Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
Vom Netzwerk:
Versuchung, zu stehlen, die Versuchung, zurückzuschlagen, egal, wen ich dabei traf, war enorm.«
    Ich schaute den Korridor hinunter zu meiner Beretta.
    »Versuchen Sie, nach der Waffe zu greifen, und ich trete Ihnen den Hinterkopf ein.«
    Ich warf ihm einen Blick zu.
    »Geben Sie mir einen Vorwand, David. Ich kann es kaum erwarten, mitzuerleben, wie Ihr Gesicht aussieht, wenn es durch die Bodenbretter tropft.«
    Ich schloss die Augen und versuchte, mich an jedes Detail des Gebäudes zu erinnern. Versuchte, mir jeden Gegenstand ins Gedächtnis zu rufen, den ich als provisorische Waffe benutzen konnte.
    Wieder begann er zu reden.
    »Der Knast war hart gewesen«, sagte er, und ich öffnete die Augen, um ihn zu beobachten. »Also wollte ich nicht zurück. Und nachdem ich fünf Monate dort gearbeitet hatte, änderte sich sowieso alles. Ich sprach zufällig mit der Mutter eines der Jungen dort. Er hatte Leukämie gehabt, die sich allerdings gebessert hatte. Und die Art, wie sie über ihn sprach, über die Liebe, die sie für ihn empfand, brachte mich zum Umdenken. Als ich herausfand, dass sie alleinstehend war, fragte ich sie, ob sie mit mir ausgehen wollte – noch ehe ich ihren Namen wusste. Sie war es, die mich zum ersten Mal mit der Kirche in Berührung brachte. Durch sie fand ich zum Glauben.«
    Er stand auf und blickte auf mich herunter.
    »Charlotte«, sagte er.
    Dann starrte er mich eine ganze Weile lang nur an.
    »Wir hatten uns ungefähr zwei Jahre lang getroffen, als die Leukämie ihres Sohnes wieder ausbrach. Ich war schon bei ihnen eingezogen und hatte mir Arbeit besorgt. Alles in
meinem Leben war perfekt. Aber als Charlotte erfuhr, dass die Krankheit wieder ausgebrochen war, schien irgendein Schalter in ihrem Inneren umgelegt worden zu sein. Als hätte sie sofort begriffen, dass die Krankheit zurückgekommen war, um ihr den Jungen endgültig wegzunehmen.«
    Ich registrierte eine Veränderung in seinen Augen.
    »Drei Monate nach seinem Tod kam ich nach Hause, und sie lag unter der Wasseroberfläche in der Badewanne. Sie hatte eine Überdosis Schlaftabletten geschluckt.«
    Er umklammerte das Tischbein. Beide Hände tasteten nach einem möglichst festen Griff.
    »Damals kam mir die Idee für diesen Ort hier. Einen Ort, um Menschen beim Neuanfang zu helfen, und an dem sie ihre Erinnerungen hinter sich lassen können; alles, was sie vergessen wollen. Ich ging zur Bank und wurde sofort abgewiesen. Doch schließlich fand ich nach Monaten jemanden, der an dem Projekt interessiert war und der mich unterstützte.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Was soll das heißen?«
    Ich drehte den Kopf, woraufhin mir erneut Schmerzen in den Rücken schossen.
    »Ihr helft niemandem .«
    Er wartete. Beobachtete mich.
    Dann plötzlich bewegte er sich und prügelte mit dem Tischbein auf mich ein. Es traf mich am Kinn. Ich spürte, wie Zähne zerbrachen und aus dem Zahnfleisch gerissen wurden.
    » Scheiße! «
    Mein Kopf schlug auf dem Boden auf. Blut war in meinem Mund, auf meinen Lippen, in meinem Gesicht. Vor meinen Augen blitzten weiße Punkte auf. Ich hatte die Orientierung verloren und konnte nichts mehr erkennen.

    »Von allen Menschen sollten Sie am besten verstehen, was ich hier versuche!«, schrie er irgendwo hinter mir. Seine Stimme zitterte vor Zorn.
    Ich schaute mich nach ihm um, doch meine Sicht war immer noch verschwommen. Eine Tür verwandelte sich in die nächste. Er hatte sich ein Stück entfernt. Verschwand kurz in der Nacht.
    »Dieser Ort wurde für Leute wie Sie gegründet !«
    Dann trat er aus der Dunkelheit hervor und beugte sich zu mir herunter.
    »Und er wird jetzt nicht einfach verschwinden.«
    Ich konnte sein Gesicht wieder fokussieren.
    » Sie werden mich nicht aufhalten, David.«
    Er hob das Tischbein über den Kopf. Sein Griff wurde eisern. Er knirschte mit den Zähnen. Ich rollte mich, so gut es ging, zusammen, um mich zu schützen.
    Doch der erwartete Schlag blieb aus.
    Ich hörte einen dumpfen Knall.
    Andrew taumelte zur Seite, griff sich an den Kopf.
    Hinter ihm an der Treppe stand Alex. Aus der Drehung schlug er Andrew ein Stück des Tisches in den Bauch. Zischend stieß Andrew die Luft aus. Dann beugte er sich nach vorn und griff an seinen Leib.
    In diesem Moment schlug Alex noch einmal zu.
    Er hämmerte mit dem Holzklotz auf Andrews Steißbein. Sein kräftiger Körper fiel vornüber auf den Boden; seine Beine gaben nach wie die eines Hirsches, der vom Jäger getroffen wurde. Ein vierter und ein

Weitere Kostenlose Bücher