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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Gesellschafter hat Ihr Unternehmen — einschließlich des Toten?«
    »Muß ich das mit Ihnen besprechen?«
    Tibbs war am Rande seiner Geduld. Wenn Joyce Pratt glaubte, er hätte nichts anderes zu tun, als hier herumzusitzen und sich von ihr beleidigen zu lassen, dann sollte sie ihr blaues Wunder erleben. Er änderte den Tonfall nicht, doch in seinen Worten schwang ein Unterton, der nicht zu überhören war. »Nein, das müssen Sie nicht. Wenn es Ihnen lieber ist, werde ich mir einen Haftbefehl holen und Sie als wichtige Zeugin in Schutzhaft nehmen lassen. Dann können Sie die Angelegenheit mit Ihrem Anwalt und der Staatsanwaltschaft besprechen.«
    Er verließ sich darauf, daß sie in strafrechtlichen Dingen keine Erfahrung besaß.
    Und er gewann. Er sah, wie sie kleinlaut wurde. »Wir sind fünf Teilhaber«, erklärte sie weniger arrogant. »Mit Albert.«
    »Soviel ich weiß, gründeten Sie das Unternehmen?«
    »Ja, mehr oder weniger. Ich habe viele wohlhabende Bekannte, und da ich die Sache für gut und lohnend hielt, erzählte ich einigen davon. Nachdem sie sich näher damit befaßt hatten, stimmten sie mir zu und kauften Anteile.«
    »War die Sache ein Erfolg?«
    Ihre Antwort beschränkte sich auf eine bezeichnende Handbewegung, die das ganze Zimmer umfaßte.
    »Sind Sie der Generaldirektor der Gesellschaft?«
    »Nein, Walter McCormack. Er besitzt wesentlich mehr Erfahrung auf diesem Gebiet und ist natürlich auch um einiges älter. Möchten Sie — möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Nein, danke. Und die anderen?« Tibbs machte sich eifrig Notizen.
    »William Holt-Rymers.« Er glaubte einen verächtlichen Unterton herauszuhören. »Oswald Peterson.«
    Tibbs blickte auf. »Der Rugbyspieler?«
    »Oh, kennen Sie ihn?«
    »Vom Hörensagen. Er ist einer unserer Stars, glaube ich.«
    »Das war er. Jetzt hat er den Sport auf gegeben.«
    Tibbs stellte noch eine Reihe weiterer Fragen und erfuhr, daß die Gesellschafter mit den Geschäften, die sie gemacht hatten, mehr als zufrieden sein konnten.
    »Und Dr. Roussels Anteile?« fragte er schließlich. »Lebt seine Familie im Ausland?«
    Joyce schüttelte den Kopf. »Nein. Albert war nicht verheiratet. Ich glaube, er war den meisten Frauen gegenüber schüchtern, bei mir allerdings nie. Er besaß Charme, großen Charme, und Frauen fühlten sich zu ihm hingezogen. Jede Frau hätte sich glücklich preisen können, wenn sie ihn zum Mann bekommen hätte. Doch er war immer zurückhaltend und ...«
    »Seine Anteile?« erinnerte er sie.
    »Ach ja. Also, wir hatten vertraglich festgelegt, daß niemand seine Anteile verkaufen kann, ohne sie zuerst den anderen Teilhabern anzubieten. Das gilt natürlich nicht im Todesfall.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer Dr. Roussel beerben wird?«
    Joyce sah ihn forschend an. »Seine einzigen nahen Verwandten waren seine Schwester, ihr Mann und — glaube ich — eine Nichte.«
    Sie strich ihren Rock glatt, eine Geste schamhafter Bescheidenheit, die im Gegensatz zu ihren nächsten Worten stand. »Sie werden wahrscheinlich sowieso dahinterkommen, da kann ich es Ihnen auch gleich berichten. Albert war völlig gebrochen, als ich einen anderen heiratete. Das wußte jeder. Deshalb hat er später nie geheiratet. Und ich habe ihm natürlich zu seinem heutigen Erfolg verholfen, indem ich ihn finanziell unterstützte.«
    »Mit anderen Worten, Mrs. Pratt, Sie halten es nicht für ausgeschlossen, daß er Ihnen einige seiner Anteile hinterließ?«
    »Ich zweifle nicht daran; ich glaube, daß sich auch seine Schwester darüber im klaren ist. Sprechen wir es doch offen aus: Ich bin die Frau, die er heiraten wollte, und ich habe, wie gesagt, seinen Erfolg ermöglicht.«
    »Und sein Interesse an Ihnen ist auch im Laufe der Jahre nicht erloschen?«
    Joyce hob den Kopf und blickte ihm selbstsicher ins Gesicht. Als sie sprach, war ihre Stimme ruhig und beherrscht. »Das kann ich Ihnen mit Bestimmtheit sagen«, antwortete sie. »Wir hatten alles schon geplant. Nach Alberts üblichem Besuch bei seiner Schwester und nach der Gesellschafterversammlung wollten wir zusammen nach Frankreich fliegen. Dort wollten wir in zwei Monaten heiraten.«

9

    Am folgenden Morgen machte sich Ellen Boardman auf den Weg, um die traurige Aufgabe zu erfüllen, die man von ihr verlangte. Sie zog ein einfaches weißes Kleid an, das ihr Onkel Albert besonders geliebt hatte. Und weil der Tag sehr heiß war und die Sonne vom Himmel stach, setzte sie einen runden Strohhut auf. Während sie sich ein

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