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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Postgebäudes niedergelassen hatten.
    Er fing wieder an zu grinsen. »Die Krähen, Madison?« Ich legte die Hand auf mein Rad und hielt ihn davon ab, es durch die Tür zu schieben. »Sie sehen bloß aus wie Krähen und ich glaube, die Tatsache, dass du sie überhaupt sehen kannst, bedeutet, dass du das Ziel bist.« Susan hatte sie gestern auf dem Boot auch gesehen. »Das sind Schwarzflügel. Die schwarzen Engel benutzen sie, um ihre Opfer ausfindig zu machen. Wenn du dich zu weit von mir entfernst, läufst du dem Tod direkt in die Arme.« Und wo zum Teufel ist eigentlich mein Schutzengel?
    »Die Engel«, kicherte er.
    Wieder zerrte ich an meinem Fahrrad, um ihn aufzuhalten. »Kairos kennt die Resonanz deiner Aura. Er kann dich finden. Hör auf mich.«
    Ich hielt das Fahrrad fest. Da schubste er es plötzlich zu mir zurück. »Du bist echt total durchgeknallt, Madison.«
    »Josh, ich meine es ernst!«
    Er drehte sich noch nicht mal mehr um, als er die Tür des Pick-ups öffnete. Über die Schulter rief er mir zu: »Und ich meine, du hast ernsthafte Probleme. Lass mich einfach in Ruhe, okay?«
    Ich stieß einen frustrierten Seufzer aus, als er die Musik laut aufdrehte und rückwärts ausparkte. Sein Nacken war ganz rot, als er den Vorwärtsgang einlegte und, nach einem kurzen Zögern in der Einfahrt, den Motor aufheulen und die Reifen durchdrehen ließ. Schnell schoss er mit dem Pick-up hinaus auf die Straße, bevor ihn der Verkehr noch länger hier mit mir gefangen hielt.
    »Idiot!«, schrie ich ihm hinterher und erstarrte, als sich alle Schwarzflügel - wie Löwen, die Blut wittern erhoben und ihm folgten. »Ooooooo, Scheiße«, flüsterte ich. Josh stand einen halben Häuserblock entfernt an der Ampel. »Josh!«, rief ich, aber er konnte mich über die Musik hinweg nicht hören. Die Ampel sprang auf Grün und er fuhr an, sichtlich wütend, seinem Fahrstil nach zu urteilen. Ich schlug mir die Hand vor den Mund, als aus dem Nichts plötzlich ein schwarzes Cabrio auftauchte. Es war Kairos. Er musste es sein. Und er fuhr geradewegs auf Josh zu.
    Ein lautes Krachen erschütterte meinen ganzen Körper. Am oberen Ende eines Strommasts zuckte ein elektrischer Lichtblitz auf. In einem langsamen, beinahe majestätischen Bogen senkte sich die Ampel auf die Straße, der Draht war am Mast abgetrennt.
    Und am Ende dieses Bogens befand sich Josh. »Josh!«, schrie ich auf, doch er konnte mich unmöglich gehört haben. Die Ampel sah er jedoch und machte eine Vollbremsung. Die Reifen quietschten, als der Wagen ausbrach. Er schoss über den Bordstein und rutschte seitwärts auf den Parkplatz eines Eiscafés. Staub wirbelte durch die Luft, dann kam der Wagen abrupt zum Stehen. Hinter ihm donnerte das schwarze Cabrio mit einem spektakulären Knall direkt in die fallende Ampel. Es war genau die Stelle, an der eben noch Josh gestanden hätte.
    Ich ließ das Rad fallen und rannte los. Eine hochgewachsene Gestalt in Schwarz stieg aus dem Cabrio, gut gekleidet und mit üppigen schwarzen Locken, die in der Sonne glänzten. Ich erinnerte mich an seine dunkle Haut, seinen Geruch nach totem Salzwasser. Und an seine blaugrauen Augen, die so abwesend wirkten und gleichzeitig durch mich hindurchzusehen schienen.
    Es war Kairos.
    Meine Schritte wurden langsamer, als ich die vielen stehen gebliebenen Autos sah, aus denen nun Leute ausstiegen.
    Beim Rumsen von Joshs Autotür durchfuhr mich ein Adrenalinstoß. »Hey, Mann, alles in Ordnung?«, rief er und lief hinüber zu Kairos.
    »Josh«, flüsterte ich, aus Angst, Kairos würde es hören und mich entdecken. Hatte Kairos die Ampel umfallen lassen, um Josh zu töten, oder war das ein glücklicher Zufall gewesen, der ihn gerettet hatte?
    Ein Schwarzflügel glitt über mich hinweg. Ich duckte mich und atmete zischend ein. Mitten auf der Straße blieb Josh abrupt vor Kairos stehen. Er war bleich und blickte nach oben, als könnte er die tropfenden schwarzen Membranen schließlich doch über sich kreisen sehen. Die Leute standen mir im Weg, ich kam nicht zu ihm durch. »Er darf dich nicht berühren!«, rief ich ihm noch zu, aber es war zu spät. Meine Knie waren plötzlich wie aus Gummi, als Kairos seine schmale Hand ausstreckte und Joshs Oberarm ergriff. Der elegante Mann zog ihn näher zu sich heran und es war, als müsste ich meinen eigenen Tod mit ansehen, ihn noch einmal durchleben. Ich sah kein Schwert, aber es wäre auch nicht schwer zu verbergen gewesen, so nah, wie sie beieinanderstanden.
    Und

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