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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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meine Seele zu holen«, erklärte ich und ließ das Amulett wieder auf meine Brust plumpsen. »Solange ich es habe, bin ich einigermaßen in Sicherheit. Aber du nicht.« »Ooooooo«, murmelte der Engel. »Madison, du kriegst so was von Ärger. Gott sei Dank bist du schon tot. Ich glaube nicht, dass ich dich sonst am Leben halten könnte.«
    Damit ging es mir natürlich gleich viel besser und ich spähte wieder zum Himmel hinauf. Etwas weiter weg sah ich eine unscharfe schwarze Wolke. Krähen oder Schwarzflügel?
    »Mensch, du bist echt seltsam«, wiederholte Josh und schaltete den Motor aus. Das uralte Metall quietschte, als er die Tür öffnete.
    »Du glaubst mir immer noch nicht?«, fragte ich entgeistert. »Nach allem, was ich dir erzählt habe?« Ron würde tierisch angepisst sein, wenn ich Joshs neues Gedächtnis für nichts und wieder nichts gesprengt hätte. Ganz davon abgesehen, dass er wütend sein würde, weil ich meinem Schutzengel von dem Amulett erzählt hatte. Aber was erwartete er denn auch? Ich war tot, verdammt noch mal. Darauf wäre sie wohl früher oder später auch von selbst gekommen, erste Sphäre hin oder her.
    Josh grinste, als wäre das alles bloß ein Witz. »Komm, ich helf dir mit dem Rad, Mad Madison. Kommst du von hier gut nach Hause?«
    Als er ausgestiegen war, starrte ich noch immer auf seinen leeren Sitz. Ich kochte vor Wut über diesen Spitznamen. Ich hasste ihn. Und zwar mehr als alles andere. Als ich zum allerersten Mal ins Büro des Schuldirektors musste, war das, weil ich ein Mädchen hingeschubst hatte, das den Namen hinter mir hergesungen hatte. Da war ich sechs gewesen und es hatte den größten Teil meiner Grundschulzeit gedauert, den Spitznamen wieder loszuwerden. Ich schloss die Augen, ganz langsam, um mich zu beruhigen, dann stieg ich auch aus. »Josh!«, rief ich, als wir beide hinter dem Auto standen. »Ich denke mir das nicht aus. Du weißt genau, dass es wirklich passiert ist! Du warst doch dabei!«
    »Es war ein Traum!«, widersprach er und ließ die Ladeklappe herunter.
    Frustriert stemmte ich die Fäuste in die Hüften. Er wollte nicht, dass es wahr war. Denn wenn es stimmte, würde er sich schuldig fühlen, weil er mich nicht nach Hause gebracht hatte. »Ein Traum, den du immer wieder hast und über den ich alles weiß?«, entgegnete ich und machte einen Schritt zurück, als er mein Fahrrad mit einem schabenden Geräusch über die Ladefläche zog.
    »Genau«, stöhnte er und hob es herunter. »Meine Mom würde das jetzt wohl als eine Art MadisonKomplex diagnostizieren. Ich werd schon drüber wegkommen.«
    »Sterben wirst du, sonst nichts!«, rief ich und senkte meine Stimme schnell, da in wenigen Metern Entfernung Autos an uns vorbeifuhren. »Mich können die Todesengel nicht finden, dich aber schon.« »Ach ja, das sind die Typen mit den Schwertern, richtig?«, lachte er.
    Er lenkte mein Rad zwischen uns und ich griff danach. »Josh, du warst dabei an dem Abend, als ich den Autounfall hatte. Kairos hat dich gesehen. Er sucht nach mir und dafür wird er dich benutzen. Du bist jetzt gerade nur in Sicherheit, weil ich bei dir bin.« Er grinste und blinzelte in die Sonne. »Wow, du bist ja 'ne richtige Wonder Woman, was?«
    »Hör auf, mich auszulachen!«, schnauzte ich und stellte mir schon vor, wie es wäre, wenn die Schule wieder anfing. Seine Freunde und er würden sich köstlich über das Ganze amüsieren. Wenn er bis dahin noch lebte. »Das Amulett schützt dich, nicht ich!« Ich konnte nichts von meinem Schutzengel sagen. Noch nicht. Er würde sich ja doch nur darüber schlapplachen.
    Seine Augen wanderten zu dem Stein an meinem Hals und seine Belustigung schwand.
    Ein schwarzer Schatten flog über den Parkplatz und löste eine Welle von Furcht in mir aus. Ich sah hoch, ein Schwarzflügel. Er zog weiter, aber auf der anderen Straßenseite saßen noch drei weitere. Das war nicht gut. In den zehn Sekunden, die er sich von mir entfernt hatte, hatten sie ihn schon gewittert. »Bleib einfach bei mir, bis Barnabas wiederkommt, ja?« »Barnabas?«, fragte er und ließ die Ladeklappe wieder zuschnappen. »Der Typ vom Abschlussball?« »Ja.« Flügel, Amulett - schwer zu verfehlen. Als er mir das Fahrrad aus der Hand nahm und es auf den Laden zuschob, wirkte er nachdenklich. »Guck mal«, bat ich. Ich hatte das Gefühl, dass er mir langsam glaubte. »Siehst du diese Dinger da?« Ich zeigte auf die schleimbedeckten schwarzen Membranen, die sich auf dem Dach des

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