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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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gibt.«
    »Mrrrgggh.« Provozierend langsam zog er mit einer Kralle ein Stück Ei über den Tellerrand und ließ es auf den Boden fallen, um es dort mit aufgestellten Nackenhaaren und zuckender Schwanzspitze zu belauern.
    »Sau nicht so mit dem Ei rum. He, es ist zwar noch warm, Dr. Thoma, aber es lebt nicht mehr!«
    Der Kater strafte meine Kritik an seinem Essverhalten mit einem gezielten Prankenhieb auf das Stückchen Rührei.
    »He! Du musst das Ei nicht mehr erlegen. Es ist schon tot.«
    Da er seine Ration Wurststückchen bereits aus dem Ei gepult und gefressen hatte, schielte er jetzt gierig auf meinen Teller.
    »Na gut, noch ein Stückchen.«
    Ich legte ihm ein kleines Eckchen Wurst auf seinen Teller, und jetzt war er wieder bereit, mir zuzuhören.
    »Also, es nützt auch dem Bestatter nichts, weil der ja einen Vorsorgeplan hat. Da steht alles drin, was der Verstorbene bei seiner Beerdigung haben will. Wenn was von der Sterbeversicherung übrig bleibt, kriegen das die Angehörigen oder sonst jemand, je nachdem, wie es verfügt ist. Aber bei den Preisen kann doch nicht viel übrig bleiben, weder für den einen noch für den anderen. Gut, dreizehnmal war der Ansprechpartner dieser Bartholomae. Vermutlich ein Nachlassverwalter. Gibt es die bei der Stadt? Ich weiß es nicht. Das passt doch hinten und vorne nicht. Alles Blödsinn, oder? Nachtisch, Fellklops?«
    Der Kater bekam ein bisschen Milch. Ich schälte mir eine überreife Mango, die schon alkoholisch roch, und vermanschte sie mit Hüttenkäse. Dann entließ ich Dr. Thoma in die Nacht und mich ins Bett.
    In dieser Nacht träumte ich von Verträgen und Katzen in Ärztekitteln, die ihre Unterschrift per Pfotenabdruck auf Vorsorgepläne stempelten, damit ich sie ins Katzenkrematorium schaffen konnte.

11
    Matti hatte Recht behalten: Kostnitz kam wieder, aber nicht nur wegen des Cognacs. Er stand am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe, gerade als ich eintraf, schon vor dem Büro. Frisch rasiert, gebadet und sauber gekleidet. Sein Anzug wirkte an ihm ein paar Nummern zu groß. Der Wintermantel, den er trug, ließ über dem abgemagerten Mann die Schultern hängen. Ich hätte ihn beinahe nicht erkannt. Eine leichte Cognacfahne und der Duft von Old Spice umwehten ihn zwar, aber alles in allem machte er einen wesentlich besseren Eindruck als noch am Vortag. Seine Augen waren immer noch stark gerötet, die Augäpfel schimmerten in ungesundem Gelb, und seine Nase war blau geädert, wie das bei starken Trinkern häufig der Fall ist.
    Er reichte mir seine schwielige Hand. Sein Händedruck war mörderisch fest. Ich zuckte vor Schmerz zusammen. Als er es merkte, ließ er sofort los und steckte die Hand in die Manteltasche zurück, so als wollte er mir versichern, dass ich von ihr jetzt nichts mehr zu befürchten hätte.
    »Entschuldigen Sie bitte. Wegen gestern, also … ich war nicht ganz, ich meine, ich wollte nicht …«
    »Schon gut, Herr Kostnitz. Schon vergessen. Sie können Erika jetzt gerne sehen. Ich begleite Sie.«
    Nachdem wir uns den Schnee von den Mänteln geschüttelt hatten, stiegen wir gemeinsam die Treppe hinunter.
    Ich öffnete vorsichtig die Tür und warf einen Blick in den Aufbahrungsraum, um mich zu vergewissern, ob Erika wirklich drin lag. Nichts ist schlimmer, als die falsche Leiche zu betrauern. Aber es war wirklich Erika.
    Sie war, soweit ich das beurteilen konnte, komplett fachgerecht für die offene Aufbahrung hergerichtet und nicht nur das: Matti hatte sie offensichtlich in der Nacht noch einbalsamiert. Die elektrischen Kerzen waren so weit heruntergedimmt, dass sie in dem weichen Licht wirklich würdevoll und friedlich aussah.
    Ich führte Kostnitz zu einem Stuhl. Mit der Versicherung, mich jederzeit über die Gegensprechanlage rufen zu dürfen, wenn er mich bräuchte, ließ ich ihn allein. Er nickte geistesabwesend und hatte nur noch Augen für Erika. Als ich die Tür leise schloss, hörte ich ihn wieder weinen.
    Ich ging zu Matti nach nebenan.
    »Warum haben Sie das gemacht, Matti, ich denke, sie wird kremiert? Durften Sie das überhaupt?«
    »Ich hatte Zeit.«
    »Aber Sommer wird nicht begeistert sein. Eine Aufbahrung war nicht vorgesehen.«
    Matti zuckte nur mit den Schultern. Es konnte ihm auch wirklich egal sein. Sollte Sommer doch die Krise kriegen und einen Aufstand machen, wenn er wollte. Das bisschen Arbeit ging doch über die Portokasse. Nur, was der Amtsarzt bei der zweiten Leichenschau dazu sagen würde, konnten wir uns an

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