihre Lippen waren leicht geschminkt. Nur die Sandalen an ihren Füßen erinnerten an ihre sonstige Nonchalance.
    Er faßte sich und stellte Ellen vor.
    »Ich weiß«, sagte Linda einfach. »Bitte, kommen Sie herein. Wir haben Sie schon erwartet. Virgil hat angerufen.«
    Während Ellen aus dem Wagen stieg, stellte sie im stillen fest, daß die einzige Überraschung bis jetzt darin bestanden hatte, daß ihr ruhiger, zurückhaltender Begleiter hier beim Vornamen genannt wurde. Auf dem Weg zum Haus kam ihnen Forrest Nunn in Sporthemd und langer Hose entgegen. Selbst George hatte sich in Schale geworfen. Er trug ein weißes Hemd mit Krawatte und verkörperte ganz und gar den aufstrebenden jungen Mann.
    Tibbs beobachtete mit Interesse, wie herzlich die Nunns Ellen aufnahmen, ihr ihre Teilnahme aussprachen und es innerhalb von fünf Minuten fertigbrachten, dem Mädchen seine Befangenheit zu nehmen. Wenig später erzählte Ellen ihnen schon von ihrem toten Onkel. Ihr Gesicht war gelöst und entspannt. Sie schien sich unter diesen Menschen wohl zu fühlen.
    Nach etwa einer halben Stunde zog George Tibbs zur Seite.
    »Virgil, was passiert, wenn Sie und Miss Boardman hier wegfahren?« fragte er.
    Tibbs gönnte sich einen Moment stiller Belustigung, aber sein Gesicht blieb todernst. »Dann bringe ich Miss Boardman nach Hause. Anschließend verkrieche ich mich wieder in mein Büro und stürze mich in die Arbeit.«
    »Da müssen Sie aber viel fahren«, bemerkte George.
    »Das bin ich gewöhnt.«
    »Ellen scheint ein ausgesprochen nettes Mädchen zu sein«, stellte George nachdenklich fest.
    Virgil nickte. »Das finde ich auch.«
    »Sind Sie ... persönlich an ihr interessiert?«
    »Nein«, erwiderte Tibbs. »Bestimmt nicht. Aus verschiedenen Gründen — unter anderem, weil sie in einen Fall verwickelt ist, den ich zu bearbeiten habe.«
    Die beiden Männer verstanden einander. Sie wußten, daß jetzt ein Faden der Freundschaft zwischen ihnen gesponnen war.
    »Was würden Sie dazu sagen, wenn ich Ellen nach Hause fahre?« meinte George. »Vorausgesetzt natürlich, sie ist damit einverstanden.«
    »Warum fragen Sie sie nicht?«
    Tibbs hatte sich diese Entscheidung gut überlegt. An sich war er für Ellen Boardman verantwortlich, und es stand noch nicht fest, daß George mit dem Mord nichts zu tun hatte, obwohl er Alarm geschlagen und die Wiederbelebungsversuche gemacht hatte. Er war ein kräftiger junger Mann und am Tatort gewesen. Doch unter diesen Umständen einen Angriff auf Ellen Boardman zu wagen, wäre selbstmörderisch gewesen. Tibbs war sich darüber Mar. Deshalb hatte er nichts gegen Georges Plan.
    Ein paar Minuten später fragte George Ellen. Es sprach für die Intelligenz des Mädchens, daß sie Tibbs einen raschen, fragenden Blick zuwarf.
    »Wenn es Ihnen recht ist, Miss Boardman«, sagte Tibbs, »nehmen Sie das Angebot ruhig an. Ich kann dann eher in mein Büro zurückkehren und noch verschiedenes erledigen. Aber wenn Sie noch etwas mit mir besprechen möchten, fahre ich Sie gern selbst nach Hause.«
    »Sie haben schon so viel für mich getan«, versetzte sie. »Fahren Sie ruhig los. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen.«
    Als Tibbs aufstand, um zu gehen, erklärte Linda, sie wolle ihn zum Parkplatz begleiten.
    »Ich mag Ellen«, schwärmte sie. »Und ich glaube, George mag sie auch.«
    »Das war ziemlich offensichtlich«, antwortete Tibbs.
    »Haben Sie eine Freundin, Virgil?«
    »Ich kenne natürlich mehrere Mädchen, aber es ist nichts Ernstes. Wenigstens bis jetzt noch nicht.«
    »Wenn das hier alles vorbei ist und Sie den Mörder gefaßt haben, kommen Sie dann hin und wieder mal vorbei, um uns zu besuchen? Wir würden uns freuen.«
    Tibbs blieb vor seinem Wagen stehen und wartete mit der Antwort, bis er hinter dem Steuer saß. »Gern«, meinte er schließlich. »Ich finde Sie alle sehr nett; es gefällt mir hier gut. Aber es gibt Hindernisse, das wissen Sie. Erstens bin ich kein Nudist und — verzeihen Sie, wenn ich das sage — habe auch nicht vor, in nächster Zeit einer zu werden.« Er steckte den Schlüssel ins Schloß. »Und außerdem, Linda — wir gehören einfach zwei verschiedenen Welten an.«
    Sie legte ihre Hände auf die Fensterumrandung. »Sie wissen doch, wie wir da denken«, sagte sie.
    »Ja, das weiß ich, und ich schätze es sehr. Vor ein paar Wochen war ich unten in den Südstaaten. Da liegen die Dinge ganz anders.«
    »Auf Ihre Arbeit wirkt es sich doch

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