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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Eine Vase lag zerbrochen auf dem Fliesenboden, rostiges Wasser quoll heraus wie Blut aus einer Leiche.
    Die Katze sprang auf den Boden und schnupperte an der Pfütze.
    »Jake!«
    Der Kater riss den Kopf hoch und erstarrte dann, eine Pfote erhoben und abgewinkelt. Er beäugte mich und ließ ein zögerndes mrrrp hören.
    »Wo zum Teufel ist Jake?«, fragte ich.
    Die Katze verweigerte sich wie ein Betrüger bei der Steuerprüfung.
    »Jake!«
    Erschrocken rannte die Katze an mir vorbei und auf demselben Weg wieder hinaus, den sie gekommen war.
    Jake war nicht in seinem Schlafzimmer. Auch in seinem Arbeitszimmer war er nicht.
    Mein Hirn registrierte die Details, während ich durch die Wohnung sauste.
    Becher im Spülbecken. Aspirin auf der Anrichte. Fotos und Berichte nicht mehr auf dem Tisch. Ansonsten sah die Wohnung genauso aus, wie ich sie verlassen hatte.
    Hatte Jake die Knochen zu Ruth Anne Bloom gebracht?
    Ich lief in den Wintergarten und tastete nach einem Lichtschalter. Als ich ihn fand und umlegte, passierte nichts.
    Frustriert kehrte ich in die Küche zurück und wühlte in den Schubladen, bis ich eine Taschenlampe entdeckte. Ich schaltete sie ein und kehrte in den Wintergarten zurück.
    Der Schrank stand am hinteren Ende. Wo die Türen aneinander stoßen sollten, klaffte eine pechschwarze Lücke. Mein Herz verkrampfte sich.
    Mit der Taschenlampe auf Schulterhöhe, ging ich langsam darauf zu. Ich roch Klebstoff und Staub und den Schlamm von Jahrtausenden. Jenseits meines Lichtscheins verschmolzen die Schatten und bildeten merkwürdige Umrisse.
    Knappe zwei Meter vor dem Schrank erstarrte ich.
    Das Vorhängeschloss war verschwunden, und ein Türflügel hing schief in den Angeln. Ob er die Knochen darin aufbewahrte oder nicht, Jake hätte das Schloss auf jeden Fall vorgehängt.
    Und das Gartentor ebenfalls zugesperrt.
    Ich drehte mich um.
    Schwärze.
    Ich hörte das Auf und Ab meines Atems im Mund.
    Mit zwei Schritten war ich bei dem Schrank und leuchtete hinein. Fach um Fach suchte ich ab, und im harten, weißen Kegel meiner Lampe wirbelte und waberte Staub.
    Die rekonstruierten Ossuare waren noch da.
    Die Fragmente waren noch da.
    Die Knochen aus dem Leichentuch waren verschwunden.

37
    Hatte Jake die Knochen zu Bloom mitgenommen?
    Auf gar keinen Fall. Er hätte nie den Schrank offen gelassen, er wäre nie ohne Pass und Brieftasche ausgegangen, und er hätte die Tür abgeschlossen.
    Waren die Knochen gestohlen worden?
    Nur über Jakes Leiche.
    O Gott. War Jake entführt worden? Oder was noch Schlimmeres?
    Angst verursacht einen mächtigen Ansturm von Gefühlen. Eine Flut von Namen rauschte mir durchs Hirn. Die Hevrat Kadisha. Hershel Kaplan. Hossam al-Ahmed.
    Tovya Blotnik.
    Ein leises Knirschen drang durch meine Angst.
    Schritte auf Kies?
    Ich schaltete das Licht aus und lauschte mit angehaltenem Atem.
    Ein Ärmel, der am Jackenstoff streifte. Ein Ast, der über Putz scharrte. Ziegenblöken, das aus dem Hof hochwehte.
    Nur harmlose Geräusche, nichts Feindseliges.
    Ich ging auf die Knie und tastete nach dem Vorhängeschloss. Es war nirgendwo zu finden.
    Ich ging in die Küche zurück und legte die Taschenlampe wieder in die Schublade. Als ich sie zudrückte, bemerkte ich Jakes Anrufbeantworter auf der Arbeitsfläche. Das Signallämpchen blinkte in Zehnergruppen.
    Ich zählte meine eigenen Anrufe bei ihm nach. Acht, der erste gegen fünf, der letzte kurz vor Verlassen des Hotels.
    Die anderen Anrufe könnten vielleicht Aufschluss über seinen Aufenthaltsort geben.
    In Jakes Privatsphäre eindringen?
    Auf jeden Fall. Das roch nach einer ziemlich üblen Situation.
    Ich drückte auf abspielen.
    Der erste Anruf kam tatsächlich von mir.
    Die zweite Nachricht war von einem Mann, der Hebräisch sprach. Ich verstand die Worte »Hevrat Kadisha« und »isha« , Frau. Sonst nichts. Zum Glück fasste der Kerl sich kurz. Ich spielte die Nachricht immer wieder ab, bis ich die Nachricht phonetisch transkribiert hatte.
    Die nächste Anruferin war Ruth Anne Bloom. Sie hinterließ nur ihren Namen und den Hinweis, dass sie länger arbeite.
    Die letzten sieben Nachrichten waren wieder von mir.
    Die Maschine schaltete sich ab.
    Was hatte ich erfahren? Nichts.
    War Jake bereits weg gewesen, als ich das erste Mal anrief? Hatte er meine Nachricht ignoriert oder nicht gehört? Hörte er die Nachrichten mit, bevor er sich meldete? War er weggefahren, nachdem er den männlichen Anrufer gehört hatte? Zu Ruth Anne Bloom? Hatte er aus

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