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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ich nicht überzeugt.
    Was war es dann?
    Denk nach.
    Es war wie eine Fata Morgana. Je mehr ich mich konzentrierte, umso undeutlicher wurde die Ahnung.
    Zum Teufel damit.
    Ich wählte Ryans Nummer, brach dann ab. Er und Friedman hatten vollauf damit zu tun, Kaplan zu verfolgen. Ein klingelndes Handy könnte sie auffliegen lassen. Oder der Apparat war ausgeschaltet.
    Ich versuchte es bei Jake.
    Noch immer keine Antwort.
    Frustrierte knallte ich den Hörer auf die Gabel.
    Zehn nach elf. Wo zum Teufel war er nur?
    Ich versuchte, mich wieder auf die Telefondaten zu konzentrieren. Aber mein Hirn spielte nicht mehr mit.
    Ich stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Mein Blick wanderte zum Schreibtisch, zum Fenster, zu den Abbildungen auf dem Teppich. Was für eine Geschichte erzählten sie?
    Was für eine Geschichte würde Max erzählen, wenn er sprechen könnte?
    Blotnik und Kaplan redeten miteinander. Warum? Hatte Kaplan die IAA angerufen, um ihnen Informationen über das Skelett zu entlocken? Nein, das hätte höchstens Ferris getan. Kaplan war nur der Mittelsmann. War Blotnik ein potenzieller Kunde?
    Ging es Jake nicht gut? Konnte es sein, dass er bewusstlos auf dem Schlafzimmerboden lag?
    War er wütend? Hatte er sich über meine Bemerkungen zu Blotnik mehr geärgert, als er es gezeigt hatte?
    Hatte Jake Recht mit seinem Urteil über Blotnik?
    Ein furchtbarer Gedanke.
    War Blotnik mehr als nur ehrgeizig? War er gefährlich?
    Ich versuchte es noch einmal bei Jake. Wieder sprang der Anrufbeantworter an.
    »Verdammt noch mal!«
    Ich zog mir Jeans und eine Windjacke über, schnappte mir Friedmans Schlüssel und rannte die Treppe hinunter.
     
    In Jakes Wohnung war kein einziges Fenster erhellt. Der Nebel war dichter geworden, die Häuser in der Nachbarschaft waren kaum mehr zu sehen.
    Klasse.
    Ich stieg aus, eilte über die Straße und fragte mich, wie ich wohl auf das Grundstück kommen würde. Über der Mauer erkannte ich Baumspitzen, die Äste schoben sich wie verschwommene Klauen in den nächtlichen Himmel.
    Ich hätte mir keine Gedanken zu machen brauchen. Das Tor war unversperrt und stand einen Spalt offen.
    Glücklicher Zufall? Schlechtes Zeichen?
    Ich trat hindurch.
    Im Hof warf eine einzelne Birne einen kränklich gelben Lichtkegel auf das Ziegengehege. Als ich daran vorbeiging, hörte ich Bewegungen. Ich schaute kurz zur Seite und erkannte dunkle, gehörnte Umrisse.
    »Bäää«, flüsterte ich.
    Keine Antwort.
    Tiergerüche mischten sich mit den feuchten Aromen der Stadt. Kot. Schweiß. Verfaulender Salat und alte Apfelbutzen.
    Jakes Treppe war ein schmaler, schwarzer Tunnel. Schatten stießen an Schatten und bildeten einen Rosenkranz aus Umrissen. Der Aufstieg dauerte ewig. Immer wieder schaute ich hinter mich.
    An der Tür klopfte ich leise.
    »Jake?«
    Warum flüsterte ich?
    »Jake!«, rief ich laut und hämmerte mit dem Handballen.
    Drei Versuche, keine Antwort.
    Ich drehte den Knauf. Die Tür schwang nach innen.
    Angst kitzelte meine Magengrube.
    Zuerst das Tor, jetzt die Tür. Hätte Jake wirklich beides unversperrt gelassen?
    Auf keinen Fall, wenn er ausgegangen wäre. Aber schloss er auch ab, wenn er zu Hause war? Ich konnte mich nicht erinnern.
    Ich zögerte.
    Wenn Jake zu Hause war, warum antwortete er dann nicht? Warum hatte er mich nicht angerufen?
    Bilder stürzten auf mich ein. Jake, der auf dem Boden lag. Jake bewusstlos im Bett.
    Etwas berührte mein Bein.
    Ich machte einen Satz und riss die Hand zum Mund. Mit pochendem Herzen schaute ich nach unten.
    Einer der Kater starrte mich mit in der Dunkelheit glänzenden runden Augen an.
    Bevor ich reagieren konnte, schwang die Tür weiter auf. Angeln quietschten leise, und der Kater war verschwunden.
    Ich spähte durch den Spalt. Am anderen Ende des Zimmers sah ich neben dem Computer einige achtlos hingeworfene Gegenstände liegen. Trotz der Dunkelheit wusste ich, was es war. Jakes Sonnenbrille, Jakes Brieftasche. Jakes Pass.
    Und ich wusste, was das hieß.
    Ich schob mich durch die Tür. »Jake?«
    Ich tastete nach einem Lichtschalter, fand keinen.
    »Jake, bist du da?«
    Mich durch die Dunkelheit vorwärts tastend, schlich ich um die Ecke herum in das vordere Zimmer. Ich suchte eben die Wand ab, als links von mir etwas krachte.
    Während mir das Adrenalin in die Adern schoss, fand ich den Lichtschalter. Mit zitternden Fingern legte ich ihn um, und das Zimmer wurde hell.
    Der Kater stand auf der Küchenanrichte, alle Muskeln fluchtbereit angespannt.

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