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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Thupten Tander«, versuchte ich es erneut.
    »I am Mr. Thupten Tander«, kam es entrüstet vom anderen Ende der Welt.
    »Yes, wonderful. Hello. I am Mrs. Bartholomae, from Germany. Mr. Tander, I have some questions about the cushions«, ging ich auf mein Ziel los. Ich wollte schließlich nicht mein halbes Monatsgehalt mit Kathamandu vertelefonieren.
    »What cushions?«
    »The yellow cushions. You send them to Germany. You remember? Mr. Bartholomae and the yellow cushions. In Bochum, Germany!«
    »Ah«, war alles, was Mr. Thupten Tander dazu zu sagen hatte. Ich hörte im Geiste den Gebührenzähler unerbittlich ticken. Mach ihm ein Angebot, um ihm auf die Sprünge zu helfen.
    »I want to order more cushions. The Boss is sick – äh, in hospital. He said I must order cushions, yellow cushions. Bie änd Bie. «
    »Oh, the yellow cushions. Mr. Bartelu. Yes. Yes. I understand. Five hundred this time?«
    Tja, warum eigentlich nicht fünfhundert?
    »Okay, five hundred. Wonderful. Do you …« Verflucht, was hieß denn ‚liefern‘ auf Englisch? »… äh … liefer them, äh ship them with the feathers inside?«
    Au weia. Mein Englisch ließ sehr zu wünschen übrig. Aber anscheinend verstand Mr. Tander genug.
    »Why?«
    Oh, keine Füllung von Mr. Tander?
    »Last time Mr. Bartelu it was too expensive. Say in Germany cheaper buy the filling«, klärte mich der Kissenlieferant auf, »too many kedschies.«
    Häh? Kedschies? Bitte, was ist »kedschies«?
    »Mr. Tander, sorry. What is kedschies?«
    »Kedschies, kedschies! You know.«
    Er bellte das ominöse Wort laut in mein Ohr.
    »No, sorry. I don’t understand. Sorry«, stotterte ich.
    »Kedschie, kedschie!«, brüllte Mr. Tander. »KILOGRAMS! Too many KILOGRAMS!«
    Oh, die Abkürzung »kg« auf Englisch, kei dschi. Jetzt endlich hatte ich ihn verstanden.
    »Oh, yes. Yes. I forgot. Thank you Mr. Tander. Send the cushions. No problem.«
    »Of course no problem, lady. One thousand you get a bargain of ten percent. See?«
    Zehn Prozent Rabatt bei eintausend Kissenbezügen? Ich liebe Sonderangebote.
    »Let’s say seventeen point five percent. Okay?«
    »I will lose my job, Mrs. Bartelu. Lady. But okay. Cushions will come in Germany by January in the middle of month. Frankfurt Airport Cargoterminal. I sent fax-message to confirm.«
    Bevor ich mich überhaupt bei Mr. Tander bedanken konnte, hatte er aufgelegt. Ich hatte soeben ein internationales Geschäft getätigt. Da wird Bartholomae sich aber freuen, wenn er 1000 Kissenbezüge aus Kathmandu kriegt. Aber ich hatte immerhin einen prima Preis für ihn ausgehandelt. Da konnte er sich nicht beschweren. Jedenfalls hatte ich herausgefunden, dass Bartholomae diese Kissen wahrscheinlich selber stopfte, und zwar mit der Plastikhülle drum herum. Hoch zufrieden über meinen gelungenen Deal nahm ich mir wieder die Papiere vor.
    Ich warf noch ein paar Preislisten eines Sanitätsgroßhandels auf den Boden und hatte plötzlich drei zusammengetackerte Seiten in der Hand, die nur nachlässig durchgerissen waren, lediglich geviertelt. Das war einfach. Zusammengeklebt ergaben sie die Kopie einer Versicherungspolice, und zwar die von Herrn Manowski. Ich erinnerte mich, dass das die erste Leiche war, an der Matti mir die Flusen gezeigt hatte. Wie hatte Schwester Beate ihn genannt? Lustgreis. Die Versicherungspolice war von 1996. Sie belief sich auf die nicht unerhebliche Summe von 35.000 Mark. Wie hatten wir den Herrn Manowski bestattet? Genau! Anonymes Gräberfeld, Erdbestattung. Und was kostet das, Maggie? Ungefähr 4000–4500 Mark. Na also – und, wie konnte es anders sein, der Nutznießer, respektive der rechtmäßige Erbe der Versicherungssumme, war Bartholomae. Ich klebte noch eine zerrissene Seite zusammen. Die war eindeutig aus dem Büro von Sommer, aus dem Vorsorgevertrag von Herrn Manowski. Es war nur eine halbe Seite, aber darauf war angekreuzt: Musik, Kaffeetrinken, Träger. Den Rest konnte ich mir denken. All das hatte Herr Manowski auf gar keinen Fall bekommen. Wenn sie auch sonst nix machen, die feinen Herren Bartholomae und Sommer, aber sie betrügen die Toten um ihre Wunsch-Bestattung.
    Darüber musste ich unbedingt mit Kostnitz reden! Eines wusste ich mit Bestimmtheit, wenn auch niemand anderer diese Widerlinge anklagen wollte oder konnte: Ich würde Sommer die Bude abfackeln oder ihn verprügeln oder einmauern, Hauptsache irgendwas, was wehtat. Schwester Beate hatte Recht. Die alten Leute wurden verscharrt. Ganz

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