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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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lauter als er wollte. „Das hat mir jetzt noch gefehlt, das darf doch nicht wahr sein.“ Er konnte sich partout nicht erinnern, wann er das Portemonnaie zuletzt benutzt hatte. Eventuell hatte er es ganz einfach bei Paula und Anne vergessen, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Er schnappte sich zehn Euro und verließ das Haus.
     
    Als er mit der Zeitung unter dem Arm wieder seine Wohnung betrat, sah er seinen Anrufbeantworter aufblinken. Widerstrebend hörte er das Band ab. Klara fragte, ob es ihm gut gehe. Sie hatte den ganzen gestrigen Abend versucht, ihn zu erreichen, er solle sich bitte bei ihr melden. Er merkte, dass er keinerlei Motivation verspürte, sich bei ihr zu melden, noch weniger, sie zu treffen. Er wusste, dass diese Sache nicht mehr von langer Dauer sein würde. Er war einfach nicht gemacht für längere Beziehungen. Er brauchte zu viel Freiraum für sich selbst. Frauen langweilten ihn nach kurzer Dauer, sie gingen ihm unsagbar auf die Nerven und er sehnte sich dann sehr schnell wieder nach seinem Single-Dasein. Er wurde in diesem Jahr 40 Jahre alt und bisher hatte er es mit keiner Frau länger als ein halbes Jahr ausgehalten. Das war einfach nicht seine Welt. Er mochte Frauen, er liebte Frauen, er liebte es, wie sie dufteten, wie sie sich anfühlten, er liebte es, sie groß auszuführen, sie einzuladen, sie zu umschwärmen, aber wenn es dann auf eine längerfristige Beziehung hinauslief, packte ihn die Panik. Er fühlte sich unsagbar eingeengt, hatte das Gefühl nicht atmen zu können. Er vereinfachte die ganze Sache, indem er meist nur Beziehungen mit Frauen einging, die von vorneherein nicht zukunftsträchtig waren, die Frauen waren meistens junge Studentinnen, die auch noch nicht an eine r Beziehung fürs Leben interessiert waren. Die einfach ein bisschen Spaß haben wollten. Somit trennten sich die Wege in der Regel nach rund einem halben Jahr wieder. Doch Klara war eindeutig hartnäckiger als der bisherige Rest. Entnervt, ohne Mitgefühl, löschte er einfach ihre Nachricht. Er würde sie Morgen Abend zurückrufen, beschloss er.
     
     
     
     
     
     

8. Kapitel
     
    Der Computer fuhr langsam hoch, er steckte das Modemkabel in die Telefonbuchse und wählte sich mit der Nummer seines Providers ein. Er konnte es kaum erwarten. Er spürte, wie seine Hände feucht wurden. Sein Atem ging schneller. Bald war es soweit, er machte gute Fortschritte. Er gab der ganzen Sache maximal noch zwei Tage, dann war alles vorüber. Seine Augen flogen über die Namen, er suchte einen ganz bestimmten. Er wurde nervös, er hechelte, bekam keine Luft, konnte nicht atmen. Wie ein Ertrinkender, er begann zu schwitzen. Er konnte den gesuchten Namen nicht finden. Unruhig begann er, an seinem Unterarm zu kratzen, er konnte nicht mehr aufhören. Plötzlich juckte sein ganzer Körper. „Verfluchte Scheiße, wo bist du, du Arschloch“. Er spürte am Unterarm etwas warmes, Blut lief seinen Arm entlang, trotzdem musste er weiter kratzen, es war wie ein Zwang. Er konnte nicht aufhören. Er kratzte weiter. Fiebrig starrte er auf den Bildschirm.
    Du verfluchtes Arschloch, du miese Kreatur, du Stück Dreck. Ich habe dich erwählt, verstehst du das denn nicht, du Stück Scheiße. Ich opfere mich für dich auf, möchte dir helfen, gebe dir alles, will dich befreien und du spielst einfach nicht mit. Du verdienst keine Hilfe, du verdienst mich nicht. Und ich dachte, du wärst etwas Besonderes. Du bist ein Nichts. Glaube ja nicht, dass du eine zweite Chance bekommst. So nicht, du hast alles verspielt.
    Seine Zunge schnellte immer wieder hervor, sein rechtes Auge begann zu zucken, seine Stimme wurde immer schriller. Seine Anspannung war nicht mehr auszuhalten. Du Scheißkerl, komm schon. Du setzt alles aufs Spiel, Gestern hast du es doch noch gewollt. Dann verharrte er. Ein neuer Name tauch t e rechts am Bildschirmrand auf, ein neues Mitglied hatte soeben den Raum betreten: „Leon“.
     
    Leon:
    kein leben mehr in mir, ic h bin echt das letzte....möchte nur weg von hier, sehe keinen ausweg me hr. warum muss ich noch leben? s ehe einfach keinen grund mehr. erlöser, hilf mir, bitte hilf mir es zu tun.
     
    Seine Gesichtszüge entspannten sich, er atmete tief aus, er bekam wieder Luft. Plötzlich hörte auch seine Haut auf zu brennen, der Arm juckte nicht mehr, er nahm die aufgekratzte Wunde gar nicht mehr wahr. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und er begann an Leon eine persönliche Nachricht zu

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