Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Ferris’ Buchungsarrangements.«
»Okay.«
»Am vierten Januar ging ein Anruf an l’Abbaye Sainte-Marie-des-Neiges. Das war Ferris, der Morissonneau davon in Kenntnis setzte, dass er Max abholen wollte.«
»Mach weiter.«
»Am siebten Januar wurde bei Kaplan zu Hause angerufen. Das war Ferris, der Kontakt mit seinem Mittelsmann aufnahm. Am Zehnten wurde Kaplan noch einmal angerufen. Dann gibt es vom Sechzehnten bis zum Dreiundzwanzigsten eine deutliche Flaute in den Anrufen, die von Mirabel abgingen.«
»Ferris war mit Miriam unten im Süden.«
»Richtig. Zwei Anrufe gingen an das Hotel in Boca. Wahrscheinlich Purviance mit irgendwelchen Fragen an den Chef.
Aber jetzt pass auf. Am neunzehnten Januar wurde Kaplans Privatnummer noch einmal vom Lagerhaus aus angewählt.«
Ryan begriff sofort. »Ferris war in Florida. Er konnte es also nicht gewesen sein. Wer hat dann Kaplan angerufen?«
»Purviance?«, schlug ich vor.
»Sie führte die Geschäfte, wenn Ferris nicht da war. Aber warum sollte Purviance Kaplan anrufen? Er ist weder Kunde noch Lieferant. Und Ferris’ Geschäfte mit Kaplan waren ja nicht gerade koscher. Er hätte Purviance in diese Transaktionen doch nie eingeweiht.« Pause. »Kann es sein, dass Purviance auf eine Nachricht reagiert hat?«
»Daran hab ich auch schon gedacht. Die Daten des Lagerhauses zeigen keine Anrufe von Kaplans Privat- oder Geschäftsanschluss.«
»Also hat jemand von Ferris’ Büro aus bei Kaplan zu Hause angerufen, während Ferris in Florida war. Aber Kaplan hatte nicht im Lagerhaus angerufen, weder von zu Hause noch aus seinem Laden, was es unwahrscheinlich macht, dass Purviance Kaplan anrief als Reaktion auf eine Nachricht, die er für Ferris hinterlassen hatte. Wer zum Teufel war dann der Anrufer? Und warum hat er angerufen?«
»Ein anderer mit Zugang. Ein Familienmitglied?«
»Noch einmal, warum?«
»Scharfsinnige Fragen, Detective.«
»Kniffliges Problem.«
»Kniffliges Problem. Was Neues von Birch?«
Ich hörte Rascheln und stellte mir vor, dass Ryan sich eine bequemere Position suchte.
»Purviance ist noch immer nicht auffindbar.«
»Das ist schlecht, oder?«
»Wenn die Dame was mitgehört oder was gesehen hat, hat der Täter sie vielleicht umgebracht, damit sie nicht redet.«
»O Gott.«
»Aber die Ballistiker haben neue Erkenntnisse über die Jericho neun Millimeter, mit der Ferris umgebracht wurde. Die Knarre wurde von einem vierundsiebzigjährigen Klempner namens Ozols als vermisst gemeldet. Autoaufbruch in Saint-Léonard.«
»Wann?«
»Am zweiundzwanzigsten Januar, weniger als drei Wochen vor Ferris’ Ermordung. Birch vermutet Straßengangster. Eine Waffe beschaffen, ein Lagerhaus überfallen, dann geht was schief, und Ferris wird abgeknallt.«
Irgendwas rührte sich in meinem Unterbewusstsein.
»Laut Purviance wurde nichts Wertvolles gestohlen«, sagte ich, abgelenkt von der Meldung aus meinem Hinterkopf.
»Vielleicht sind die Gauner in Panik geraten und haben sich aus dem Staub gemacht.«
»Der Waffendiebstahl könnte auch auf sorgfältige Vorbereitung hindeuten. Jemand plante den Mord und brauchte eine Waffe. Außerdem hat Ferris zwei Kugeln in den Hinterkopf abgekommen. Das deutet eher auf einen Profi hin, nicht auf eine Schießerei in Panik.«
»Miriam war in Florida.«
»Ja«, entgegnete ich. »Das war sie.«
Im Hintergrund hörte ich eine Stimme.
»Kaplan macht sich auf die Socken«, sagte Ryan und schaltete ab.
Da ich jetzt absolut nicht mehr müde war, kehrte ich zu den Telefondaten zurück. Diesmal fing ich mit Kaplans Privatanschluss an. Die Listen vom Januar und vom Februar waren kurz.
Doch sofort erlebte ich meine nächste Überraschung.
Erster Februar. Neun-zweiundsiebzig. Die internationale Vorwahl für Israel. Null-zwei. Die Vorwahl für Jerusalem und Hebron. Die Anschlussnummer kannte ich.
Das Rockefeller. Und diesmal nicht die Zentrale.
Kaplan hatte das Büro von Tovya Blotnik angerufen. Der Anruf hatte dreiundzwanzig Minuten gedauert.
Als Ferris starb, war Blotnik also schon mindestens zehn Tage im Bilde.
Hatte ich Blotniks Nummer sonst irgendwo gesehen? War es das, was mein Unterbewusstsein mir sagen wollte?
Ich schaute noch einmal in den Daten über Ferris’ Lagerhaus für den Februar nach.
Bingo. Am achten Januar hatte Ferris die Zentrale des Rockefeller angerufen. Einen Monat später hatte er direkt Blotniks Anschluss angerufen.
War das das Signal, das mein Hinterkopf mir geschickt hatte? Irgendwie war
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