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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Komm Maggie, besser als nix.
    Kiebig sagte ich zu ihm: »Wenn Sie wollen, dass Ihr Ex-Chef noch ein bisschen länger lebt, dann sagen Sie ihm, er soll sich Schwester Beate vom Hals halten. Kostnitz hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, Schwester Beate für sich zu engagieren. Mir sagt er, was ich tun und lassen soll. Und was macht er?«
    »Der Alte ist ein schlauer Fuchs. Lassen Sie sich von seiner Säufernase nicht irritieren.«
    »Ach, er ist also der schlaue Fuchs, aber ich habe zu viel Fantasie!?«
    »Na ja, vielleicht ist ihm auch langweilig. Bei Kostnitz weiß ich das nie so genau.«
    Blaschke sagte das einfach so dahin, als ginge es ihn nichts an. Ich wollte ihm gerade in die Parade fahren, als er lässig sagte: »Wenn sich was Neues ergibt, können Sie mich ja gerne anrufen.«
    »Was wäre denn eine nennenswerte Neuigkeit? Eventuell noch ein Toter?«
    »Zum Beispiel!«, parierte er.
    »Wenn er auch denkt, dass da was nicht stimmt, warum lässt er die Leiche von Erika nicht untersuchen? Himmel noch mal!«
    »Weil der gute Herr Matti, so wie ich das verstanden habe, Erika nach allen Regeln der Thanatologenkunst versorgt hat. Wenn es was zu sehen gegeben hätte, dann kann man es jetzt nicht mehr sehen. Verstehen Sie?«
    »Nee, ehrlich gesagt, nicht so ganz.«
    Über so viel Unwissenheit musste der Herr Oberkommissar den Kopf schütteln. Als er damit fertig war, hielt er mir den Kaffeebecher hin. Ich schenkte nach.
    »Also, dieser Herr Matti hat sie desinfiziert, gewaschen, inklusive der Haare, ihre Fingernägel sauber gemacht, geschminkt und, und, und. Und er hat ihr diese Plastikaugenkappen eingesetzt. Das kennen Sie ja wohl.«
    »Ja und?«
    »Was soll man jetzt noch in und an dieser properen Leiche, entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksweise, Frau Abendroth, finden?«
    »Oh, verstehe.«
    »Danke! Wenn es so ist, wie Sie vermuten, dann kann ich Ihnen sagen, dass ein weiches Daunenkissen, so eines, wie der Alte mir gezeigt hat, eine sehr gute und relativ rückstandsfreie Mordwaffe ist. Es atmet sich sehr schlecht durch Daunen. Ist man geschwächt, geht’s noch schneller. Es hinterlässt schlimmstenfalls überhaupt keine Spuren auf dem Gesicht. Im Fachjargon heißt das Vertrocknungen, dabei kann man aber nie genau sagen, ob sie vor oder nach dem Tod entstanden sind. Und Einblutungen in den Augenbindehäuten müssen dabei auch nicht entstehen.«
    Er schaute mich mit seinen grünen Augen über den dampfenden Kaffeebecher hinweg an. Vortrag zu Ende.
    Ich war ganz baff. Einerseits von seinen strahlend grünen Augen und seinen Sommersprossen, andererseits von seinem lückenlosen Vortrag. Na klar, Augenkappen, waschen, schminken. Ich schlug mir im Geiste mit der flachen Hand an die Stirn. Alles, was man hätte sehen können, war perdu, futsch, vernichtet! Und ihr Blut? In der biologischen Entsorgungsanlage.
    Blaschke kippte den Kaffee in einem Rutsch weg, stellte den leeren Becher aufs Armaturenbrett und öffnete die Autotür. Ich war noch immer ganz beeindruckt. Erst, als er mir mit seiner Visitenkarte vor der Nase herumwedelte, kam ich wieder zu mir und schaute ihn direkt an.
    »Es war sehr angenehm, mit Ihnen zu plaudern, aber ich muss mich jetzt wieder um den internationalen Terrorismus in Bochum kümmern. Einen schönen Abend noch.«
    Ironisch also auch noch. Internationaler Terrorismus in Bochum!
    »Mal sehen, wer schneller ist, Schwester Beate und ihre gelben Kissen oder der Fusel«, rief ich ihm durchs offene Fenster hinterher. Er drehte sich noch mal um.
    »Sie lesen zu viele Krimis und Sie neigen zu Zynismus, Frau Abendroth.«
    »Das bringt der Beruf so mit sich, Herr Blaschke.«
    Das Schlachtschiff Blaschke nahm wieder Fahrt auf mit Kurs auf den Friedhof zur Beisetzung von Erika Kostnitz. Ich schaute der eleganten Silhouette mit dem wehenden Mantel noch ein paar Minuten hinterher, bis sie hinter einer Hecke in einem abzweigenden Friedhofsweg verschwand. Nachdenklich startete ich mein Auto. Der tapfere Opel sprang auch sofort an.
    Nach einer harten Schlingerpartie über Eis und Schnee saß ich wieder auf meinem Posten im warmen Büro, studierte mein Notizbüchlein und klebte sorgfältig Blaschkes Visitenkarte in das Heft. Ich lese zu viele Krimis! Macht der Kerl sich auch noch lustig über mich. Ehrlich gesagt war ich nach den zwei Watschen, der von Kostnitz und der vom gut aussehenden Herrn Blaschke, etwas beschämt.
    Ich klappte das Notizbuch wieder zu. Matti konnte doch nichts dafür, ich konnte

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