durfte seine Erinnerung nicht beeinträchtigen.
Aber konnte es nicht tatsächlich sein? War sie ihm am See abhanden gekommen?
Er stürmte ins Badezimmer, warf sämtliche Kleidungsstücke durcheinander. Erst als der Korb mit der Schmutzwäsche leer war, hielt er inne.
Dieser Gedanke beruhigte ihn wieder.
Unwahrscheinlich war auch, dass jemand bisher die Kette an ihm gesehen haben konnte. Er stellte sich nie zur Schau, die Kette war immer unter seiner Kleidung verborgen gewesen. Er betrachtete sich im Spiegel.
Er verließ das Badezimmer und ging in die Küche.
Er nahm ein Messer aus einer Schublade und strich mit dem Finger sanft über die Klinge. Sofort bildete sich ein Blutstropfen auf seinem Finger, den er genussvoll mit der Zunge aufnahm.
***
Immer wieder strauchelnd, schleppte sich die dürre Frau nach oben, bis sie am höchsten Punkt der Brücke zusammenbrach. Der Mann, der ihr folgte, erreichte die zusammengekauerte Gestalt. Er beugte sich über sie und zerrte an ihr, bis sie zwischen ihm und dem Brückengeländer eingeklemmt stand. Danach packte er sie an den Schultern und warf sie … nicht in den See.
In den Körper, der gewirkt hatte, als sei alles Leben aus ihm gewichen, kam die Spannkraft zurück. Die Frau verließ die Szene, ohne sich umzudrehen. Der Hund, der nun die Aufmerksamkeit aller auf sich zog, wurde vom Leiter der Spurensicherung gespielt. Wild gestikulierend und laut »wau, wau« rufend, rannte er auf die Brücke zu. Da der Beamte bis zu dieser Theatereinlage das Geschehen emotionslos kommentiert hatte, konnten sich Monika und Hofer ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Anhand der Blutspuren war es den Spezialisten der Spurensicherung möglich gewesen zu rekonstruieren, wie die Tat mit hoher Wahrscheinlichkeit abgelaufen war, um nun den beiden Kommissaren dieses Schauspiel zu bieten. Das »Wie« war geklärt, das»Warum« offen.
Eine Vibration in ihrer Hosentasche zog Monikas Aufmerksamkeit auf sich. Sie verließ den Schauplatz, um ein paar Schritte am Ufer entlang zu gehen und das Telefongespräch zu führen. Vom Leiter der Gerichtsmedizin erfuhr sie, wie sehr die Grippewelle den Personalstand reduziert hatte und dass es dadurch zu einer Verzögerung der Obduktion gekommen war. Auch das Tippen des Berichts würde noch einige Tage in Anspruch nehmen, meinte die Stimme am Telefon. Deshalb trug er Monika