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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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nahm das als gutes Zeichen und fand einen Funken Selbstbeherrschung wieder. Barnabas' geballte Fäuste öffneten sich wieder, und als ich sie so betrachtete, fand ich, dass seine Finger einen Tick zu lang für einen Menschen waren.
    »Josh weiß, dass du tot bist?«, fragte er und ich nickte, unfähig, den Blick vom Teppich zu heben. Ich hätte ihn nicht mit in die Sache hineinziehen dürfen, aber als die Schwarzflügel anfingen, ihm zu folgen, war mir irgendwie keine Wahl geblieben.
    »Ich musste es ihm sagen«, erklärte ich Barnabas. »Die Schwarzflügel haben ihn verfolgt, aber solange ich bei ihm war, war alles in Ordnung. Gestern Abend habe ich dann meinem Engel befohlen, bei ihm zu bleiben. Ansonsten hätte er die Nacht wohl nicht überlebt.« Und jetzt lag er im Krankenhaus. Weiter so, Madison.
    Ich merkte auf, als die Schatten ein Stück vorsprangen. Als ich den Kopf hob, stand Ron einfach da. Er wirkte beinahe traurig mit den vor der Brust gefalteten Händen. Die hereinströmende Sonne schien ihm auf die dichten, leicht angegrauten Locken und seine Augen, mit denen er meine gelbe Strumpfhose und den lila Rock musterte, schimmerten graublau. Gestern waren sie noch braun gewesen. Graue Augen bedeuteten nichts Gutes. Jedes Mal, wenn ich ihn damit sah, war er wütend auf mich.
    »Madison«, fing er an. Es machte mir Angst, mit wie viel Erschöpfung und Überdruss er meinen Namen aussprach.
    »Es tut mir leid«, sagte ich ängstlich.
    »Das weiß ich.« Er kam auf mich zu. Seine Slipper bewegten sich geräuschlos über den Teppich. »Es ist jetzt über zweitausend Jahre her, dass ein Engel bewussdos und ohne sein Schwert aus einem Kampf zurückgekehrt ist. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, was dazugehört, damit das geschieht?«
    Niedergeschlagen duckte ich mich in die dünnen Polster. »Schwarzflügel in ihm drin?«, schlug ich zögernd vor. Mein Gott, es war doch ein Unfall! Ron zog scharf die Luft ein und auch Barnabas entwich ein überraschter Laut. Ich traute mich nicht den Kopf zu heben, aus Angst vor dem, was ich dann sehen würde.
    »Wie - sind - Schwarzflügel - in - Nakitas - Körper gelangt?«, fragte Ron. Er sprach jedes einzelne Wort langsam und deutlich aus.
    Als ich jetzt aufblickte, sah Ron traurig aus. »Ich, äh hab sie aus Versehen da reingelassen?«, antwortete ich und hasste mich dafür, wie meine Stimme sich am Ende des Satzes hob.
    »Wie bitte?«, fragte Ron.
    Barnabas schüttelte den Kopf »Das ist unmöglich. Schwarzflügel können Todesengeln nichts anhaben. Wahrscheinlich ist sie verwirrt und weiß nicht mehr, was wirklich passiert ist.«
    Ich schnaubte angesichts dieser Beleidigung. »Bin ich nicht. Ich weiß genau, was passiert ist!« Es war leichter auszusprechen, als ich gedacht hatte. »Grace meinte, dass ich mich beim Unsichtbarmachen von meinem Amulett gelöst habe. Das hat die Schwarzflügel angelockt, und als Nakita durch mich durchgefallen ist, haben sie sich stattdessen auf sie gestürzt.« »Grace?«, fragte Ron. Sein rundes Gesicht war vor Sorge ganz angespannt. »Wer ist denn Grace?« Plötzlich wirkte er nicht mehr besorgt, sondern gequält. »Hast du sie so genannt? Madison, du hast doch nicht etwa deinem Schutzengel einen Namen gegeben, oder?«
    Neben der Tatsache, dass ich einem Engel Schwarzflügel auf den Hals gehetzt hatte, der dann von innen aufgefressen worden war, kam es mir vergleichsweise unwichtig vor, Grace einen Namen gegeben zu haben.
    »Ich hab nur die Fäden zerrissen, die mich in der Gegenwart an mein Amulett binden, nicht die aus der Zukunft«, erklärte ich und versuchte, nicht ganz so dämlich zu klingen, wie ich mich fühlte. Ich konnte beinahe sehen, wie Ron im Geiste ein paar Schalthebel umlegte, um mir folgen zu können. Zumindest glaube ich, dass er deswegen plötzlich so entsetzt wirkte.
    Barnabas hingegen ließ das ziemlich kalt. »Was hat das denn jetzt mit den Schwarzflügeln zu tun?« »Nakita wollte Josh sensen, obwohl sie mich doch schon hatte. Aber ich konnte ihr das Schwert nicht wegnehmen, ohne mich unsichtbar zu machen. Irgendwie musste ich mich doch schützen und von euch war ja keiner da«, bat ich sie um Verständnis. »Ich wusste nicht, dass die Schwarzflügel sie direkt angreifen würden. Sie ist immerhin ein Todesengel! Schwarzflügel können Todesengeln doch gar nichts anhaben!«
    Entsetzt wiegte Ron den Kopf vor und zurück. »So macht man sich doch nicht unsichtbar. Madison, du hast das Licht um dich herum nicht

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