Totgelebt (German Edition)
Blatt in die Hand.
„Ja, seit circa einer Stunde, die haben sich wirklich beeilt. Freyberg hat mächtig Druck gemacht, er ist richtig laut geworden. Aber wir haben alle neue Passwörter, also bevor du wieder uneingeschränkt surfen kannst, musst du dir dein neues Passwort bei Wallberg abholen.“ Dann nahm sie ihm das Blatt wieder aus der Hand.
„Ah, das ist gut, ehrlich gesagt war mein altes Passwort in meinem Portemonnaie und auswendig kenne ich das gar nicht. Ich hätte es gar nicht mehr nutzen könne n . Somit kam mir der Hacker ganz gelegen.“ Er lächelte und plötzlich wurde ihm bewusst, was er da gerade gesagt hatte.
Auch Johanna hatte direkt die richtige Verbindung gezogen. „Na, das lass aber mal nicht Freyberg hören, man kann sich da jetzt so seine eigenen Gedanken machen, zum Beispiel, wie der Hacker an ein Passwort für die Polizei-Terminals gekommen ist. Vielleicht solltest du versuchen, das neue Passwort doch auswendig zu lernen.“
Max war kleinlaut geworden, die ganze Sache war ihm unangenehm. „Also vielleicht können wir das für uns behalten. Es ist ja auch kein Schaden entstanden.“
Johanna reagierte darauf nicht, sondern änderte das Thema. „Paula hatte mich gebeten, nach vergleichbaren Selbstmorden der letzten Zeit zu suchen. Das hat jetzt leider etwas länger gedauert, wegen der Hacker-Geschichte.“ Sie schaute ihn dabei an, so dass Max peinlich berührt zu Boden schaute, „Zumindest habe ich et was gefunden, das ihr euch einmal angucken solltet.“
Paula hetzte über den Friedhof, sie machte schnelle, kurze Schritte, sie wollte nicht rennen, musste sich aber dennoch beeilen, um die Beerdigung nicht komplett zu verpassen. In der Kapelle hatte ihr ein Mitarbeiter gesagt, dass die Trauergemeinde vor circa fünfzehn Minuten die Kapelle verlassen und dem Sarg in Richtung Grab gefolgt sei. Nachdem der Mann ihr erklärt hatte, wo das Grab genau zu finden war, eilte sie der Trauergemeinde hinterher. Es begann zu regnen. Auch das noch, dachte Paula. Außerdem war sie für eine Beerdigung gänzlich ungeeignet angezogen, wie ihr aber erst jetzt auffiel. Zu spät, dachte sie. Daran konnte sie nun nichts mehr ändern, also am besten so tun, als wäre das so geplant. Von weitem konnte sie das ausgehobene Grab mit den Blumen und Kränzen drum herum erkennen. Sie hielt an, atmete ein paar Mal durch und gesellte sich zu den anderen Trauergästen, hielt sich aber etwas abseits. So fiel gar nicht auf, dass sie gerade erst am Grab angekommen war. Niemand nahm Notiz von ihr. So konnte sie unauffällig die anderen Anwesenden beobachten. Erik Jansen und seine Mutter standen nebeneinander am Grab. Einen Pastor oder Priester gab es nicht, da s hatte die Kirche sicherlich auch wegen des Selbstmords abgelehnt. Plötzlich schrillte ihr Handy und in ihrer Hosentasche vibrierte es. Sie hatte vergessen, ihr Handy auszustellen. Sie bemerkte, wie sich einige Trauergäste zu ihr umdrehten und sie missbilligend anstarrten. Hastig griff sie in die Tasche, zog das Telefon heraus und drückte direkt auf den Aus-Knopf. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern, die anderen Gäste drehten sich wieder um, einige schüttelten mit dem Kopf. Nur Erik starrte sie weiterhin an. Sie versuchte zu ergründen, ob es Hass war oder Wut, weil sie so respektlos war, ihr Telefon während der Beerdigung seiner Schwester nicht auszustellen? Nein, es war ein anderer Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag. Auch sie konnte ihre Augen nicht von dem Jungen nehmen. So starrten sie sich einige Minuten lang an, bis Erik schließlich zur Seite schaute. Es war etwas anderes, er hatte sie ungläubig angeguckt, so als könne er gar nicht glauben, dass sie tatsächlich hier bei dieser Beerdigung am Grab seiner Schwester stand. Warum wohl, Paula konnte sich Eriks Verwunderung nicht erklären. Lottes Mutter stand schwankend neben ihrem Sohn am Grab ihrer Tochter, hi n und wieder versuchte sie bei i hrem Sohn Halt zu finden, doch Erik schob ihren hilfesuchenden Arm jedes Mal vehement von sich . Er vermied jeglichen Kontakt mit seiner Mutter. Die Mutter weinte ohne Unterbrechung, während Erik verzweifelt versuchte, keine Gefühle zu zeigen oder zuzulassen. Paulas Blick wanderte weiter. Insgesamt hatten sich vielleicht zehn, elf Trauernde an Lottes Grab versammelt, wobei Erik der jüngste war. Paula konnte keine Person ausmachen, die eine Freundin von Lotte hätte sein können. Alle Trauergäste waren in etwa im Alter der Mutter oder älter,
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