Totgelebt (German Edition)
dann beantrage ich alle Papiere neu. Ist schon ärgerlich.“ Trotzdem schien er guter Laune zu sein. „Das war aber auch ein sehr netter Abend am Freitag.“ Setzte er noch hinzu.
„Ja, fand ich auch“. Paula wollte nicht ins Detail gehen. Sie wollte ihren plötzlichen Stimmungsumschwung nicht erklären und sich vor allem nicht ihr positives Gefühl vermiesen lassen. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass es mit Anne wieder besser laufen könnte, wobei der gestrige Abend für dieses Gefühl sicherlich ausschlaggebend war. Zum Glück wurden sie vom Klopfen an der Türe unterbrochen. Johanna betrat, ebenfalls mit einer Tasse Kaffee in der Hand und einem Packen Papiere unter dem Arm, den Raum. Paula stellte fest, das Johanna übernächtigt aussah: Ihre kurzen blonden Haare wirkten strubbelig, sie hatte versucht mit ein bisschen Haarwachs Struktur ins Haar zu bekommen. Ihre Augen sahen müde aus. Auch Max entging Johannas äußere Erscheinung „Uh, ereignisreiches Wochenende gehabt?“ Johanna sagte nichts, sondern versuchte nur ihre Haltung ein bisschen zu straffen. „Danke der Nachfrage, mein Wochenende war sehr nett. Ich habe hier die Ergebnisse zur Waffe, alles was ich bekommen konnte, leider nicht sehr viel. Aber mehr gibt es nicht“, dann schaute sie Paula direkt ins Gesicht „Ich hatte dir ja versprochen, dass ich es ganz oben auf meine Prio-Liste setze, ich habe mich direkt heute früh daran gesetzt, viel hat es leider, wie gesagt, nicht ergeben. Fraglich ob uns das weiterbringt.“ Sie legte zwei Blätter auf Paulas Schreibtisch. Dabei nahm Paula für eine Sekunde ganz schwach ihr Parfum wahr. Sehr angenehm, dachte sie und versuchte unauffällig noch etwas mehr in der Luft davon einzufangen. „Wenn noch Fragen sind, oder wenn ich noch einmal an einem Punkt nachfassen soll, du weißt ja, wo du mich findest. Ach übrigens, die beiden Jungs, die das Mädchen gefunden haben, kommen gegen halb elf vorbei.“ Damit verließ sie das Zimmer, Max ignorierte sie vollkommen.
„Habe ich ihr was getan?“, erkundigte er sich bei Paula. „Du bist manchmal zu direkt, vielleicht ist es das.“, spekulierte sie. Johanna war erst seit zwei Monaten zu ihrer Abteilung gestoßen, doch hatte sie es geschafft, sich in dieser kurzen Zeit bereits unentbehrlich zu machen.
„Ich mache das mit den beiden Jungs um halb elf, danach unterhalte ich mich mit dem Bruder von Lotte. Vielleicht sollte jemand von der Spurensuche auch noch mal Lottes Zimmer pro forma intensiver untersuchen. Alles was wir finden und was wichtig ist, nehmen wir mit. Ich hoffe, ich bekomme einen von den Jungs dafür. Es ist ja nur ein Selbstmord, Freyberg wird dem Ganzen keine besondere Beachtung zumessen. Vermutlich muss ich unser Engagement nachher oben noch rechtfertigen. Den Computer haben wir ja schon bei der IT stehen. Da muss ich noch nachfragen, was das ergeben hat. Du kannst dann schon mal zur Uni fahren und dich mit dem Seminar-Leiter unterhalten. Heute Mittag fassen wir zusammen, was wir haben und schauen mal, wie wir weiter vorgehen.“ Dann nahm Paula den Bericht über die Waffe zur Hand und überflog die beiden Seiten mit den Informationen , die Johanna herausbekommen hatte. Viel neues beinhaltete die Zusammenfassung nicht: Walther, 9 mm, gebräuchliche, leichte Schusswaffe, erhältlich mit Waffenbesitzkarte in jedem Waffengeschäft. Leider war die Waffe nicht registriert, also konnte ihr auch so leicht kein Besitzer zugeordnet werden. Eine nähere Bestimmung zur Herkunft der Waffe war somit praktisch unmöglich. Sie überlegte kurz, ob sie einen der jungen Polizisten daran setzen sollte, sämtliche Waffengeschäfte im Umkreis anzurufen und darauf basierend eine Liste der entsprechenden Käufer zu erstellen. Doch sie entschied sich dagegen. Den Aufwand würde sie vor Freyberg nicht rechtfertigen können. Außerdem ist die Waffe vermutlich auf dem Schwarzmarkt gekauft worden. Sie beließ es dabei. Sie schaute auf die Uhr, ihr blieben noch in etwa zehn Minuten, bis die beiden Jungen eintrafen, die Lotte Jansen gefunden hatten. Schnell wählte sie die Nummer der IT-Fachabteilung: Die Untersuchung von Lotte Jansens Computer hatte keine besonderen Spuren ergeben, auf dem Rechner waren die üblichen PC-Spiele, Office Programme, ein paar Seminararbeiten, Hausaufgaben. Mehr war nicht zu finden, auch keine Vorlage mit Bibelzitaten. Anschließend wählte sie noch die Nummer der Abteilung für den Schriftenvergleich, doch auch hier war das Ergebnis
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