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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Jake nicht vorgehabt, zuerst bei seiner Ausgrabungsstätte vorbeizufahren und erst dann Bloom im Rockefeller zu besuchen? Hatte er es sich, was Bloom anging, anders überlegt? Hatte er vielleicht beschlossen, nicht alleine mit den Knochen aus dem Leichentuch durch die Gegend zu fahren?
    Aber an der Ausgrabungsstätte konnte er nicht mehr sein. Es war bereits dunkel.
    Vielleicht hatte er mein Zimmer angerufen, keine Antwort erhalten und deshalb beschlossen, mit seinen Leuten zu essen.
    War ich so müde gewesen, dass ich das Klingeln verschlafen hatte? Ich bezweifelte es.
    Je mehr ich nachdachte, umso besorgter wurde ich.
    Auf der anderen Seite der Bar sah ich zwei dunkelhäutige Männer in einer Nische sitzen. Der eine war kurz und drahtig, mit Bürstenhaarschnitt und einer Lücke zwischen den Schneidezähnen. Der andere war ein Beluga, mit langen, dünnen, zu einem Pferdeschwanz zusammengefassten Haaren.
    Ich dachte an Hossam al-Ahmed. Wer war der Mann? Hatte er wirklich mein Zimmer verwüstet? Warum?
    Die Männer in der Nische tranken Saft und redeten nicht miteinander. Eine gelbe Kerze erhellte ihren Tisch. Schatten flackerten nach oben und machten aus ihren Gesichtern Halloween-Masken.
    Beobachteten mich die Männer? Oder ging meine Einbildung mit mir durch?
    Ich riskierte einen Blick.
    Der Beluga zog eine Sonnenbrille aus der Tasche, setzte sie auf und warf mir ein öliges Lächeln zu.
    Schnell schaute ich wieder auf meinen Teller.
    Nachdem ich die Rechnung abgezeichnet hatte, lief ich sofort in mein Zimmer und rief noch einmal Jakes Nummer an.
    Keine Antwort.
    Vielleicht waren seine Kopfschmerzen schlimmer geworden, und er hatte deshalb den Stecker aus der Wand gezogen und sich ins Bett gelegt.
    Weil mir nicht Besseres einfiel, legte ich mich in die Badewanne. Mein bewährtes Mittel gegen Aufregung. Aber es half nicht.
    Wer waren die Kerle in der Bar?
    Wer war Hossam al-Ahmed?
    Was war mit Courtney Purviance passiert?
    Wo war Jake?
    Wie ging es Jake? Hatte er einen Rückfall erlitten? Eine Embolie? Ein subdurales Hämatom?
    Heilige Mutter Gottes! Jetzt drehte ich völlig durch.
    Während ich mich abtrocknete, fiel mein Blick auf Ryans Telefondaten, die inzwischen trocken waren, nach der Begegnung mit der Coke jetzt allerdings braun und wellig.
    Warum nicht? Das würde mich wenigstens davon ablenken, mir Sorgen um Jake zu machen.
    Ich setzte mich aufs Bett, schaltete die Leselampe ein und starrte zum Fenster hinaus. Dünne Nebelschwaden waberten um die Spitze des Minaretts.
    Mein Fenster bot mir zwar nicht den kompletten, majestätischen Blick über Jerusalem, aber schon der Ausschnitt, den ich sah, war beruhigend. Nachthimmel. Jede Menge davon. Derselbe Himmel, der seit Urzeiten über diesem Ort hing.
    Ich richtete den Blick ins Zimmer.
    Lichtpfeile huschten über die dunkle Decke. Die Hitze des Tages hatte nachgelassen, es war angenehm kühl hier drinnen. Eine parfümierte Feuchtigkeit sättigte die Luft.
    Ich schloss die Augen und lauschte, die Ausdrucke auf den angezogenen Knien.
    Verkehr. Das Bimmeln einer Ladenglocke. Katzen beim Rendezvous im Hof.
    Eine Auto-Alarmanlage durchschnitt die Nacht mit Stakkato-Hupen.
    Ich öffnete die Augen und nahm Ryans Ausdrucke zur Hand.
    Ich kam schneller voran als beim ersten Mal. Jetzt fielen mir Muster auf, und ich erkannte mehr Nummern wieder.
    Aber das Bad war beruhigender gewesen, als ich gedacht hatte. Die Lider wurden mir schwer. Mehr als einmal entglitten mir die Zeilen.
    Ich wollte eben das Licht ausschalten, als mir eine Nummer ins Auge stach. War es nur meine Schläfrigkeit, oder stimmte hier etwas nicht?
    Immer und immer wieder ging ich die Chronologie der Anrufe durch.
    Ich spürte, wie mir das Blut ins Hirn rauschte.
    Ich griff zum Telefon und wählte Ryans Nummer.

36
    »Hier Ryan.«
    »Tempe.«
    »Wie war das Abendessen?« Gedämpft.
    »Jake ist nicht aufgetaucht.«
    Kurzes Zögern. Überraschung.
    »Ich lasse den Kadetten züchtigen.«
    »War vielleicht besser so. Ich habe in den Telefondaten etwas gefunden.«
    »Ich höre.«
    »Wann ist Ferris mit Miriam nach Boca Raton gefahren?«, fragte ich.
    »Mitte Januar.« Ryan hielt seine Antworten kurz. Ich stellte mir vor, dass er und Friedman zusammengesunken in einem dunklen Auto saßen.
    »Okay. Hier ist die Chronologie, soweit ich sie zusammensetzen konnte. Am achtundzwanzigsten und am neunundzwanzigsten September gingen zwei Anrufe vom Lagerhaus in Mirabel an das Renaissance Boca Raton Hotel. Das waren

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