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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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zu trösten „Wenn sie Hilfe gesucht hätte, hätten Sie das bestimmt bemerkt. Sie hätte sich Ihnen gegenüber bemerkbar gemacht. Sie müssen ihren Tod akzeptieren, Frau Jansen. Wir würden gerne noch einen Blick in das Zimmer Ihrer Tochter werfen und mit Ihrem Sohn möchten wir ebenfalls noch ein paar Worte wechseln.“
    Nachdem Frau Jansen ihren Sohn ins Wohnzimmer gerufen hatte, erschien Erik Jansen im Türrahmen, wo er stehen blieb. Alles an ihm verriet Ablehnung: sein Gesicht, seine Körperhaltung und der räumliche Abstand. Er hatte Lotte gestern Morgen das letzte Mal gesehen, abends sei er erst nach Hause gekommen, als Lotte schon wieder weg war. Er hatte kein besonderes Verhältnis zu seiner großen Schwester. Sie sprachen kaum miteinander. Über ihre privaten Gedanken und Freundschaften wusste er so gut wie nichts.
    „Sie hat nicht viel geredet, sie hing eigentlich nur den ganzen Tag am Computer“, setzte er hinzu, und das ärgerte ihn, da die beiden sich einen Computer teilen mussten. Mehr fiel ihm nicht ein und Paula war sich sicher, dass er mehr auch nicht bereit war, preiszugeben.
    Max und Paula folgten Frau Jansen in Lottes Zimmer. Das Zimmer wirkte klein, düster und einengend. Kein Wunder, dass man hier nicht glücklich leben konnte, ging es Paula durch den Kopf. Ansonsten gab es nichts Auffällig in dem Zimmer. Ein Bett, der PC mit Drucker, ein Schreibtisch, CDs, DVDs, Stereoanlage, Fernseher, Bücher, Kleiderschrank.
    „Hat ihre Tochter ein Tagebuch oder so etwas in der Art geführt, aus dem wir vielleicht ihre letzten Tage oder ihre Stimmungen entnehmen können?“, wandte sich Paula an die Mutter. Doch davon wusste Frau Jansen nichts. Max schaute sich währenddessen etwas intensiver um, er blätterte einige Unterlagen durch, die auf dem Schreibtisch lagen, öffnete Schubladen, warf Blicke hinein, schaute in den Kleiderschrank. Doch auch er entdeckte nichts Besonderes, nichts Auffälliges. Sie verabschiedeten sich von der Mutter, Lottes Bruder war bereits verschwunden. Paula bat Frau Jansen darum, sie auf jeden Fall anzurufen, falls ihr noch etwas einfiel und reichte der Mutter ihre Karte. Dann verließen Paula und Max das Haus. Für die beiden war der Fall erledigt. Ein Selbstmord einer jungen Frau, traurig, aber Routine. Der Fall konnte zu den Akten.
    Max sprach den Gedanken laut aus „Wir warten noch den Bericht der Gerichtsmedizin und der Spurensuche ab und dann können wir den Bericht schreiben, denke ich. Was meinst du?“ Sie stimmte ihm zu. Beide stiegen ins Auto, Max setzte sich hinters Steuer und fuhr beide zurück ins Präsidium.
     
    „Einen richtigen Abschiedsbrief hat Lotte Jansen ja nicht hinterlassen, alles was wir haben, ist diese Karte “ , gab Max zu bedenken. „ Also, was wollte uns Lotte damit sagen? ‚ Ich werde euch Frieden schenken und euch aus dem Leid befreien’ . Was soll das? Sie hat gelit ten, sie wollte sterben, oder?“ Er runzelte seine Stirn, legte seine Füße auf den Schreibtisch und schaute seine Kollegin dabei fragend an. Dabei fing er ihren missbilligenden Blick auf. Max kannte diesen Blick schon und blieb gelassen. So schaute sie ihn immer an, wenn er seine Füße auf den Tisch legte. Sie teilten sich dieses Büro nun seit knapp einem Jahr. Max kannte jede Geste von Paula auswendig und wusste, dass sie mit Ignorieren, Geduld und Humor am leichtesten zu Händeln war. Sie verbrachten hier in diesem gemeinsamen Zimmer mehr Zeit miteinander als mit ihren Partnern zu Hause. Beide hatten gelernt, die Eigenarten des anderen zu akzeptieren. Max grinste Paula schief an, ließ die Füße aber auf seinem Schreibtisch liegen. Sein Grinsen wurde breiter und er hielt Paulas Blick stand.
     
    Paula versuchte ebenfalls Max Füße zu ignorieren. Manchmal nervt er, dachte sie. Ok ay , ich nerve ihn vermutlich auch manchmal. Max machte sich zum Beispiel fortwährend über ihr extremes Sicherheitsdenken lustig, das zum Teil zwanghafte Züge annahm. Sie konnte das Büro abends nicht verlassen, ohne zu kontrollieren, ob die Lampen, der Computer und der Drucker aus geschaltet , die Schränke abgeschlossen waren. Sie war sich auch nicht zu schade, deshalb noch mindestens zwei Mal zurück ins Büro zu gehen. Er nahm das immer mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Konnte sich aber einen passenden, entsprechenden Kommentar nicht verkneifen. Sie hingegen schwieg meistens, wenn sie etwas störte, versuchte ihn zu ignorieren. Trotzdem konnte Max Paulas Unmut direkt im Gesicht

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