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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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Menschen? Sie weigerten sich schlicht und ergreifend Kinder in die Welt zu setzen. Sie waren einfach zu doof um zu kapieren, was der Sinn des Lebens war. Sie fanden zwar das Loch, das es zu stopfen galt, aber sie brachten es nicht fertig, das Loch mit Nachkommen zu füllen.
    Zu den Alten und Doofen kamen noch diese kack Versehrten. Solche sinnentleerten Wesen liefen ihm täglich über den Weg. Sie lebten ein Schattendasein, waren Gefangene einer gestörten Parallelwelt. Hier war kein Platz für sie! Hier war aber auch kein Platz für die Gesunden und die Willigen, korrigierte er sich. Auslöschen, die ganze Scheiße das Klo herunterspülen. Diese Kloaken Geschöpfe! Wieso steckte er eigentlich dauernd sein Ding in diese Golems aus Unrat? Weil er nicht anders konnte. Sein Schwanz war eine heilige Lanze im Krieg gegen die Frevler!
    ***
    Dennis hatte ihm den Schlüssel zu einer neuen Wohnung übergeben. Die war um einiges luxuriöser und komfortabler als die Wohnung, die er mit Marie bewohnt hatte. Es war eine Geste der Anerkennung und er merkte, dass seine Familie seinem Treiben nicht länger im Weg stand, nein, sie bestätigten und animierten ihn regelrecht.
    Marie besuchte ihn von Zeit zu Zeit, wenn ihm das Bargeld ausging oder wenn sie gerade zufällig in der Gegend war. Die Stimmung war dann allerdings nie prickelnd, eher bedrückend. Caspar verstand nicht, wieso er sie jemals aufregend gefunden hatte. Sie lebte nur für ihre Arbeit und wenn sie nicht arbeitete, schaute sie sich irgendwelche Filme an. Filme waren ihre Religion. Sie schien jeden Film zu kennen und konnte zu fast jedem eine triviale Geschichte erzählen. Marie achtete dabei auf absurde Details wie Nummern von Hotelzimmern, die Anzahl irgendwelcher Säulen und fand es unerhört wichtig, ob und wo eine Sonne zu sehen war. Manchmal glaubte Caspar, dass sie sich das alles aus der Nase zog. Mal im Ernst, wer würde sich so viel Mühe machen?
    Caspar war froh, den Flimmerkasten schon lange hinter sich gelassen zu haben. Er wollte Ärsche und Titten in natura sehen und die Stadt mit all ihren Düften und optischen Reizen faszinierte ihn weitaus mehr. Eigentlich lebte Marie das Leben einer kleinen, grauen Maus. Sie war nicht besser als die frigiden Dinger, denen er mitunter auf der Straße begegnete. Er hatte nur Spott übrig für diese Weiber in ihren uninformierten Anzügen, die eine auf wichtig taten, wenn sie in irgendwelchen Glaspalästen verschwanden. Es waren Orte, wo man die Sterilität wie in einem Tempel oder Kloster zelebrierte. Dort herrschte der Charme von Chrom, Edelstahl und Glas — es waren bloß überdimensionierte Abtreibungskliniken.
    Die besser Betuchten tranken ihren Champagner und begriffen nicht, dass sie ihr eigenes Grab schaufelten. Denn während sie weniger wurden, wurden sie schleichend von den Massen der Doofen ersetzt. Vielleicht weil sie alle zu beschäftigt waren Kacke zu produzieren und zu verwalten? Diese bekackten Typen und Schlampen beschäftigten sich der Karriere willen mit Kacke und zwar allein aus der Hoffnung heraus, eines schönen Tages noch mehr Kontrolle über noch mehr Kacke zu erlangen.
    Manchmal übernachtete Marie auch in seiner Wohnung. Während er sich austobte, trank sie Wodka und guckte, was sonst, in die Röhre. Die Frauen, die er zuweilen mit nach Hause brachte, schreckte ihre Anwesenheit ab. Nur die abenteuerlustigen und experimentierfreudigen unter ihnen fragten ihn oder direkt Marie, ob sie nicht Lust hätte mitzumachen, was diese wiederum gelangweilt abtat oder völlig ignorierte.
    ***
    Es war ein Vergnügen, ein elendes Stück von der Straße aufzugabeln, ihr Geld zu geben und es dann wieder auf die Straße zu setzen und genau zu wissen, dass man dem Ding keinen Gefallen getan hatte. Manchmal sah er in deren Augen etwas aufglühen, je nachdem, was er ihnen vorher sagte. Man musste nur den richtigen Knopf drücken und ihnen das Gefühl geben, ein Mensch zu sein. Dann machte es um so mehr Spaß, ihnen weh zu tun. Er schenkte ihnen das kleine Glück, eine magere Portion Hoffnung, nur um es ihnen dann wieder aus den Händen zu reißen. Ihre Gesichter fielen ein und die Augen, die zuvor noch gefunkelt hatten, verließ der Glanz. Caspar gefiel die Idee, es könne sein Verdienst sein, dass sie ganz kaputt gingen.
    Manchmal half es den Vater oder die Mutter anzusprechen. Mit scheinbar belanglosen Kommentaren konnte man das Gegenüber testen und Schwachstellen in der Verteidigungsmauer finden. Fand er die

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