Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
Vom Netzwerk:
vermeiden. Angeblich wüssten nicht einmal die Amerikaner, um was es bei Mengeles Versuchen ging. Die bizarre Geschichte, die man sich vom Doktor und Stalin erzählte, schoss ihr durch den Kopf. Sie handelte auch von einem Zuchtprogramm. Statt Affen züchteten sie dieses Mal Zwillinge. Anscheinend steckte wirklich ein Funken Wahrheit hinter dem, was man sich über den Alten erzählte.
    Das einzige, was den Junkie auszeichnete, war, dass er die Substanzen vertrug, die man ihm verabreichte. Was konnte man mit so einem Menschen anfangen? Eine Armee immuner Soldaten? Quatsch. Was wenn der Assistent die Antwort auch nicht kannte? Konnte man überhaupt jahrelang an etwas arbeiten, ohne zu verstehen, um was es dabei ging? Naja, sie hatte das jedenfalls getan.
    Nach den Nachrichten folgte eine Sendung über den drohenden Klimawandel. Leute wie Dennis arbeiteten in diesem Bereich. Sie machten Lobby-Arbeit für die großen Energiekonzerne und diskreditierten Wissenschaftler, die für einen Umschwung im Denken der Politiker sorgen wollten. Der Klimawandel war Fakt, aber die Politik dachte, sie könne den Wandel ‚gestalten‘. Dennis hatte ihr versichert, dass das nicht so kommen würde. Dennis und die anderen würden die Diskussion solange aufrecht halten, bis es zu spät war. Standen die Metropolen der Erde einmal unter Wasser, gab es kein Zurück mehr. New York, London, Venedig, Hong Kong, Hamburg, Paris, Holland, ja, ganze Länder und ganze Völker wären ihres Bodens beraubt. Krieg war die Folge. Man wusste es, trotzdem machten kurzfristige Wirtschaftsinteressen jeden ernst gemeinten Versuch zu Nichte, den CO 2 -Ausstoß zu verringern. Die Krise, also die Finanzkrise, die Bankenkrise, die Eurokrise, das alles kam wie gerufen.
    Heute glaubten die meisten Menschen sogar daran, dass der Wandel kommen würde und nichts hatte sich geändert. Sie jagten weiterhin in spritschluckenden Schiffen über die Straßen. Bald würden die Weltmeere übersäuert und geplündert und die Wälder gebrandschatzt sein. Ein wüster Planet würde zurückbleiben. Rohstoffkriege würden folgen, um Kontrolle über die knappen Ressourcen zu erhalten. Und trotzdem war das noch lange nicht die Apokalypse, denn all das würden diese Kakerlaken überleben und zwar scharenweise.
    Klar, sie würden nie mehr zum Mond fliegen, aber das wollten die überhaupt nicht. Lieber hingen sie in Shopping Malls ab, um irgendwelchen Blödsinn zu konsumieren. Es war schon erstaunlich, die Leute lachten heutzutage, wenn sie hörten, dass man früher die Wilden mit Glasperlen abgespeist hatte. Aber was war der Unterschied zwischen dem Schnickschnack von heute und Glasperlen? Sie wollten nicht begreifen, dass man dasselbe mit ihnen tat.
    Sogar wenn es zu einem Atomkrieg kam, würden sie überleben. Irgendwo, versteckt in den tiefen Höhlen Asiens, Afrikas oder den USA. Dann, wenn das gröbste ausgestanden wäre, würden sie wieder ausschwärmen und sich vermehren, bis der ganze Erdball erneut unter ihren kleinen Füßen erzitterte. Nein, der Klimawandel war nur der Anfang, allenfalls ein Omen. Man musste gründlicher vorgehen.
    Marie blickte auf die Uhr, eine halbe Stunde war vergangen. Die Zeit verging wie im Flug, wenn man an die richtigen Dinge dachte.
    Sie positionierte sich an Steinmetz Wagen. Er sollte keine Gelegenheit finden, sie abzuwimmeln. Eine weitere viertel Stunde später stand er auch schon an der Ausgangstür, wo er sich überfreundlich von dem Hitlermädchen verabschiedete.
    ‚Ach, mein lieber Volksgenosse, bitte beehren sie uns bald wieder‘, legte sie dem Mädchen die Worte in den Mund. ‚Dann hebe ich aber ganz sicher mein Röckchen für sie hoch‘.
    ‚Mein Gewehr ist immer geladen und schussbereit, Fräulein Braun.‘
    ‚Ach, Sie Charmeur.‘
    Beide lachten und trennten sich endlich voneinander. Nun aber zack zack, zurück zum Auto. Genau, links, rechts, links, rechts. Marie drehte ihm den Rücken zu, um den Überraschungseffekt beizubehalten.
    ***
    „Na, was für eine Überraschung, Marie. Sie hier? Sie haben bestimmt mein Auto hier stehen sehen und sich gedacht, da sagen wir dem Onkel Doktor mal Hallo.“
    Marie täuschte ein herzliches lachen vor. Onkel Doktor? Wirklich keine bessere Masche?
    „Sie haben es erfasst, Herr Doktor Steinmetz. Und ist der liebe Onkel Doktor angenehm überrascht?“
    „Natürlich freue ich mich darüber, eine so attraktive Frau wiederzusehen.“
    „Das sagen Sie bestimmt zu allen Frauen, Sie

Weitere Kostenlose Bücher