Totes Zebra zugelaufen
Tibbs fest.
»Ja.«
Ein Mädchen betrat mit einer kleinen Schachtel und einem Glas Wasser das Zimmer. McCormack nahm sich eine Tablette aus der Schachtel, spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter und reichte die beiden Dinge wieder zurück.
»Was möchten Sie gern trinken?« fragte McCormack.
»Irgend etwas Kaltes, wenn es keine Umstände macht«, versetzte Tibbs.
Als das Mädchen gegangen war, setzte Tibbs das Gespräch fort. »Mr. McCormack, was ich jetzt mit Ihnen zu besprechen habe, ist vertraulich.«
»Verstehe.« Der Finanzier nickte.
»Sie wissen natürlich, daß sich die Teilhaber über das Kaufangebot in zwei gleiche Lager gespalten haben.«
»Ja. Mrs. Pratt und Mr. Peterson wollen verkaufen. Mr. Holt-Rymers und ich sind dagegen.«
»Wissen Sie, wofür Dr. Roussel gestimmt hätte?«
»Ja. Er hätte sich einem Verkauf widersetzt.«
»Ist das eine Vermutung oder eine Tatsache, Sir?«
»Es ist eine mir bekannte Tatsache. Dr. Roussel schrieb mir in dieser Angelegenheit einen vertraulichen Brief. Ich kann ihn vorlegen, wenn Sie es wünschen.«
Tibbs spürte ungeheure Erleichterung. Eine wichtige Tatsache stand damit fest. Es kostete ihn Anstrengung, seine Ruhe zu wahren.
»Für den Augenblick«, erklärte er, »reicht mir Ihr Wort vollkommen. Jetzt etwas anderes. Als ich Mrs. Pratt aufsuchte, berichtete sie mir, daß sie und Dr. Roussel vorgehabt hätten, kurz nach der Gesellschafterversammlung zu heiraten. Ist es möglich, daß sich dadurch Dr. Roussels Ansicht über das Kaufangebot änderte?«
McCormack setzte sich kerzengerade. »Das glaube ich nicht«, erklärte er mit Nachdruck. »Ich zweifle nicht an Ihren Worten, aber ich kann Joyce nicht abnehmen, daß sie und Albert vorhatten zu heiraten. Früher einmal, vor vielen Jahren, liebte Albert sie — eine Jugendliebe. Später jedoch änderten sich seine Gefühle, und sie blieb für ihn bestenfalls eine Freundin. Sie beteiligte sich an der Organisation und Finanzierung der Gesellschaft, weil sie wußte, daß es sich lohnte. Doch das war eine rein geschäftliche Angelegenheit.«
»Sie meinen also, daß Mrs. Pratt mich belogen hat?« fragte Tibbs.
»Anders kann ich es nicht auffassen. Wenn Albert etwas Derartiges vorgehabt hätte, dann hätte er es mich wissen lassen, denn es ging ja auch das Unternehmen an. Ich darf vielleicht bemerken«, fügte er hinzu, »daß Dr. Roussel und ich einander näherstanden, als viele Menschen ahnten. Einschließlich Mrs. Pratt.«
Das Mädchen kehrte mit einem Tablett zurück, das sie neben Tibbs absetzte. Vier Gläser standen darauf, zwei von ihnen mit Eiswürfeln, dazu mehrere Flaschen Bier, Saft und Limonade. Als Tibbs auf eine Zitronenlimonade wies, öffnete das Mädchen die Flasche und schenkte ihm ein. McCormack wählte das gleiche und wartete, bis sie wieder allein waren.
»Mr. Peterson?« fragte Tibbs, der wußte, daß McCormack ihn verstand.
»Ein krasser Opportunist, der über Leichen geht. Zu Anfang war er recht erfolgreich, weil er einen Namen aus seiner Rugbyzeit hatte. Dann wurde es schwieriger. Er hatte mehrere Kunden so schlecht beraten, daß sie Verluste hinnehmen mußten. Nachdem er Joyce Pratt auf einer Party kennengelernt hatte, schloß er sich uns an.«
»Ist Mr. Peterson verheiratet?«
»Ja, aber ich glaube, er lebt in Scheidung.«
»Die Scheidung wurde wohl erst kürzlich eingereicht?« fragte Tibbs mit Interesse.
»Ja, aber soviel ich weiß, hing der Haussegen schon länger schief.«
»Wissen Sie, weshalb er vor ungefähr drei Monaten nach Europa reiste?«
»Angeblich in Geschäften, aber ich weiß nichts von irgendwelchen Geschäften, die eine solche Reise nötig gemacht hätten.«
»Die folgende Frage mag Ihnen unwichtig erscheinen, doch es würde mich interessieren, wo Sie im allgemeinen Ihre Gesellschafterversammlungen und Konferenzen abhalten.«
»Hier, wahrscheinlich aus Achtung vor meinem Alter. Mrs. Pratt lasse ich im Wagen abholen. Die anderen kommen selbst.«
Tibbs trank einen Schluck. Seine Kehle war trocken vom vielen Sprechen. »Sie haben mir sehr geholfen«, sagte er, als er sein Glas geleert hatte. »Haben Sie eine Ahnung, wer Dr. Roussel getötet haben könnte?«
McCormack lehnte sich zurück und dachte nach. »Nein«, versetzte er schließlich. »Ich habe einen Verdacht, doch er ist nicht objektiv, und ich besitze keinerlei Anhaltspunkte, um ihn zu stützen.«
Tibbs stand auf. »Falls es erforderlich sein sollte, nochmals mit Ihnen zu sprechen, kann ich
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