Totgelebt (German Edition)
Gefühle zu beschreiben.
Lil :
Du schaffst das auch.
Emma16:
Glaubst du denn, dass du es schaffst?
Lil :
Ja.
Emma16:
Wie?
Lil :
Pistole .
Paula sah das Wort Pistole und wusste plötzlich, dass sie auf der richtigen Spur waren. Lil war das nächste Opfer des Selbst -M ÖRDERs , er hatte Kontakt zu Lil aufgenommen. Und es sch ien so , als ob Lil in naher Zukunft eine Verabredung mit dem Tod hatte.
Emma16:
Hast du einen festen Plan?
Lil :
Ja.
Emma16:
Wann?
Lil :
Warum willst du das wissen? Die Zeit ist gekommen, ich ha be mich tot gelebt.
Emma16:
Kannst du mir auch helfen?
Es dauerte eine Weile, Lil antwortete erst nicht. Paula wurde nervös, hatte sie das Mädchen verloren, hatte sie zu viel gefragt?
Lil :
Ich kann nichts sagen, ich habe es versprochen. Aber ich sag dir was, es gibt jemanden, der hilf t, hier im Forum, vielleicht ha st du Glück und er wählt dich auch aus.
Emma16:
Was muss ich tun, um ausgewählt zu werden? Hilf mir bitte. Ich kann das nicht mehr länger ertragen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie unendlich anstrengend es ist, zu leben.
Lil :
Er erwählt dich, du kannst nichts machen. Warte einfach ab, wenn ich fertig bin, hilft er jemand anderem.
„Wenn ich fertig bin“, wiederholte Paula und zögerte. Also, wenn er dir beim Selbstmord geholfen hat. Sollte sie es wagen, sie setz t e alles auf eine Karte. Es konnte sein, dass sie nun alles verlieren würde und somit vielleicht schon bald ein weiteres Kind sterben würde. Sie schluckte.
Emma16:
Wann?
Lil :
Ich bin heute nur hier um mich zu verabschieden…
Paula wartete, nach einer Minute fuhr Lil fort.
Lil :
Er hilft also sehr bald jemand anderem. Ich wünsche dir alles Gute, ich habe es in einigen Stunden geschafft.
Emma16:
Lil , warte, bitte, erzähl mir mehr davon.
Doch Paula sah, dass Lil sich ausgeloggt hatte. Lil hatte sich verabschiedet. Paula war klar, was das bedeutete. Sie musste sofort handeln. Heute Nacht würde sich Lil mit dem Selbst- M ÖRDER treffen, aber wo und wann? Paula wühlte auf dem Schreibtisch in den ganzen Papieren. „Wo ist denn die Adresse. Man n , wo ist diese Adresse von den Mädchen.“ Sie zog von ganz unten ein Papier hervor und überflog die Zeilen. Sie merkte sich Lil s Adresse. Ohne nachzudenken riss sie ihre Jacke vom Haken, nahm ihren Autoschlüssel und rannte aus dem Büro. Sie schaute sich kein einziges Mal um, sie machte das Licht nicht aus, fuhr den PC nicht herunter und schloss ihre Bürotür nicht ab.
Außer Atem kam sie an ihrem Auto an, stieg ein und raste zur Adresse von Liliane Richter. Sie überschlug im Kopf die Zeit, vor ungefähr 20 Minuten hatte sich Liliane ausgeloggt, s i e würde 20 Minuten benötigen, um bei Liliane zu sein. Sie schaute auf die Uhr, gegen 23.00 Uhr würde sie bei Liliane sein. Die ander e n Selbstmorde hatten alle zwischen 22.00 Uhr und Mitternacht stattgefunden. „ Komm schon, b eeil dich.“, tri e b sich Paula selber an. Sie raste die Straße entlang, war froh, dass es einigermaßen leer auf den Straßen war. Sie angelte beim Fahren ihr Ha n dy aus der Tasche und wählte Max Nummer. Seine Mailbox ging dran. Sie schilderte ihm kurz die Neuigkeiten, fasste alles zusammen und nannte ihm Lilianes Adresse. „Sobald du das hier abhörst, setz dich bitte in Bewegung und komm zu Lilianes Adresse. Es ist jetzt 22.50 Uhr“. Sie legte auf.
45 . Kapitel
Lil saß auf ihrem Bett, sie hatte ihr Zimmer aufgeräumt. Die letzten drei Tage hatte sie damit verbracht, ihr Zimmer auszuräumen. Sie hatte alles Unnütze, Unbrauchbare weggeworfen, bestimmt drei Müllbeutel hatte sie entsorgt. Ihre Mutter hatte sich richtig gefreut, dass ihr Zimmer jetzt so sauber und aufgeräumt aussah. Sie hatte ihre Lieblingsschuhe angezogen, ganz neue Converse in schwarz. Die hatte sie erst drei Mal getragen. Und heute, dafür waren sie genau richtig. Sie wollte gut aussehen. Sie wollte würdig Abschied nehmen. Wie kitschig das klingt, dachte sie. In Filmen sagen sie das immer. Aber es stimmte, sie wollte heute Abend gut aussehen. Sie hatte sich ihr Haar gewaschen, geduscht und sich ein bisschen geschminkt. Ihr war heute so leicht ums Herz, sie war richtig beschwingt. Sie hatte vorhin ein Glas Sekt getr unken, das passte, dachte sie, i hr war einfach nach Feiern zumute. Sie war gar nicht traurig. Es fühlte sich genau richtig an. Zwei Tage hatte sie nichts von ihm
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