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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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gewesen; die Bibel war inzwischen Madeline übergeben worden. Das Interessante an der Sache: Joe behauptete, er habe die Bibel auf einem Campingplatz am Pickwick-See gefunden, wo, daran hielt er fest, Grace Montgomery sie vergraben habe.
    Die Akten bestätigten, dass Kennedy Archer während des fraglichen Monats einen Platz auf dem Campingplatz gemietet hatte. Kennedy hatte bereits zugegeben, dass Grace und die beiden Jungs mit ihm zusammen dort gewesen waren. Aber sowohl er als auch Grace stritten ab, irgendetwas über die Bibel zu wissen. Interessanterweise hatte Joe eine Nacht mit ihnen gecampt, und obwohl Joe und Kennedy früher einmal gute Freunde gewesen waren, zeigten sie nun mit dem Finger aufeinander. Joe behauptete, Grace habe Barkers Bibel versteckt, und Kennedy wiederum beschuldigte Joe, sie selbst versteckt zu haben, um die Sache anschließend Grace anzuhängen.
    Allie konnte sich durchaus vorstellen, dass Kennedy aus Liebe zu seiner Frau gelogen hatte. Aber ebenso plausibel fand sie die Vorstellung, dass Joe die Polizei mit fingierten Beweisen versorgt hatte. Joe war fest davon überzeugt, dass die Montgomerys für den Tod seines Onkels verantwortlich waren, und wollte sie dafür büßen sehen. Wahrscheinlich befürchtete er, schon viel zu lange gewartet zu haben. Aber die Bibel war überhaupt erst letzten Sommer aufgetaucht. Davor hatte sie jahrelang – seit dem Verschwinden des Reverends – niemand mehr gesehen. Wenn Joe sie vergraben hatte, woher hatte er sie dann überhaupt?
    Allie machte sich eine Notiz. Sie wollte Madeline bitten, sich den Bericht einmal anzusehen.
    Hendricks spuckte in den Mülleimer hinter Allie, was diese aus ihrer Vertiefung riss.
    “Ich muss doch bitten!”, rief sie angeekelt.
    “Was bitten?”, fragte er und zeigte auf ihr Notizbuch. “Was schreiben Sie da?”
    Würde er weggehen, wenn sie ihn einfach ignorierte?, fragte sie sich hoffnungsvoll. Aber so viel Glück hatte sie nicht. Ihr Schweigen ermutigte ihn nur, sich nach unten zu beugen und ihr über die Schulter zu linsen.
    “Wenn … Joe … die Bibel auf dem … Campingplatz … gefunden hat, wie er … behauptet, … woher wusste er … dann, wo er … graben … muss?” Hendricks las langsam, weil er Mühe mit ihrer Handschrift hatte. “Woher sonst … könnte … er … sie … haben? Wer hat sie … jetzt?”
    “Hendricks, haben Sie nicht …”, begann Allie, aber er unterbrach sie.
    “Das kann ich Ihnen auch gleich beantworten.” Er lehnte sich gegen den Türrahmen. “Es ist genauso, wie Joe sagt: Grace hat Barkers Bibel an sich genommen, nachdem Clay ihn umgebracht hat.”
    “Aber warum hätte Grace sie so lange behalten sollen? Sie war stellvertretende Staatsanwältin, Herrgott noch mal, und sehr erfolgreich in ihrem Job. Glauben Sie nicht, sie hätte sich schon viel eher von einem Gegenstand getrennt, der sie zu einer Hauptverdächtigen gemacht hätte? Was, wenn man die Bibel bei ihr gefunden hätte?”
    “Vielleicht hat sie sie einfach nur vom alten Versteck in ein neues gebracht?”, schlug Hendricks vor. “So wie sie auch versucht hat, Reverend Barkers Leiche umzubetten.”
    “Es gibt keinen Beweis dafür, dass sie irgendjemandes Leiche umgebettet hat”, wies Allie ihn zurecht.
    “Was glauben Sie denn, was sie mitten in der Nacht mit einer Taschenlampe und einer Schaufel auf der Farm gemacht hat?”
    “Mal sehen.” Allie blätterte durch die Papiere, fand die Aussage, die sie nur ein paar Minuten zuvor gelesen hatte, und zitierte Grace: “Nachdem so viele Leute meine Mutter und meinen Bruder beschuldigen, meinen Stiefvater getötet zu haben, wollte ich endlich selbst nachschauen, ob er hinter der Scheune vergraben ist.”
    “Ja, genau.”
    “Sie wollte nicht am helllichten Tag nachschauen, damit niemand mitbekam, dass sie an ihrer eigenen Familie zu zweifeln begann. Außerdem: Wenn sie von ihrem Vorhaben gewusst hätten, hätten sie wahrscheinlich versucht, sie aufzuhalten. Das macht doch Sinn.”
    “Ist mir egal. Ich glaube ihr nicht.”
    Allie wusste selbst nicht, ob sie Grace glauben sollte, aber sie wollte auch nicht einfach unbesehen die Schlussfolgerungen aller anderen übernehmen. Wenn man bei einer Ermittlung von einem vorgefassten Standpunkt ausging, dann übersah man meist die offensichtlichsten Hinweise. Das hatte sie auf schmerzliche Weise in Chicago lernen müssen: Sie war sich so sicher gewesen, einen Serienvergewaltiger aufgespürt zu haben, dass sie das gesamte

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