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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Verurteilte gelernt hatte.
    Als die Post kam, sah Tibbs den Stapel von Briefen durch. Ein blau-weißer Umschlag mit dem Absender Sun Valley Lodge fiel ihm ins Auge. Ehe er ihn aufriß, blickte er auf, um festzustellen, ob vielleicht auf Bob Nakamuras Schreibtisch ein ähnlicher lag. Es lag einer dort.
    Er schlitzte den Umschlag auf und nahm den Prospekt und das Anmeldeformular heraus. Die Broschüre zeigte Fotografien vom Schwimmbecken, dem Tennisplatz, den Volleyball-Plätzen und den übrigen Einrichtungen. Ein Absatz des gedruckten Textes war mit Tinte ausgestrichen worden, und am Rand hatte man eine handschriftliche Bemerkung angefügt. Der durchgestrichene Absatz lautete: »Einzelbewerber: Verheiratete, die sich ohne ihren Ehepartner um Mitgliedschaft bewerben, werden unter keinen Umständen aufgenommen. Die Aufnahme unverheirateter Frauen und Männer unterliegt zahlenmäßiger Beschränkung, um auf dem Gelände vor allem das Familienleben zu seinem Recht kommen zu lassen. In jedem Fall ist die Entscheidung des Mitgliedsausschusses maßgebend und endgültig.«
    Daneben stand in schräger Frauenhandschrift: »Da Sie eine Sonderstellung einnehmen, sind Sie jederzeit willkommen. Bitte kommen Sie. Linda.«
    Obwohl Tibbs keineswegs die Absicht hatte, anzunehmen, war er hocherfreut, daß man ihn darum gebeten hatte. Seine Laune besserte sich, und die langweilige Arbeit erschien plötzlich interessanter.
    Später kam Bob Nakamura in Begleitung einer hübschen dunkelhaarigen Frau und zweier Kinder.
    Tibbs stand auf. »Tag, Amiko«, sagte er. »Willkommen in der tretmühle. Übrigens, Bob, das Anmeldeformular für die Nudistenvereinigung ist gerade angekommen. Es liegt bei deiner Post.«
    »Nudistenvereinigung? Davon hast du mir gar nichts erzählt«, stellte Amiko fest.
    Bob riß den Umschlag auf und warf einen Blick auf die Broschüre. Dann reichte er sie ruhig seiner Frau. Die beiden Männer warteten, während sie sich die Fotos ansah und den Text auf der Rückseite des Anmeldeformulars las. »Ich glaube, das können wir uns nicht leisten«, erklärte sie schließlich, »wenn es auch für die Kinder sicher gut wäre.«
    Tibbs blickte auf seine Uhr. »Gehen wir doch zusammen essen«, schlug er vor. Als er noch sprach, klingelte das Telefon.
    Er hob ab und hörte fast zwei Minuten schweigend zu. Dann preßte er die Lippen zusammen, sah wiederum auf die Uhr, und schrieb etwas auf. Er ließ den Zettel auf dem Schreibtisch liegen und warf Bob einen Blick zu. Dieser nickte kaum merklich. Darauf nahm Tibbs das jüngere der beiden Kinder auf den Arm und rief: »So, und jetzt gehen wir.«
    Während Tibbs Amiko und ihre beiden Sprößlinge hinausbrachte, trat Bob zum Schreibtisch und überflog die Notiz.
    >12 Uhr 4 6. Walter McCormack teilte telefonisch mit, daß er am Morgen Ellen Boardman aufgesucht hätte, um sie von der Erbschaft in Kenntnis zu setzen. Jetzt ist sie das Zünglein an der Waage, wenn es zur Abstimmung über das Kaufangebot kommt. McC. riet ihr von einem Verkauf ab. Er vermutet allerdings, daß man E. B. unter Druck setzen wird, wenn sich herausstellt, wie die Dinge liegen.<
    Unter die Notiz hatte Tibbs drei dicke rote Striche gesetzt.

    Kurz nach vier Uhr nachmittags bekam Ellen einen Anruf von Mrs. Pratt. »Mein liebes Kind, ich wollte schon längst mit Ihnen sprechen«, sagte Mrs. Pratt, »doch angesichts der Umstände hielt ich es für besser, Sie eine Weile in Ruhe zu lassen.«
    »Das war sehr rücksichtsvoll von Ihnen«, versetzte Ellen.
    »Wie Sie wissen, standen Ihr Onkel und ich einander sehr nahe. Er war viele Jahre lang ein lieber Freund von mir. Er hat so oft von Ihnen erzählt, daß ich beinahe schon das Gefühl habe, Sie persönlich zu kennen. Ich finde, wir sollten uns treffen.«
    »Sehr gern«, erwiderte Ellen. Das war höflich, aber nicht unbedingt ehrlich. Sie wußte, daß Mrs. Pratt bei der Gründung der Roussel Rights Inc. mitgewirkt hatte und Gesellschafterin war. Ihr war klar, daß sich ein Zusammentreffen kaum umgehen ließ.
    »Wie wäre es, wenn wir morgen abend zusammen essen?« schlug Joyce vor. »Ich habe Karten für das Hollywood-Freilichttheater. Mögen Sie Musik?«
    Ellen dachte rasch nach. Ihre Eltern waren mit dem Wagen zurück. Sie konnte also fahren, wenn sie Lust hatte. Und, dachte sie, da es keinen Sinn hatte, die Augen vor der neuen Verantwortung zu schließen, konnte sie ebensogut morgen wie übermorgen anfangen, sich mit ihrem neuen Leben vertraut zu machen. Entschlossen,

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