Totgelebt (German Edition)
anderen.
Kurz schüttelte den Kopf, “Das ist natürlich sehr nett von Ihnen, aber ich fürchte nein. Leider. Wir haben in der Wohnung im ersten Stock geschellt. Aber es scheint niemand da zu sein.“ Kurz vermied es, sich und seinen Kollegen vorzustellen. Unschlüssig blieben die beiden Polizisten im Hausflur stehen. „Wir sind von der Polizei.“, setz t e er nach.
„Ich habe einen Schlüssel zur Wohnung“, sagte die Frau gedehnt, „vielleicht wollen sie oben warten“, die Frau zog aus ihrer Schürze einen Schlüsselbund und klimperte herum. Sie konnte kaum verbergen, dass sie sehnlichst hoffte, einen Grund zu finden, der Wohnung im ersten Stock endlich einen Besuch abzustatten, einen offiziellen Grund, ganz ohne schlechtes Gewissen. Alleine in die Wohnung einzudringen , hatte sie anscheinend doch Hemmungen. Sie grinste so breit, dass ihre Augen nur noch zwei unansehnliche kleine Schlitze waren. „Ich sagte doch, ich bin hier so etwas wie die Haus meisterin . Ich kann sie rein lassen.“ Neugierig kam sie noch ein Stückchen näher, so dass Kurz einen intensiven Essensgeruch wahrnahm, der von der Frau ausging. Offenbar war sie gerade dabei zu k ochen. Unwillkürlich wich Kurz ein Stück zurück. „Der da oben ist schon lange fällig. Das ist ein richtiges Schwein, der putzt nicht, und der dreht die Musik immer so laut auf, dass ich gar nicht schlafen kann. Und der redet auch sehr schlecht über mich. Das ist richtiger Rufmord. Da müsste die Polizei mal was gegen tun.“ Jetzt redet e sie sich in Fahrt. Kurz hob beschwichtigend die Hände, doch sie ließ sich nicht aufhalten. „Und saufen tut der auch, und er hat immer ganz schmierige Klamotten an. Er wäscht sich nie. Wie der immer stinkt. Eine Schande für das ganze H a us ist der. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie der seine Miete zahlt. Wahrscheinlich mit irgendwelchen krummen Geschäften. Naja“, beschwörend beugte sie ihren Kopf zu Kurz hinüber, „Es wird schon seinen Grund haben, warum die Polizei zu ihm will.“, wobei Sie das Wort Polizei extra laut betonte, dann sah sie ihn fragend an. Sie hätte alles dafür getan, den Grund für den Besuch der Polizei zu erfahren. Kurz und Richter verzogen keine Miene. „Umso besser“, fuhr sie daher fort, “dann ist er bald weg hier.“ Sie ließ ihre Worte wirken, sie hoffte die Beamten aus der Reserve zu locken und wartete auf eine entsprechende Reaktion.
„Ja, vielen Dank für die umfassenden Informationen. Ich denke, wir kommen einfach ein anderes Mal wieder, wenn der Wohnungsmieter anwesend ist. Ihnen auf jeden Fall einen schönen Tag“. Kurz nickte ihr einmal zu, drehte sich dann um. Sein Kollege Richter folgte ihm, ohne die Frau weiter zu beachten. Die Frau blieb enttäuscht am Treppenabsatz stehen. Draußen atmete Richter tief ein. „Ich brauche Luft, frische Luft. Wir vers uchen es gleich Montag noch mal. “ Kurz sah ihn zögern d an. Er blieb am Auto stehen. „Ja, das hat jetzt keinen Sinn mehr. Die“, dabei machte er eine Bewegung in Richtung des Haus es , „würde uns durch die ganze Wohnung folgen und das Arbeiten unmöglich machen.“
43 . Kapitel
„Ich sag d ir was“, Max gähnte, nahm seine Füße vom Tisch und richtete sich ein bisschen auf. Er streckte sich ausgiebig. Paula schaute zu ihm hinüber. Sie wartete darauf , dass er weiterreden würde. „Wir warten jetzt noch eine Stunde, dann gehen wir. Du bist heute lange genug hier gewesen. Morgen müssen wir ja auch schon wieder hier sitzen, tolles Wochenende. Wenn sich in einer Stunde nichts im Forum tut, sind wir weg. So.“ Max nickte zur Bestätigung.
„Die Arbeit tut mir im Moment ganz gut“, antwortete Paula. Mir macht es nichts aus länger zu bleiben, wirklich nicht. Es lenkt mich ein bisschen ab.“
Max schaute zu Paula hinüber. Er bezweifelte, dass Jugendliche, die sich selber das Leben nehmen wollten derzeit das rich tige Thema waren, um Paula von ih rer Trauer um einen kleinen Jungen abzulenken. „Hm, ich weiß nicht. Du solltest es nicht übertreiben.“, warf er deshalb ein.
44 . Kapitel
Inzwischen war es Abend geworden. Paula war alleine im Büro, Max war vor einer halben Stunde gegangen. Er hatte sie ungern alleine zurück gelassen. Aber sie hatte ihm versichert, dass sie einfach gerne noch einen Augenblick alleine im Büro sitzen bleiben würde. Ganz für sich alleine. Sie versicherte Max, dass sie auch gleich gehe n würde und er ohne schlechtes Gewissen
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