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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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mich nicht wirklich. Die laufen nur einfach hinter mir her. Ich heiße übrigens Margret, und Sie?«
    »Winnie.«
    »Ist jetzt nicht Ihr Ernst oder? Winnie-the-Pooh.«
    Ich hätte auch noch »Winnie the Poohliceman« sagen können. Hatte ich dann aber spontan als zu albern verworfen.
    »Winfried Maria Pooh, um ehrlich zu sein. Sind Sie gar nicht auf Poohliceman gekommen?«
    »Doch, war mir aber zu blöd.«
    Er winkte nach der Bedienung.
    »Chapeau! Jetzt wissen Sie schon die zweitgrößte Peinlichkeit in meinem Leben, Miss Marple.«
    »Toll, dann erpresse ich Winfried Maria Pooh auf einen Kaffee und werde ob der peinlichen Enthüllung zukünftig schweigen wie ein Grab.«
    »So sei es.«
    »Kriege ich die größte Peinlichkeit in Ihrem Leben auch noch raus?«
    »Vielleicht. Wenn Sie sich anstrengen.«
    »Ist sie mehr wert als ein Kaffee?«
    »Vielleicht.«
    »Sie brauchen gar nicht so geheimnisvoll zu tun, meiner Freundin gehört der bedeutendste Friseursalon in Bochum. Dass Sie geschieden sind, habe ich aus der Klatschbörse bei Wilma.«
    Winnie zog die rechte Augenbraue in die Höhe, sagte aber kein Wort darüber, dass ich über seine Lebensumstände so gut Bescheid wusste. Für einen Augenblick hatte ich den Eindruck, dass er ein bisschen blass um die Nase wurde. Da hatte ich den Herrn Kommissar aber mal sprachlos gemacht. Ich war sehr zufrieden mit mir.
    Die Studentin, die heute an den Tischen bediente, schmachtete Winnie schamlos an, als sie uns die Getränke brachte. War ja auch kein Wunder. Der Kerl war einfach wieder perfekt angezogen, und ein perfektes Lächeln hatte er auch. Leider klingelte sein Handy, aber auch das schnippte er gekonnt lässig auf.
    Während er ein paar kurze Sätze sprach, nahm ich die Gelegenheit wahr, ihn ein bisschen eingehender zu betrachten. Ich bemerkte eine lange Narbe hinter seinem linken Ohr, die er, so gut es ging, mit seinem etwas längeren rotblonden Haupthaar zu kaschieren versuchte. Narben faszinierten mich. Es fiel mir schwer, der Versuchung zu widerstehen, meinen Finger auszustrecken, die Haare an die Seite zu schieben, um die Narbe genauer zu betrachten. Alles über sieben Stiche deutet auf einen Helden hin. Vielleicht auf eine wilde Verfolgungsjagd mit einem Gangster: Der Held wird in einen Hinterhalt gelockt und mit einer Eisenstange attackiert. Vielleicht war er aber auch nur als Elfjähriger im Schwimmbad ausgerutscht? Während er sein Handy wieder in der Manteltasche verstaute, sagte er beiläufig: »Ich bin über den Lenker gegangen. Wilde Verfolgungsjagd auf Bonanza-Rädern. Ich war zwölf.«
    »Was?!«
    »Die Narbe, ich war zwölf. Musste im Bergmannsheil mit zehn Stichen genäht werden. Prost, Margret. Das wolltest du doch wissen. Darf ich Maggie zu dir sagen?«
    »Prost Winnie. Ich habe nichts gesagt.«
    »Aber gedacht.«
    »Hatte ich einen starren Blick?«
    »Genau, hattest du.«
    Schon wieder erwischt. Gott sei Dank wechselte er das Thema. Er wollte wissen, wie tief ich mittlerweile meine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute gesteckt hatte. Ich ignorierte die Ironie und berichtete ihm von der heftigen Reaktion von Schwester Beate auf Frau Beckers anonyme Beerdigung und von dem seltsamen Gespräch mit Kajo und, dass der alte Kostnitz mich praktisch anstiften wollte, ein bisschen »Papierkram« zu erledigen.
    »Das solltest du auf gar keinen Fall tun. Wenn an der Sache wirklich was dran ist, überlass das bitte mir.«
    Kaum duzten wir uns, machte er mir schon Vorschriften. Aber bitte schön, hatte ich was anderes erwartet? Zehn Stiche – Phh!
    »Aber du kannst ja auch nicht einfach so bei Sommer reinspazieren und dir die Papiere anschauen. Nicht genug Verdachtsmomente für einen Durchsuchungsbefehl, wenn ich mich recht erinnere! Es sei denn, du kommst heute Nacht mit deinem Schweißgerät vorbei, und wir beiden knacken den Tresor. Inkognito und stilvoll wie die Panzerknacker, mit Strumpfmasken und schwarzen Handschuhen an und so …«
    »Gott bewahre. Noch so ein Vorschlag, und ich fange an, mich ernsthaft für Alkohol zu interessieren.«
    »Aber mal wirklich ernsthaft, Herr Kommissar. Wenn ich zum Beispiel einen zweiten Vorsorgeplan von Frau Becker finden könnte, dann wäre es doch bewiesen.«
    »Was bewiesen? Dass Sommer und Bartholomae Verstorbene über den Löffel barbieren?«
    »Bitte?«
    »Wer, Miss Marple, soll denn hier der Ankläger sein? Die einzigen Personen, die sich beschweren könnten, sind tot.«
    Ich war über die Lässigkeit, mit der er

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