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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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– Herr Schiller fand das besonders spaßig – von Sommer sicherlich mit einigem Glanz unter die Erde gebracht werden konnte. Dafür müsste ich pro Monat nur 18 Mark 50 berappen. Vorausgesetzt, ich würde den Vertrag alsbald unterschreiben. Ich hatte auch erfahren, zu welchen Konditionen die Versicherung an Sommer zahlen würde. Herr Schiller riet mir, mit Sommer einen Vorsorgevertrag abzuschließen. Diesen würde Sommer samt Rechnung und Sterbeurkunde, die mein Ableben bescheinigte, an den Nutznießer schicken. Dafür sollte ich eine Person meines Vertrauens als Erbe der Versicherungssumme eintragen. Falls von den 25.000 Mark nach Abzug aller Kosten etwas übrig blieb, könnte ich damit z. B. eine karitative Einrichtung bedenken oder als Dankeschön den Nutznießer beehren, der sich schließlich um die Bestattung kümmern würde. So weit, so gut.
    Mit dem Versprechen, mir den Vertrag gut durchzulesen und bald mit meiner Unterschrift zurückzuschicken, verabschiedete ich mich von Schiller und fuhr zufrieden zurück ins Büro. Herr Schiller hatte mir die Erleuchtung des Tages beschert: Die Rechnung von Sommer ging an den Nutznießer! Und der war bei unseren Verstorbenen der feine Herr Bartholomae! Fragte sich nur noch, was für Rechnungen der Herr Sommer denn an Bartholomae schickte? Eben! Genau das wusste ich nicht. Ich selbst hatte nie eine Rechnung an Bartholomae fertig gemacht. Das hatte Sommer immer selbst erledigt. Diese Rechnungen hatte ich auch im Computer nie finden können. Und ich war mir sicher, dass sich die Datei, unter irgendeinem passwortgesicherten Decknamen, im Computer versteckte. Dieses Dokument musste ich finden.
    Meine Zufriedenheit über die neuen Informationen währte nicht lange. Auf meinem Schreibtisch lagen zwei CD-Boxen. Vom Cover der einen Box lächelten mich drei schwammige Männergesichter, eingerahmt von schlechtem Minipli, an. Ich las die Titel: Die Flippers. Und auf der großen Box stand: Die Gold-Edition der Flippers. Auf der Gold-Edition klebte ein gelbes Post-it mit Sommers Handschrift: Bitte Familie Königsbacher wegen der Musikwünsche anrufen.
    Die Familie Königsbacher hatte also tatsächlich vor, ihren Opa mit Musik von den Flippers in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Ein klarer Fall von »Das-muss-verhindert-werden«. Ich wählte forsch die Telefonnummer, die auf dem gelben Zettel stand. Es meldete sich eine sanfte Frauenstimme. Nachdem sie gehört hatte, wer ich war und was ich wollte, haspelte sie aufgeregt hervor, dass das mit den Flippers nicht ihre Idee gewesen war, auch nicht die Idee ihrer Familie. Nein, ganz im Gegenteil, die gesamte Königsbacher Familie hasste die Flippers.
    »Ja, aber warum sollen wir das dann spielen?«, fragte ich.
    »Weil Opa es so will. Er war der Vorsitzende des Fanclubs.«
    »Ja dann – spielen wir es eben. Wie viele Titel sollen es denn sein?«
    »Also am liebsten gar keinen, aber ich denke, zwei reichen vollkommen.«
    »Und welche? Sie müssen mir schon sagen, welche.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Frau Königsbacher.
    »Frau Königsbacher, Sie müssen mir schon sagen, was. Hier liegen jetzt insgesamt fünf CDs mit ich weiß nicht wie viel Stunden Musik. Die kann ich doch unmöglich durchhören.«
    »Nicht? Über Weihnachten vielleicht?«, kam es flehend durch den Hörer.
    »Nein, ich glaube nicht. Ich mag die Flippers ebenso wenig wie Sie. Ich mag sie sozusagen gar nicht. Um ehrlich zu sein, ich finde sie schlimmer als Heino.«
    »Das kann ich verstehen. Aber Herr Sommer hat gesagt, Sie kümmern sich drum.«
    Jetzt fing sie doch fast noch an zu heulen. Na ja, wenn das so ist. Um der unfruchtbaren Diskussion ein Ende zu bereiten, beteuerte ich Frau Königsbacher, dass wir uns darum kümmern würden und wünschte ihr mein Beileid und trotzdem ein frohes Fest. Frau Königsbacher verabschiedete sich mit der Warnung, dass der gesamte Flippers-Fanclub, Sektion West, an der Trauerfeier teilnehmen würde.
    Ich ging mit den CDs in unser Besprechungszimmer und legte probehalber eine aus der Gold-Edition ein. Tapfer hörte ich die Worte: Roter Horizont am großen Fluss, nur wir beide im Land des Lächelns, so verträumt. Und Dein schwarzes Haar, im Abendwind. Zärtlich hast Du mein Herz verzaubert, und es schlägt wie ein Schmetterling. Lotosblume hab’ ich Dich genannt, als die rote Sonne in Japan versank  … Aua! Das zum Thema Sextourismus.
    Es war nur ein kurzer Sommer, in der Taiga liegt schon Schnee.
    Noch liegst Du in meinen

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