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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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über den Betrug hinwegging, schier entrüstet.
    »Ja, aber das macht man doch nicht! Auch wenn jemand tot ist. Bartholomae und Sommer können sich doch nicht einfach die Kohle einstecken, die für die Beerdigung gedacht war.«
    »Tun sie das denn? Du hast es noch nicht bewiesen.«
    »Blahblahblah. Und was, wenn ich sogar beweisen könnte, dass sie dem Sensenmann ein bisschen auf die Sprünge helfen?«
    »Und? Kannst du?«
    »Nein! Wie denn auch? Seh’ ich aus, als wäre ich berechtigt, ’ne Obduktion anzuordnen? Es kommt mir langsam so vor, als ob außer mir, Matti und Schwester Beate niemand ein Problem mit dem Offensichtlichen hat!«
    »He, Miss Marple, das hätte ich auch. Wenn das, was du das Offensichtliche nennst, auch für alle sichtbar und beweisbar wäre. Korrekte Totenscheine, keine vergessenen Messer im Rücken, keine Würgemale am Hals, blahblah … Und die einzige Leiche, die was hergegeben hätte, hat der schräge Finne aus sentimentalen Gründen unbrauchbar gemacht. Ich sage nur, wie die Dinge momentan liegen. Und noch liegt nichts wirklich vor. Dumpfe Ahnungen nützen uns nichts.«
    Whow, Winnie – drah di net um, der Kommissar geht um. Um nicht laut zu werden, nippte ich am Kaffee. Aber irgendwie hatte er ja Recht. Aber irgendwie auch nicht.
    »Wer kontrolliert eigentlich die Totenscheine?«
    »Niemand.«
    »Ach! Wenn da also steht ‚natürlicher Tod‘ – Unterschrift, Stempel – dann … dann … Klappe zu und alles erledigt?«
    »Genau so. Das schönt die Statistik für den Innenminister. In Deutschland ist die Mordrate rückläufig, aber nicht, weil Mord aus der Mode gekommen ist, sondern weil man langsam dabei ist, der Rechtsmedizin den Hahn zuzudrehen – und weil sich viele Ärzte beim Ausstellen von Totenscheinen herzlich wenig Arbeit machen.«
    Ich glaubte, ich hätte mich verhört oder Winnie würde einen üblen Scherz mit mir machen. Aber er sah ganz ernst aus.
    »Hör mal, das ist doch ein Skandal.«
    »Unsere Tierschutzgesetze werden jedenfalls penibler eingehalten. Insofern ist es skandalös. Ich glaub’, ich brauch’ noch ein Bier.«
    Worüber machte ich mir hier eigentlich noch Sorgen? In diesem Land war ja scheint’s alles erlaubt.
    »Hast du dich um die finanziellen Verhältnisse von B & B und Sommer gekümmert?«, fragte ich so desinteressiert wie möglich.
    »Natürlich nicht. Es gibt hier ein Bankgeheimnis. Noch sind wir nicht in einer Bananenrepublik.«
    »Ja, danke. Ich frag’ ja nur … kann ich ja nicht wissen, dass das Bankgeheimnis ähnlich hoch geachtet wird wie der Tierschutz!«
    »Warum denn so neugierig, Miss Marple? Hat’s kein Weihnachtsgeld gegeben?«
    Sehr witzig, Herr Kommissar!
    »Was ich so gehört habe«, übertrieb ich, »haben die beiden wohl an der Börse ordentlich Federn gelassen.«
    »Aha.«
    Das klang mir aber nicht interessiert genug. Also versuchte ich, Meter zu machen, indem ich die nächste Neuigkeit auf den Tisch des Hauses legte.
    »Matti ist übrigens das ominöse zweite B bei B & B. Schlimme Geschichte.«
    »Weiß ich schon lange.«
    Jetzt reichte es aber langsam.
    »Von wem?«
    »Erika Kostnitz.«
    »Toll. Ich recherchiere mir hier den Wolf, und eigentlich wissen immer alle schon alles. Nur, alle scheinen das dann immer ganz belanglos zu finden. Bin ich dämlich oder was?«
    »Nein. Eigentlich nicht.«
    »Danke.«
    Ich schlürfte meinen Kaffee und löffelte den Milchschaum. Ich hatte keine Lust mehr, mich von Blaschke in die Doofnuss-Ecke stellen zu lassen. Blaschke sagte nichts mehr, sondern schaute an die Decke. Die Party tobte mittlerweile, ein paar Leute tanzten schon eine Pogo-Polonaise zur Punkversion von White Christmas, und die alten Deckenlampen zitterten, dass Kai-Uwe, der aus der Küche aufgetaucht war, sofort ein anderes Musikstück auflegte: Last Christmas von George Michael. Ich hätte ihn auf der Stelle umbringen können. Sofort hatte ich das dringende Bedürfnis nach einem zweiten Wodka, ließ es aber lieber sein. Stattdessen steckte ich mir eine Zigarette an, weil ich wusste, dass Winnie das nicht mochte. In das Schweigen hinein sagte Blaschke plötzlich: »Ich weiß trotzdem noch was, was du nicht weißt.«
    »Die Erde ist eine Scheibe!«
    »Nein, ich weiß, dass Bartholomae bis vor einer Stunde hier mit einer gut aussehenden Frau gesessen und geplaudert hat.«
    »Na und? Wenn sie nicht komplett alt und hinfällig war, wird sie nichts zu befürchten haben.«
    »Kennst du den Namen Wilma Korff?«
    »Wilma? Was, bitte?

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