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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Körper mit dem von Beth Ann zu vergleichen.
    “Was ist los?”, fragt er.
    Sie zog beim Aufstehen das Laken vom Bett und wickelte sich hinein. “Es ist kalt hier drinnen.”
    Er runzelte die Stirn. “Du willst nicht, dass ich dich nackt sehe.”
    Ihm entging aber auch gar nichts. Allie spürte, wie sie rot wurde, und blickte zur Seite. “Wir haben uns die halbe Nacht geliebt. Du konntest mich also schon ausgiebig anschauen.”
    “Ich habe dich gespürt”, stellte er klar. “Gesehen habe ich dich nicht.”
    Nimm das, was Beth Ann zu bieten hat, und halbiere es, hätte Allie fast gesagt. Doch sie wollte ihre Unsicherheit nicht preisgeben. “Mir ist zu kalt.”
    “Ich hätte nie gedacht, dich einmal verlegen zu sehen,
Officer.”
    “Das bin ich nicht!”
    Er setzte sich auf, lehnte sich gegen das Kopfbrett des Bettes und warf ihr einen skeptischen Blick zu.
    “Ich bin nicht … wie hast du mich noch gleich genannt? Brav und anständig?”
    “Die Art, wie du dich hinter dem weißen Laken verschanzt, ist aber nicht wirklich überzeugend.”
    “Weißt du, wer auf dich geschossen hat?”, versuchte sie, das Thema zu wechseln. In der Nacht hatte sie ihm kurz von ihrer vermissten Pistole und der Nachricht auf dem Tisch erzählt. Aber dann waren sie zu beschäftigt gewesen, um das Thema zu vertiefen.
    “Keine Ahnung.” Ein schiefes Lächeln lag auf seinem Gesicht. “Also bin ich Nummer zwei.”
    Sie ahnte, dass er sich auf die Zahl der Männer bezog, mit denen sie bisher geschlafen hatte. Ihrem Gefühl nach war er die Nummer eins, und sie war sich ziemlich sicher, dass er lange auf dieser Position bleiben würde. Etwas auch nur annähernd Vergleichbares wie letzte Nacht hatte sie noch nicht erlebt. Aber das würde sie ihm natürlich nicht sagen. “Hör auf, dich zu brüsten.”
    “Ich brüste mich gar nicht. Ich frage mich, warum ausgerechnet ich mich so glücklich schätzen darf.”
    “Da fragst du noch? Du hast geblutet. Ich hatte Mitleid mit dir”, konterte sie grinsend.
    Clays blaue Augen sprühten Funken. “Und was kann ich tun, um noch einmal dein Mitleid zu erregen?”
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. “Wenn du noch mal das Gleiche bieten kannst wie gestern Abend, lasse ich mit mir reden.”
    “Es würde sogar noch besser gehen, wenn du das Laken fallen lässt.”
    “Nein.”
    “Und was, wenn ich es fallen lasse?”, neckte er sie.
    Allie bemerkte die Leidenschaft in seiner Stimme. Sie hatte vermutet, dass die vergangene Nacht etwas Einmaliges bleiben würde, den außergewöhnlichen Umständen geschuldet, die ihre übliche Zurückhaltung aufgehoben hatten. Aber offenbar wollte Clay sie erneut. Jetzt und hier.
    Und sie wollte ihn. Genau wie es Beth Ann vorausgesagt hatte.
    Erschrocken darüber, wie sehr er ihr mit nur einem einzigen Blick weiche Knie machte, hielt sie den Atem an. Fast hätte sie das Laken fallen gelassen und wäre zu ihm ins Bett gesprungen. Aber in ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken. Sie war letzte Nacht zu weit gegangen. Zu weit, was ihren Job und ihr emotionales Gleichgewicht betraf.
    “Wir haben ein paar Dinge zu besprechen.” Sie zwang sich, ihren Blick abzuwenden und sich auf den Schuss zu konzentrieren, der in der Nacht gefallen war. “Hast du irgendwelche Drohbriefe bekommen? Irgendwelche Anrufe?”
    Verblüfft nahm er ihren abrupten Wechsel ins Professionelle zur Kenntnis. “Nein.”
    Sie tauchte ein frisches Geschirrtuch in den Kochtopf mit dem Wasser und rieb seinen Arm damit ab.
    Er sagte kein Wort, aber sie spürte, wie er seine Mauern langsam wieder hochzog. In der Nacht hatte sie eine andere Seite von Clay kennengelernt, eine warme, gefühlvolle Seite, die er wahrscheinlich nicht vielen Leuten zeigte. Es fiel ihr schwer, zuzusehen, wie er sich wieder in den distanzierten, zurückgezogenen Menschen verwandelte, den sie kannte. Besonders, weil sie wusste, dass er damit nur auf
ihre
Ablehnung und Distanziertheit reagierte.
    “Glaubst du, es gibt Leute, die dich am liebsten tot sähen?”, fragte sie.
    “Nach letzter Nacht tippe ich, dass dein Vater die Liste anführt.”
    “Wir reden nicht über
diesen
Teil der Nacht”, präzisierte sie und schob das nasse Handtuch und den Wassertopf beiseite.
    Er schaute finster drein. “Tun wir jetzt so, als hätte
dieser Teil
der Nacht nicht stattgefunden?”
    Sie zog es vor, nicht zu antworten. “Wenn du einen Namen nennen müsstest – wer, schätzt du, hat auf dich geschossen?”
    “Joe”, antwortete er.

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