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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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die Welt sich dreht, aber was macht er? Also fand er am Ende unsere Ideen doch nicht so aus der Luft gegriffen? Welchen anderen Grund für Schwester Beates Anwesenheit sollte es wohl sonst geben? Der Fänger wollte seine Beute taxieren.
    Grübelnd stapfte ich über den verschneiten Friedhofsweg in Richtung Ausgang. Mein Atem gefror in der Luft. Aus der Ferne war noch das Knirschen der Räder des Katafalks auf dem Schnee zu hören, mit dem die Prusseliese in ihrem italienischen Hochglanzsarg zum Grab gezogen wurde. Matti hatte ihr für ihre letzte Reise den orangefarbenen Mantel angezogen; den konnte sie bei diesen Temperaturen auch gut gebrauchen.
    Hinter mir hörte ich plötzlich Schritte. Eine leichte Panik stieg in mir hoch. Ich war nicht allein auf dem Friedhofsweg. Es wurde bereits dunkel. Zeit für eine neue Folge Tales of the Crypt. Die Schritte kamen schnell näher. Ich blieb stehen und drehte mich um.
    Im fahlen Licht des eiskalten Spätnachmittags sah ich einen Mann Ende dreißig, reichlich flott angezogen, also wie soll ich sagen, schick … und keine weißen Socken. Jetzt winkte er mir auch noch zu. Ich hatte mein Auto bereits in Sichtweite. Wenn er mir blöd kam, konnte ich locker einen Spurt bis zum Parkplatz schaffen.
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ging so normal weiter, wie meine Angst es zuließ. Als er mich überholt hatte, drehte er sich zu mir um und blockierte mir den Weg, sodass ich auch stehen bleiben musste. Es war, als hätte mich soeben ein Schlachtschiff im Kamelhaarmantel ausgebremst. Höflich zog er seine Lederhandschuhe aus und reichte mir seine gepflegte Hand.
    »Blaschke.«
    »Abendroth.«
    Er ließ meine Hand wieder los. Polierte Fingernägel. Whow!
    »Haben Sie die Feier für die Prusseliese gestaltet?«
    »Wieso nennen Sie Frau Kostnitz Prusseliese?«
    Ich war ein bisschen empört. Prusseliese ist mein geheimer Spitzname für meine verblichene Lieblingsorganistin!
    »Weil sie eben immer aussah wie die Prusseliese.«
    Sein herzliches Lächeln machte mich sauer. Zu sympathisch macht mich immer sauer. Und diese perfekten Zähne!
    »Aha. Und was wollen Sie von mir, wenn ich fragen darf?«
    »Wie ich schon sagte, Blaschke, Kriminaloberkommissar Blaschke.«
    Ungeduldig zappelte ich hin und her; in circa fünf Minuten würden mir die Füße als Eisklumpen von den Beinen fallen. Ich machte einen Schritt nach vorne, um zu meinem Auto zu gehen. Aber das Kamelhaarmantel-Schlachtschiff wich keinen Millimeter zur Seite.
    »Ja und, Herr Kommissar, und was bitte? Mir sterben gerade vor Kälte diverse Extremitäten ab, also sagen Sie, was Sie zu sagen haben. Schnell, wenn’s geht, bitte.«
    Er lachte nur und sagte freundlich: »In Ihrem Wagen oder in meinem?«
    Bevor ich überhaupt antworten konnte, hatte er sich bereits auf den Weg zu meinem Wagen gemacht. Ich hatte genug Zeit, seinen Rücken in diesem Mantel zu bewundern. Perfekt.
    Ich hatte in meinem Auto eine Thermoskanne mit Kaffee für Matti gebunkert, aber die würde ich jetzt Herrn Blaschke sponsern müssen. Komischer Vogel, der Typ. Wahrscheinlich ein Ex-Lakai von Kostnitz.
    Während wir so in meinem Auto saßen, rauchte ich vor mich hin. Trotz der eisigen Kälte öffnete er sofort ein Fenster. Aber meinen Kaffee trank er gern. Er goss sich schon die zweite Tasse ein und erzählte mir dabei, dass Kostnitz ihn angerufen habe, wegen der Flusen und wegen meines Verdachts. Er könne da zwar offiziell gar nix ermitteln, aber weil Kostnitz ihn gebeten hatte, würde er sich anhören, was ich zu sagen hätte.
    Wie gnädig, Herr Kommissar! Immerhin war Kostnitz mal sein Chef gewesen, und die Prusseliese hatte ihn ein ums andere Mal mit durchgefüttert.
    Wie gnädig vom Ziehsohn: Er hört sich mal an, was ich zu sagen habe! Also berichtete ich ihm von meinen und Mattis bislang wenig fruchtbaren Recherchen und unserer Vermutung, dass etwas faul sein könnte mit Schwester Beate. Vielleicht! Mit der Firma Bartholomae. Vielleicht! Mit den Kissen. Auch vielleicht! Ich legte dabei sehr viel Gewicht auf die »Vielleichts« – noch einen Rüffel vom Fachmann wollte ich unbedingt vermeiden.
    Nichtsdestotrotz, auch Blaschke bescheinigte mir, allerdings auf wesentlich charmantere Art als Kostnitz, zu viel Fantasie einerseits, ein gutes Händchen für Veranstaltungen dieser Art andererseits und Talent bei der Zubereitung von Kaffee sowieso. Er bot mir an, die Flusen gelegentlich mal im Labor vorbeizubringen. Er würde sie checken lassen. Ignorant!

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