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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dieses Rad war nicht billig. Wie konntest du es nur da stehen lassen?« Wenn er jetzt schon beim Thema Geld war, hatte ich das Schlimmste überstanden. »Tut mir leid«, wiederholte ich und versuchte, ihn wieder mit in die Küche zu locken. »Josh hatte beinahe einen Unfall, das hat mich ein bisschen durcheinandergebracht.« Bei dem Wort Unfall riss mich Dad wieder zu sich herum. »Geht's dir gut?«, keuchte er, hielt mich an den Oberarmen fest und inspizierte mich von Kopf bis Fuß.
    »Alles okay, Dad«, beruhigte ich ihn und sein Griff lockerte sich. »Ich saß noch nicht mal mit im Auto. Da ist 'ne Ampel umgefallen und Josh musste ausweichen.« Kairos konnte mal schön aus der Geschichte rausbleiben.
    »Madison«, fing er wieder an. Er wirkte verängstigt und in meinem Kopf tauchte eine Erinnerung auf, wie er allein, inmitten von Umzugskartons, in meinem Zimmer saß und glaubte, ich wäre tot.
    »Nichts, kein einziger Kratzer«, versicherte ich, auch um dieses schreckliche Bild aus meinem Kopf zu vertreiben.
    Dad sah mir prüfend ins Gesicht und versuchte zu erkennen, ob ich die Wahrheit sagte.
    »Das Ding ist einfach umgekippt und irgend so ein Typ ist dagegengefahren, nichts Wildes. Aber wenn Josh nicht ausgewichen wäre, hätte sie ihn wohl erwischt.«
    Endlich verschwand dieser verängstigte Gesichtsausdruck. »Dem hat der Arzt wohl Rotlicht verordnet.« Ich verdrehte die Augen über den lahmen Witz und hörte Grace in der Küche lachen. Dad reckte sich und atmete aus. »Hört sich an, als hätte Joshs Schutzengel da Überstunden gemacht.«
    Eine glühende Lichtkugel schwirrte herein. »Darauf kannst du einen lassen. Süßer«, sagte Grace, deren Leuchten verblasste, als sie genau in einem Sonnenstrahl verharrte. »Dabei soll ich noch nicht mal auf ihn aufpassen, aber im Gegensatz zu Madison ist er wenigstens nett zu mir. Hat mich auf seiner Hupe sitzen lassen und so.«
    Ich warf einen Blick in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Hinter ihr erstreckte sich der Garten bis zu unserer Hecke, über, um oder durch die Mrs Walsh anscheinend sehen konnte. »Er fährt echt gut, Dad«, ergänzte ich. »Schnallt sich immer an und so.« Mein Dad lachte und legte mir wieder die Hand auf die Schulter. Dann ließ er sie sinken. »Ich weiß, bei deiner Mutter hattest du viel mehr Freiheiten -« »Eigentlich nicht«, unterbrach ich ihn und dachte an ihre strengen Regeln und straffen Zeitpläne und ihre ständigen Forderungen, mich immer so ordentlich und anständig zu benehmen wie sie - dabei wollte ich doch einfach nur ich selbst sein.
    »Ruf mich einfach beim nächsten Mal an, wenn du wieder Freunde einladen willst, okay?«
    Er drehte mich an den Schultern herum und wir gingen gemeinsam zurück in die Küche.
    »Versprochen. Tut mir leid wegen heute.« Ich hatte mich entschuldigt, ihm die Sachlage ohne - allzu viel - Gejammer erklärt, und er hatte alles akzeptiert. Was diesen Verantwortungskram anging, machte ich echt Fortschritte.
    »Hast du auch genug gegessen?«, fragte er, als wir wieder in die Küche traten. Ich nickte artig.
    Josh telefonierte gerade. Als er uns sah, sagte er: »Bis dann«, und klappte das Handy zu. Einen Augenblick lang befürchtete ich, er hätte gerade mit irgendwelchen Kumpels über »Madison, diese Irre« gelästert. Doch als er mich anlächelte, verdrängte ich diesen Gedanken sofort wieder. Mann, er hatte echt ein nettes Lächeln. Und was noch besser war, er glaubte mir. Es war, als wäre mir eine zentnerschwere Last von den Schultern gefallen. Ich war nicht mehr allein.
    »Danke, dass du Madison nach Hause gebracht hast«, sagte Dad, wodurch ich mich noch besser fühlte. Er mochte ihn also auch.
    Josh schien zu kapieren, dass ich keinen Ärger bekommen hatte, und seine Haltung entspannte sich. »War doch kein Problem«, antwortete er. »Lag direkt auf dem Heimweg.«
    »Wieso? Wo habt ihr euch denn getroffen?«, wollte Dad wissen und nahm den Eistee aus dem Kühlschrank.
    Ich überlegte. Ich hatte meinem Vater nichts davon gesagt, dass ich heute zur Schule wollte.
    »Vor der Schule«, erklärte Josh, der seine Brille zurechtschob und sichtlich gespannt darauf wartete, welche Ausrede ich meinem Dad auftischen würde. »Die Leichtathletikmannschaft macht morgen beim Schulfest einen Staffellauf, darum hatten wir heute Training. Hätten Sie vielleicht Lust, mich zu sponsern? Ein Dollar pro Runde.«
    »Klar. Trag mich ein«, entgegnete Dad und kramte in der Spülmaschine nach einem Glas. Ich

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