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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Sonderkommando fehlgeleitet hatte. Der wahre Täter konnte entkommen. Es hatte die Truppe zwei weitere Jahre gekostet, um ihn festzunageln. “Wir können nicht beweisen, dass sie lügt”, sagte Allie mit Nachdruck. “Tatsächlich können wir im Augenblick überhaupt nichts beweisen. Joe hat die Stelle markiert, wo Grace gegraben hat, und wir haben sogar einen Bagger zur Farm bringen lassen. Und was haben wir mit dem ganzen Aufwand zutage gefördert? Die Überreste des alten Hofhundes, der gestorben war, bevor Barker überhaupt vermisst wurde. Das war’s.”
    “Wir?”, höhnte Hendricks.
    “Die Polizei”, korrigierte sie sich.
    “Ich war dabei”, warf Hendricks sich in die Brust, “und ich sage Ihnen, als wir die Knochen entdeckt haben, war Grace sich absolut sicher, dass wir Barker gefunden hatten. Sie hätten sie sehen sollen! Sie ist fast in Ohnmacht gefallen, als wir den Schädel ausgegraben haben.”
    “Sie hat vielleicht gedacht, es wäre ein Beweis dafür, dass irgendjemand aus ihrer Familie ihren Stiefvater umgebracht hat. In ihrer Aussage sagt sie zumindest, dass sie genau das gedacht hat.” Allie ließ den Bericht auf den Betonboden fallen. “Herauszufinden, dass man eng mit einem Mörder verwandt ist, ist für die meisten Menschen ein Schock.”
    “Ich vermute viel eher, dass sie längst wusste, dass ihr Bruder den Mord begangen hat, und jetzt Angst bekam, dass man ihn drankriegen würde.”
    Allie streckte ihre Beine aus, die sich vom langen Sitzen im Schneidersitz verkrampft hatten. “Aber warum haben wir dann keine menschlichen Überreste gefunden?”
    “Weil Clay die Leiche weggeschafft hat, bevor wir an den besagten Ort kamen. Deshalb.”
    “Hat Clay Sie beim Graben beobachtet?”, wollte sie wissen.
    “Yes, Sir. Niemand betritt sein Grundstück, ohne dass er es mitkriegt. Und besser ist es ohnehin, man holt sich vorher eine Zutrittsgenehmigung – egal, ob man einen Durchsuchungsbefehl dabeihat oder nicht. Es ist riskant, ihn zu überrumpeln.”
    Endlich interessiert an dem, was Hendricks sagte, legte Allie den Bericht beiseite, den sie gerade gelesen hatte. “Wirkte er nervös? Erschrocken? Wie Grace?”
    “Wie hätte man das erkennen sollen? Der Mann ist doch aus Stein.”
    Allie dachte an das leise Anzeichen von Verletzlichkeit, das sie letzte Nacht an ihm bemerkt hatte, an seine Verwirrung und Beschämung, an die siedende Wut und die Verbitterung. Er hatte versucht, mit ihr zu flirten, um das Unbehagen aufzulösen, das sie beide gespürt hatten. Ganz unsensibel konnte er also nicht sein.
    “Er ist genauso ein Mensch wie wir alle”, entgegnete sie.
    “Nein, ist er nicht. Ich könnte ihm eine entsicherte Pistole direkt zwischen die Augen halten – und er würde mich auffordern zu schießen. Ich habe noch nie einen abgeklärteren Scheißkerl gesehen.”
    Clay war abgeklärt, das stimmte. Aber Allie vermutete, dass das Leben ihn entsprechend geformt hatte. Wie sonst hätte er das permanente Misstrauen, den Verdacht, die Zweifel, die ewigen Feindseligkeiten und Stänkereien über so viele Jahre aushalten können? Allie wunderte sich nur, warum er nicht so weit wie möglich von Stillwater weggezogen war. Was hielt ihn noch hier? Die Farm? Immerhin hatte Irene, als Barkers Ehefrau, sie nach dem Verschwinden ihres Mannes geerbt. Und als Clay mit der Schule fertig war, hatte sie sie ihm überlassen. Allie wusste nicht, welche Abmachung Clay mit seiner Mutter und seinen Schwestern bezüglich des Besitzes getroffen hatte, aber er hätte ihn bestimmt ohne Weiteres verkaufen, seine Familie auszahlen und sich anderswo ein Stück Land kaufen können. An einem Ort, an dem niemand je von dem verschwundenen Reverend gehört hätte.
    “Warum, glauben Sie, bleibt er hier in Stillwater?”, fragte sie. Erklären würde es sich dann, wenn er Barker tatsächlich getötet und auf der Farm vergraben hätte. Aber wenn er unschuldig war …
    “Wo sollte er sonst hingehen?”, gab Hendricks zurück.
    “Es muss doch Orte geben, an denen er willkommen wäre. Er ist jung, stark und attraktiv. Wenn das Verschwinden des Reverends nicht einen Schatten auf ihn werfen würde, wäre er ein vollkommen unauffälliger, durchschnittlicher Bürger.”
    Hendricks wischte sich den Schweiß von der Stirn. “Vermutlich bleibt er wegen seiner Familie hier.”
    Warum ziehen sie nicht
alle
von hier fort?, fragte sich Allie. Molly, mit dreißig Jahren das jüngste von Irenes Kindern, hatte Stillwater sofort nach der

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