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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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viel und er dachte wohl, dass ihre gute Laune vom vielen Champagner herrührte. Als Marie sich gar nicht mehr halten konnte vor Lachen, nahm er ihr das Glas weg und machte sich über sie her.
    Ob er wohl dachte, dass seine Ahnen sich von Walhalla aus, in seinem Körper vereint, durch sie durchwühlten? Wie hieß der Ur-Ur-Ur-Uropa nochmal? Wilhelm hieß er. Genau. Still feuerte sie den alten Willi an, hätte am Liebsten laut ‚Go Willi GO‘ geschrien. Leider musste sie das Schauspiel aufrechterhalten, der Willi vom Fritz hätte sonst bestimmt schlapp gemacht.
    Jeder Mann mochte es, wenn die Frau, die er vögelte, stöhnte und Marie war eine gute Stöhnerin. Nicht zu viel, nicht zu wenig, mal erregend, dann wieder herausfordernd. Sie war wie einer dieser Trommler auf einem Sklavenschiff, sie gab das Tempo vor und ließ ihrem Partner die anstrengende Arbeit des Ruderns, zumindest in besseren Fällen wie diesem. Andere Männer waren nämlich von der passiven Sorte, die keine Ahnung von nichts hatten. Die machten in der Regel auch schnell schlapp. Ihre Partner kamen ihr wie Tiere vor. Wie die Affen, welche sie ja waren, machten sie beim Sex gerne komische ‚ehehehehehehhheheee‘ Laute.
    In den folgenden Wochen machte sie alles mit, was der Assistent von ihr wollte, ohne ihr Ziel zu erreichen. Das war nicht weiter tragisch, denn bei der Honigfalle ging es um das richtige Timing. Sie musste Nähe zu ihm aufbauen, er musste ihr Vertrauen und eine stärkere Bindung zu ihr eingehen, als er sie mit seinem Chef hatte.
    Sie bekundete Interesse an seiner Arbeit, Steinmetz wiegelte sie ab. Es sei langweiliges Zeug, da müsse man schon studiert haben und Wissenschaftler sein. Hinter der Formulierung steckte doch der Alte, denn sinngemäß hatte er ihr das Gleiche gesagt.
    Anstatt das Handtuch zu werfen, wurde Marie immer heißer darauf zu erfahren, was vor sich ging. Wieso, verdammt noch mal, machte er plötzlich so ein Geheimnis aus der Sache? Marie beschlich das ungute Gefühl, blindlings in eine Falle des Doktors gelaufen zu sein. An Abbruch war jedoch nicht mehr zu denken.
    ***
    Nach und nach blühte Onkel Steinmetz richtig auf, anscheinend hatte er schon lange keine Gelegenheit mehr gehabt seine Phantasien auszuleben. Merkwürdige Spiele ließ er sich da einfallen. Er hatte eine ganze Sammlung an Kostümen und anderes Zeugs auf Lager, Spielzeug eben. Fritzchen bestätigte dann auch, dass er in den letzten Jahren zu beschäftigt gewesen war, um Spaß zu haben.
    “Die langen Arbeitszeiten haben mir keine Zeit gelassen, eine geeignete Partnerin zu finden“, sagte er peinlich berührt. “Ich kann mich halt nur auf Frauen einlassen, die meinen Spieltrieb mit mir teilen“, erklärte er sich.
    “Ich verstehe“, versicherte sie ihm.
    „Aber das lange Warten hat sich bezahlt gemacht, endlich habe ich eine Gleichgesinnte … eine wahre Seelenfreundin gefunden.“
    „Mir geht es doch genauso, Fritz!“, erklärte sie.
    „Der Doktor hat mich ausdrücklich angewiesen, mir mehr Freizeit zu gönnen“, sagte er.
    „Er ist schon ein guter Kerl. Nach außen hart, aber innen drin butterweich“, meinte sie.
    „Ich weiß, Marie … aber weißt du“, er schluckte, „er hat sich bei mir für die gute Zusammenarbeit bedankt.“
    Er war nun den Tränen nahe.
    „Ach, Fritz, mein guter Fritz!“, sagte sie und nahm ihn in den Arm.
    „Der Doktor hat sich noch nie bei mir bedankt!“, gestand er.
    „Ist ja gut“, tröstete sie ihn.
    „Aber so ist es leider mit den Genies dieser Erde, sie verlangen von ihren Weggefährten ständig ein Höchstmaß an Fleiß und sehen trotzdem nur die Fehler, die man macht!“, jammerte er.
    „Och“, machte sie.
    „Das ist alles diesem Wunderkind … Sebastian … zu verdanken“, schluchzte er. „Er ist ein Geschenk der Götter.“
    „Dann habe ich ja richtig Glück gehabt, dass ich dir nicht vorher begegnet bin, so beschäftigt wie du warst, da wäre ich bestimmt abgeblitzt“, meinte Marie.
    „Jaaa, so wäre es gewesen“, antwortete er.
    Was für ein eingebildeter Idiot, dachte sich Marie.
    „Sebastian ist mir nie wie ein Wunderkind vorgekommen, eher wie ein Langweiler“, sagte sie. „Was ist denn das Besondere an ihm?“, fragte sie vorsichtig.
    „Ach, das würdest du nie verstehen“, erwiderte Steinmetz.
    Du Hurensohn, dachte Marie und sagte: „Nein, ich bin ja auch kein Genie wie der Doktor … und du.“
    Trotz der erneuten Abweisung spürte Marie ganz deutlich, dass es nicht mehr

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