Totgelebt (German Edition)
den Kopf. „Danke, ich hab keinen Hunger, aber einen Kaffee könnte ich gebrauchen.“
Max beeilte sich den Kaffee zu holen. Seit zwei Stunden war Paula wieder hier im Büro, hatte aber kaum ein Wort gesagt, sie saß stumm am Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm. Er war sich sicher, dass sie in Gedanken war und ihre Umwelt gar nicht wahrnahm. Er kannte ihre Stimmungen, aber dieses Mal machte er sich Sorgen, er war ratlos. Er wusste nicht, wie er mit ihrer Trauer umgehen sollte. Was sollte er zu ihr sagen, um sie zu trösten ? Er konnte ihr nicht helfen.
Währenddessen klopfte Johanna an die Türe und trat ein, zurückhaltender als sonst kam sie in den Raum und blieb mit einigem Abstand stehen. „Paula, schön, dass du wieder da bis t . Es tut mir sehr leid für dich und deine Familie. Wenn ich irgendwas tun kann, sag es mir bitte.“
Paula blickte auf, sie sah Johannas Augen, sie sah ihren Blick, sie sah wirkliche Anteilnahme, Verständnis. Paula hatte plötzlich das Bedürfnis Johanna von ihren Gefühlen zu erzählen, das erste Mal, sie wollte Johanna sagen, was in ihrem Kopf und ihrem Herzen derzeit alles durcheinander geriet. Sie hatte das Gefühl, vor sich einen Menschen zu haben, der sie wirklich verstand. „Vielen Dank, das tut gut.“, wandte sie sich an Johann a , „Ich kann ehrlich gesagt kaum beschreiben, wie weh es tut und wie sehr ich den kleinen Kerl vermisse.“ Sie schluckte.
Johanna kam einen Schritt auf Paula zu, sie spürte, dass Paula sich ihr öffnen wollte. „Ich kann im Moment einfach nicht über meine Gefühl e sprechen, mit niemandem, dabei gehe ich fast unter in Gefühlen, aber ich kann sie weder beschreiben , noch lokalisieren. Sie sind einfach da und füllen mich komplett aus. Das ist merkwürdig, oder? Vermutl ich werde ich wahnsinnig.“ Paula fasste sich an die Schläfen und hob den Blick. Johanna stand jetzt direkt vor ihr, ganz nah, sehr nah. Sie konnte wieder ihr Parfum riechen, der Duft hüllte sie ein, benebelte sie einen Augenblick. Wa r es nur das Parfum, fragte sie sich. Sie schaute Johanna jetzt direkt in die Augen. Ihr Blick ruhte auf Paula.
„Nein, Paula, das klingt gar nicht verrückt, ich denke, das ist ganz normal. Und das wird auch noch eine lange Zeit brauchen, bis deine Gefühle sich wieder beruhigt haben.“
In dem Augenblick stand Max in der Türe, zwei Kaffeetassen in der Hand. „Da bin ich wieder.“, er hielt kurz inne, als er Johanna bei Paula entdeckte. „Ich wollte nicht stören. Hier, dein Kaffee, Paula,“ er reichte ihr den Kaffee hinüber. Er fühlte sich unwohl, er fühlte sich al s Eindringling, als ob er die beiden bei einer sehr privaten Sache gestört hatte.
Johanna trat einen Schritt zurück und sagte „Ich wollte gerade wieder gehen. Also, falls ich etwas für dich tun kann, lass es mich wissen.“ . Mit einem Blick auf Paula schloss sie hinter sich die Türe .
42 . Kapitel
Die beiden Polizisten stiegen aus dem Auto aus. Kurz ging voran, sein Kollege folgte ihm. Kurz schellte. Im Haus regte sich nichts. Kurz schellte ein zweites Mal. „Scheint nicht da zu se i n.“, er sah seinen Kollegen Richter fragend an. Dieser trat zwei Schritte zurück und schaute nach oben zum Fenster im ersten Stock. „Hm, ich kann nichts sehen, am Fenster ist niemand, schell noch ein letztes Mal. Wir haben zwar einen Durchsuchungsbefehl, aber wir sollten, wenn möglich, die Wohnungsöffnung durch eine dritte Person vermeiden. Am Ende finden wir was, dann hat er einen findigen Anwalt und wir sitzen mit leeren Händen da.“
Kurz nickte, “Naja, er hat definitiv Snuff Filme bei Lazic gekauft. Das hat er uns verschwiegen. Der Besitz von Snuff Filmen ist strafbar. Damit haben wir ihn schon in der Hand. Für die Durchsuchung reicht schon die Vermutung aus, dass wir Beweismittel finden, also können wir auch ohne ihn in sei ne Wohnung. Das ist kein Thema, das ist alles wasserdicht .“ Er sah seinen Kollegen noch mal fragend an. Plötzlich su rrte der Türsummer, Kurz drückte gegen die Türe, die sofort aufsprang.
Die beiden Polizisten traten in den Hausflur und wurden dort von einer älteren, fülligen Frau, die einen Hauskittel trug, empfangen.
„Ich habe ihnen geöffnet“, verkündete sie laut. „Ich bin hier so etwas wie die Haus meisterin . Ich bin für alles verantwortlich. Ich habe gehört, dass sie mehrmals geschellt haben, und mir gedacht , dass es wichtig ist. Kann ich Ihnen helfen?“ Erwartungsvoll sah sie von einem zum
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