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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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zwei Fingern abzählen, denn vor einer Einbalsamierung hätte auch ein Amtsarzt seine Zustimmung geben müssen.
    Matti und ich schauten uns an.
    »Wir sollten mal …«, hatte ich noch nicht ganz ausgesprochen, als Matti schon sagte: »Ja, sollten wir.«
    Wir gingen nach oben, fanden die Mappe für die Beerdigung von Erika Kostnitz, aber der Vorsorgeplan war nicht darin. Mir kam eine Idee und ich fragte: »Herr Matti, wie hoch sind eigentlich so Sterbeversicherungen?«
    »Verschieden. 5000, 10.000, 20.000 Mark. Wie man will.«
    Matti nahm eine Tasse Kaffee mit Schuss für Kostnitz mit nach unten und machte sich dann auf zum Friedhof. Um halb zehn, als Sommer ins Büro spazierte, war Kostnitz immer noch bei seiner Erika.
    »So ein Sauwetter heute. Ist Matti bei der Kampmann-Beisetzung?«
    »Ist er, Herr Sommer.«
    Sommer ging an den Safe, holte Unterlagen hervor und setzte sich an seinen Schreibtisch.
    »Herr Sommer, der Ehemann von Erika Kostnitz ist unten.«
    Er schaute mich verdattert an, und seine Äuglein kamen aus dem Blinzeln gar nicht mehr heraus. Ja, mein lieber Kugelfisch, da staunst du.
    »Ja, Herbert Friedrich Kostnitz sitzt unten in der 1 und trauert um Erika.«
    Ich kostete meine kleine Rache genüsslich aus. Sommer brummelte vor sich hin, während er seine Nase wieder in seine Unterlagen steckte. Hatte der Kugelfisch gerade wirklich »Scheiße« gesagt?
    »Bitte, was sagten Sie, Herr Sommer?«
    »Ach, nichts, nichts. Ich gehe mal runter und sehe nach ihm. Hat der Mann sich ausgewiesen?«
    »Natürlich.«
    Sommer erhob sich und stieg eilig die Wendeltreppe hinunter. Ich hechtete zu seinem Schreibtisch und fand die Kopie der Versicherungspolice von Erika Kostnitz. Da stand es schwarz auf weiß: anonyme Urnenbestattung.
    Aber was viel erstaunlicher war: Die so genannte Sterbeversicherung belief sich auf üppige 25.000 Mark. Die Urnenbestattung würde höchstens 4000 kosten, inklusive Sarg usw. Keine Trauerfeier, keine Trauerhalle, keine Blumen und keine Musik. Das hatte ich in Sommers Gebührenkatalog nachgeschlagen. Bei einer Luxus-Erdbestattung kamen schnell an die 20.000 Mark oder noch mehr zusammen, abhängig davon, ob man die Grabstelle schon hatte oder noch kaufen musste und natürlich auch vom Sarg. Wozu also, fragte ich mich, hatte Erika eine Versicherung über 25.000 Mark, wenn sie nur ca. 4000 Mark ausgeben wollte? Der Rest der Summe aus der Versicherung, nach Abzug aller Kosten immerhin noch 21.000, gingen an … ja, wohin denn eigentlich? Ich blätterte weiter … gingen an die Suppenküche Bochum, die Obdachlosenbetreuung. So weit, so gut. Wer aber war für die Verteilung des Geldes und die Abrechnung der Versicherungssumme zuständig? Ich blätterte weiter. Bartholomae! Der schon wieder!
    Hatte Erika sich kurzfristig entschieden, anonym bestattet zu werden? Hatte sie jemand Fremden beauftragt, sich um ihre Bestattung zu kümmern? Hatte das mit ihrem alkoholisierten Ehemann zu tun? Als Rache sozusagen? Oder aus Verzweiflung über ihren Mann? War das überhaupt Erikas letzter Wille? Ich blätterte in dem Ordner mit den Quittungen und Belegen und fand die Quittung für das Geld, das ich ihr letztens noch ausgezahlt hatte. Die Unterschrift war eindeutig dieselbe. Der Vorsorgeplan war mit der Schreibmaschine ausgefüllt, Erikas Unterschrift in blauer Tinte darunter gesetzt. Ich legte die Unterlagen ordentlich zusammen und ungefähr wieder an die Stelle, an der Sommer sie zurückgelassen hatte. Ich würde dringend mit Kostnitz reden müssen – fragte sich nur, wann.
    Um halb eins knurrte mein Magen laut, aber weder Kostnitz noch Sommer waren wieder im Büro aufgetaucht. Vielleicht sollte ich mal nachsehen und fragen, ob die beiden was brauchten, bevor ich mir in der Bäckerei ein Croissant als Wegzehrung für meinen Spaziergang gönnen würde.
    Ich setzte meine beflissen fürsorgliche Miene auf und stieg die Wendeltreppe hinab.
    Die Tür von Aufbahrungsraum 1 war nicht ganz geschlossen, und so konnte ich hören, wie Sommer auf Kostnitz einredete. Was sie sprachen, konnte ich leider nicht verstehen. Um nicht wie ein Lauscher zu wirken, trampelte ich die letzen Stufen der Treppe hinunter und klopfte an die Tür. Die Diskussion wurde sofort unterbrochen. Sommer sah schwer genervt aus, Kostnitz weinte immer noch, mittlerweile ins bestickte Leinentaschentuch von Sommer.
    Der Kugelfisch wandte sich abrupt von Kostnitz ab und drängelte sich an mir vorbei durch die Tür.
    »Frau Abendroth, ich muss

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