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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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Charmeur.“
    „Aber nein, wo denken Sie nur hin?“
    „Ach, wissen Sie, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass Ihr Chef Sie nicht mit mir reden lassen würde.“
    „Ach, der gute, alte Doktor. Wissen Sie, ich bin doch kein kleiner Junge mehr! Ich habe den gutgemeinten Rat eines, bei allem Respekt, älteren Herrn wirklich nicht nötig.“
    „Na, das nenne ich mal Rückgrat. Der Doktor kann doch so, ehm, überzeugend sein. Naja, ich für meinen Teil, schätze Männer, die ihren Mann stehen können.“
    „Vielen Dank. Unter uns, ich stehe gerne meinen Mann.“
    Er zwinkerte, sie kicherte.
    „Hey, ich will Sie nicht länger als nötig aufhalten. Ihre Mittagspause ist sicherlich bald zu Ende und der Doktor erwartet Sie bereits sehnsüchtig.“
    „Ach, nun lassen Sie doch bitte den Doktor aus dem Spiel“, sagte er.
    „Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“
    „Ah, ich fürchte, dass kann ich nicht auf mir sitzen lassen … aber vielleicht würde ich Ihnen verzeihen, wenn Sie mit mir Essen gingen. Würden Sie mir die Ehre erweisen, Marie?“
    „Oh, Herr Doktor, ich hatte schon Angst Sie würden nie fragen!“
    „Ah, dann wäre die Sache ja geritzt. Sagen wir um acht. Oder wann hätten Sie Zeit? Ist es Ihnen denn zu früh?“
    „Nein, das ist nicht zu früh. Heute Abend? Hört sich gut an. Wo sollen wir uns denn treffen?“
    „Ich könnte Sie ja holen kommen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
    „Sie sind ja ein richtiger Kavalier.“
    „Ich komme nun mal aus einem guten Stall.“
    „Haha, na, das will ich doch hoffen.“
    „Eine Sache noch, liebe Marie. Nenn mich doch bitte Fritz.“
    „Ich glaube, das ist eine gute Idee, Fritz. Um Acht Uhr dann? Ich schreibe dir schnell noch die Adresse auf.“
    ***
    Das Treffen hätte kaum besser verlaufen können, Steinmetz war direkt auf sie angesprungen und der Doktor hatte ihm nicht den Umgang mit ihr verboten oder Steinmetz hatte keine Angst vor ihm. Sollte letzteres zutreffen, waren die Tage des Assistenten gezählt.
    Menschen waren nützliche Werkzeuge, solange sie gehorchten. Entglitten sie dem Einfluss, verloren sie ihren Nutzen und wurden entsorgt. So oder so, wenn sie sich nicht all zu dumm anstellte, würde sie herausfinden, was die beiden Doktoren mit dem Junkie vorhatten.
    Fritz, sollte sie ihn nennen! Sie musste laut lachen. Der Mann war zum brüllen komisch. Wirklich, er schien von einem anderen Planeten zu kommen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie beim Sex immer zu ‚Fritz, du Hengst‘ rufen würde. Sie hoffte, dass er wenigstens wie ein Hengst bestückt war. Der Junkie war es jedenfalls nicht. Er war auch ansonsten ein ziemlicher Reinfall. Sebastian suchte eine fürsorgliche, mütterliche Person und keine Geliebte. Er kam mit seinen psychischen Problemen nicht zurecht. Klar, jeder Mensch hatte so einen Schaden, nur war der eine amüsant und der andere langweilig.
    Es war schon eigenartig, dass der alte Sack ihren Fritz nicht an die kurze Leine genommen hatte. Lag da irgendetwas im Busch? Vielleicht würde er sie später kontaktieren und zur Sau machen. Man könnte ihr Vorgehen als Verrat werten, zumindest den Regelbruch ahnden. Ihr wurde klar, dass sie unter Umständen zu weit gegangen war. Er hatte kaum die ganze Zeit ein riesiges Geheimnis aus dem Projekt gemacht, um sie dann mit solch einer plumpen Aktion ungestraft davonkommen zu lassen. Marie entschied sich abzuwarten und zu sehen, was ihr heutiges Date mit sich bringen würde.

VIII
    Ihr weißer Ritter, wilder Hengst oder wie auch immer er sich selbst vorkam, stand um Punkt Acht vor ihrer Haustür. Er brachte ihr Blumen mit, lobte ihre vorzügliche Kleiderwahl und geleitete sie zu seinem Wagen. Den Mittelklassewagen, den er zur Arbeit mitnahm, hatte er mit einem Roadster getauscht. Wie zu erwarten, war das Auto in einem tadellosen Zustand. Sauberkeit und Ordnung hatten viel über den Charakter eines Menschen zu sagen. Meistens war penible Sauberkeit das erste Anzeichen für einen Spießer und sie hatte gelernt bei Steinmetz vom Schlechtesten auszugehen. Bei jeder normalen Frau hätten nun die Alarmglocken läuten müssen. Marie hatte aber nicht mit den Problemen normaler Frauen zu kämpfen.
    Während der ganzen Fahrt lief Teleman. Wollte er sie beeindrucken oder hörte er wirklich Klassische Musik? Dann hätten nämlich zum zweiten Mal die Glocken läuten müssen. Na gut, er hätte auch Wagner hören können. Haha, das wäre zu absurd gewesen, den Ritt der Walküren hörend zum ersten

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