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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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freien Stücken das Haus verlassen?
    Ich schaute mir die Kritzeleien in meiner Hand an.
    Ich schaute auf die Uhr. Es war jetzt nach Mitternacht. Wen sollte ich anrufen?
    Ryan antwortete nach dem ersten Klingeln.
    Ich sagte ihm, wo ich war und was ich erfahren hatte.
    Ryans Atmen verriet mir, dass er nicht gerade erfreut war über meinen Alleingang. Ich wusste, was jetzt kam, hatte aber keine Lust auf das Frage- und Antwortspiel.
    »Jake könnte in Schwierigkeiten sein«, sagte ich.
    »Moment mal.«
    Die nächste Stimme war Friedmans.
    Ich erklärte ihm, was ich wollte, und eins nach dem anderen sprach ich die Phoneme aus, die ich mir notiert hatte. Wir brauchten mehrere Durchgänge, aber schließlich klang Friedmans Hebräisch so wie die Nachricht auf dem Band.
    Der Anrufer war ein Mitglied der Hevrat Kadisha gewesen, der auf Jakes Anfrage hin zurückrief.
    Okay. Das hatte ich schon vermutet. Der nächste Teil von Friedmans Übersetzung überraschte mich.
    Eine ganze Reihe der »belästigenden« Anrufe waren von einer Frau getätigt worden.
    »Das ist alles?«
    »Der Anrufer wünscht Ihrem Freund noch, seine Hand möge ihm vertrocknen und abfallen, sollte er je wieder ein Grab entweihen.«
    Eine Frau hatte die Hevrat Kadisha angerufen?
    Ich hörte Rascheln, als Friedman das Telefon an Ryan zurückgab.
    »Du weißt, was ich jetzt von dir will.« Barsch.
    »Ja«, sagte ich.
    »Du fährst ins American Colony zurück?«
    »Ja.« Irgendwann.
    Ryan kaufte es mir nicht ab.
    »Aber zuerst?«
    »Stöbere ich hier noch ein bisschen herum, um herauszufinden, wie ich sein Ausgrabungsteam erreichen kann. Vielleicht finde ich ja eine Liste der Leute, die an dieser Stätte in Talpiot arbeiten.«
    »Und dann?«
    »Rufe ich sie an.«
    »Und dann?«
    Das Adrenalin ließ mein Hirn auf Hochtouren arbeiten. Ryans Bevormundung konnte daran nichts ändern.
    »Fahre ich direkt raus zu Arafats altem Quartier, zeige ein bisschen Bein und verschaffe mir vielleicht ein Date für den Samstagabend.«
    Ryan ging nicht darauf ein.
    »Wenn du irgendwo anders hinfährst außer ins Hotel, sag mir Bescheid.«
    »Mach ich.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Ich ruf dich an.«
    Schweigen. Ich beendete es.
    »Was treibt Kaplan?«
    »Übt für den frühen Vogel.«
    »Soll heißen?«
    »Ist zu Bett gegangen.«
    »Ihr bleibt ihm im Nacken?«
    »Ja. Hör zu, Tempe. Kann sein, dass Kaplan nicht unser Schütze ist. Wenn das so ist, dann ist es jemand anders.«
    »Okay. Ich fahre nicht nach Ramallah.«
    Ryan antwortete mit seiner Standardfloskel.
    »Du kannst eine echte Nervensäge sein, Brennan.«
    Ich hielt mit meiner dagegen.
    »Ich arbeite daran.«
    Nachdem ich abgeschaltet hatte, eilte ich in Jakes Büro. Mein Blick wanderte sofort zu den Gegenständen neben dem Computer. Meine Befürchtungen schossen in neue Höhen.
    Jakes Ausgrabungsstätte lag in der Wüste. Er würde nie ohne Sonnenbrille dorthin fahren. Und ohne Ausweis würde er nirgendwohin gehen.
    Autoschlüssel?
    Ich schaute unter Papieren nach, stöberte in Ablagen, öffnete und schloss Schubladen.
    Keine Schlüssel.
    Ich schaute im Schlafzimmer nach, in der Küche, im Arbeitszimmer.
    Keine Schlüssel.
    Und keine Informationen über das Team. Keine Namensliste. Keine Dienstpläne. Keine Anwesenheitslisten. Gar nichts.
    Als ich zum Computer zurückkehrte, entdeckte ich ein gelbes Post-it, das unter der Tastatur hervorlugte. Ich nahm den Zettel zur Hand.
    Jakes Handschrift. Der Name Esther Getz und eine Telefonnummer, die sich nur in der letzten Ziffer von Blotniks im Rockefeller unterschied.
     
    Plötzlicher Gedanke. Könnte Getzi die Frau sein, die bei den Hevrat Kadisha anrief?
    Ich hatte nicht das geringste Indiz, das darauf hindeutete. Außer man ließ das Geschlecht gelten. Und hatten die Anrufe bei den Hevrat Kadisha überhaupt mit unserer Sache zu tun?
    Okay. Jake hatte vorgehabt, Getz oder Bloom oder beide zu besuchen. Hatte er es getan?
    Ich starrte die Nummer an. Um diese Uhrzeit anzurufen, wäre sinnlos. Unverschämt.
    »Vergiss unverschämt.« Ich wollte Bloom wissen lassen, dass ich nach Jake suchte.
    Es klingelte viermal. Anrufbeantworter. Nachricht.
    Einen Augenblick stand ich nur da, den Hörer in der Hand.
    Getz?
    Warum nicht.
    Anrufbeantworter. Nachricht.
    Und jetzt? Wen sollte ich sonst noch rausklingeln?
    Ich wusste, dass Anrufe sinnlos waren, aber ich war frustriert, und mir fiel nichts Besseres ein.
    Wieder dieses Signal aus meinem Unterbewusstsein. Da. Verschwunden. Da.

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