Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
drin. Kein Ladendiebstahl oder bewaffneter Raubüberfall, nur meine nächtlichen Ausflüge und ein bisschen Herumtreiberei. Huiuiui, ganz schön wild! Erleichtert lehnte ich mich zurück. »Was hätte ich denn tun sollen, Officer Levy?«, fragte ich mit Verständnis heischender Miene. »Was hätten Sie denn getan? Dann bin ich halt ein bisschen zu schnell gefahren, um Josh ins Krankenhaus zu bringen. Ich hatte eben Angst, okay? Ich dachte, er stirbt.«
    Die Augenbrauen der Polizistin hoben sich. »Ich hätte um Hilfe gerufen und wäre beim Opfer geblieben, bis die Hilfe kommt. An einem Hitzschlag stirbt man nicht so schnell.«
    »Wenn das ein Hitzschlag gewesen wäre, hätten sie mich schon längst zu ihm gelassen«, widersprach ich. Mit einem Seufzer stimmte sie mir zu. Das Schweigen dehnte sich aus. Ich hatte das Gefühl, sie wartete vielleicht darauf, dass ich etwas sagte. Zögerlich fuhr ich fort: »Das merke ich mir fürs nächste Mal. Um Hilfe rufen und beim Opfer bleiben.« Aber mir hätte niemand auf der Welt helfen können. Vielleicht hätte ich Grace überhaupt keine Befehle geben dürfen. Dadurch hatte ich anscheinend alle früheren Befehle von Ron ausgelöscht, inklusive dem, ihn zu holen, falls es Schwierigkeiten gab, mit denen sie nicht klarkam.
    Officer Levy stand auf und blickte streng auf mich herunter: »Ich hoffe doch sehr, es gibt kein nächstes Mal.« Sie gab mir meinen Führerschein zurück. »Geh nicht weg, bevor ich mich mit deinem Vater unterhalten habe, ja?«
    »Okay.« Ich nahm das eingeschweißte Kärtchen entgegen, froh darüber, dass ich keinen Bericht ausfüllen musste. »Danke.«
    Officer Levy zögerte noch. »Bist du sicher, dass du mir nicht noch irgendwas sagen willst?«
    Ich zeigte ihr meine Unruhe nicht und sah ihr direkt in die Augen. »Nein. Wieso?«
    Ihr Blick hielt meinem stand. »Du hast Gras in den Haaren und deine Strumpfhose ist ganz dreckig.« Ich wurde unsicher, aber ich zwang mich, ihrem Blick nicht auszuweichen. Verdammt!
    »Hat er sich geprügelt?«, fragte sie und kniff die Augen zusammen. »Wer war noch dabei?« Schulterzuckend sah ich weg.
    Officer Levy seufzte. »Ich weiß, wie schwer es ist, wenn man an eine neue Schule kommt, aber falls es eine Prügelei gegeben hat, muss ich das wissen. Das macht dich doch nicht gleich zur Verräterin.« »Josh hat sich mit niemandem geprügelt«, entgegnete ich. »Er ist einfach umgekippt.« Ich hätte ihr erzählen können, dass ich hingefallen war und mich schmutzig gemacht hatte, als ich Josh auffangen wollte, aber wozu die Mühe?
    Sie sah mich einfach nur an und ich starrte zurück. Schließlich presste sie die Lippen aufeinander und ging zur Krankenschwester am Empfang hinüber. Vermutlich würde Officer Levy so lange hier warten, bis sie Gelegenheit hatte, mit Joshs Eltern zu sprechen. Ich hoffte, dass ich schon weg war, wenn sie kamen.
    Josh war ein lieber Kerl. Ich wusste, dass sie nur einen Blick auf mein lila Haar und meine Ohrringe werfen mussten, um zu dem Schluss zu kommen, dass ich nicht gut genug für ihr Söhnchen war. Im Gegensatz zu Mädchen wie Amy.
    Schnaubend fragte ich mich, wann ich eigentlich angefangen hatte, über Josh als potenziellen Freund nachzudenken. Wir hatten schließlich nur zwei Nachmittage miteinander verbracht. Gut, an diesen Nachmittagen ging es um Leben und Tod - aber das würde ihn wahrscheinlich umso mehr davon überzeugen, dass wir kein so tolles Paar abgaben. Ich blickte auf und sah aus dem Fenster auf Joshs Pick-up. Das Amulett hatte ich unter dem Vordersitz versteckt, nachdem wir endlich die Schwarzflügel Iosgeworden waren. Ich glaubte zwar kaum, dass Nakita zurückkommen würde, aber Kairos vielleicht, und er kannte die Resonanz ihres Amuletts. Ihre Schreie hatten entsetzlich geklungen. Ich unterdrückte einen Schauder, als ich an die Schwarzflügel dachte. Sie hatten sich an mir festgekrallt wie eine Hülle aus kalter Säure, die meine Erinnerungen, mein Leben auffraß.
    Mit gerunzelter Stirn überlegte ich, was ich dabei wohl verloren hatte. Dass sie sich dann auf Nakita gestürzt hatten, war ein Schock gewesen. Es war grauenhaft und ich hoffte, dass es ihr gut ging - auch wenn sie versucht hatte, mich umzubringen. Auf der anderen Seite der Fenster fiel mir eine vertraute Gestalt in Jeans und T-Shirt auf. Mit offenem Mund setzte ich mich auf, während Barnabas ungeduldig darauf wartete, dass sich die Automatiktür öffnete.
    »Wo warst du denn?«, fragte ich aufgebracht, als er

Weitere Kostenlose Bücher