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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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gesammelt, das sich in dicken, kastanienbraunen, verästelten Schlieren von meinem Rücken aus nach vorn zog. Die eigentlichen Wunden konnte ich nicht sehen, und mir war auch nicht klar, ob ich das jemals wollte. Ein Punkt allerdings war mir sonnenklar: Ich hatte nicht den Mut, mit dem Ablösen der Folie zu beginnen.
    Jetzt noch nicht.
    Als ich mich halbwegs gereinigt hatte, ging ich zurück zum Bett, ließ mich auf den Bauch fallen und drehte mein Gesicht der Tür zu. Zwölf unruhige Stunden später wachte ich wieder auf.

49
    Am dreizehnten Dezember, elf Tage nach ihrem ersten Besuch bei mir, machte ich mich zum letzten Mal auf den Weg zu Mary. Ich kam am späten Nachmittag dort an, nachdem ich selbst gefahren war und die ganze Zeit darauf geachtet hatte, aufrecht zu sitzen. Mein Rücken war noch steif vom Schlafen, doch ich spürte auch, wie die Plastikfolie sich stellenweise zu lösen begann. Beim Aussteigen spürte ich einen brennenden Schmerz entlang der Wirbelsäule.
    Langsam ging ich den schmalen Weg hinauf zur Veranda, vor der sich mehrere Schneehügel auftürmten. Drinnen funkelte die Weihnachtsbeleuchtung. Nach mehrmaligem Klopfen öffnete Mary. Ich sah ihr Gesicht im schwindenden Licht der Abenddämmerung.
    »David.«
    »Hallo, Mary.«
    »Kommen Sie rein«, sagte sie und trat von der Tür zurück.
    Sie musterte die Schrammen und Blutergüsse, die ich so gut wie möglich verarztet hatte. Unter Schmerzen schob ich mich an ihr vorbei.
    »Ihr Gesicht …«, bemerkte sie.
    »Sieht schlimmer aus, als es ist«, log ich.
    »Was ist passiert?«
    »Ich bin in eine Schlägerei geraten.«
    »Mit wem?«
    Ich schaute sie an, antwortete aber nicht. Sie nickte, als hätte sie verstanden, dass ich nicht darüber reden wollte. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    »Lassen Sie mich Ihnen etwas zu trinken machen«, sagte sie.

    Sie verschwand in der Küche, und ich trat an die rückwärtigen Fenster im Wohnzimmer. Von dort überblickte man den Garten. Der Schnee lag in perfekter Unberührtheit vor mir. Keine Fußabdrücke. Keine Vogelspuren. Kein Laub. Man konnte glauben, dass nie ein Mensch dort draußen gewesen war.
    Mary kam mit zwei Tassen Kaffee ins Zimmer, und wir nahmen auf dem Sofa Platz.
    »Wo ist Malcolm?«
    »Oben«, erwiderte sie.
    »Wie geht es ihm?«
    Sie zögerte. »Nicht gut.«
    Ich legte den Umschlag, den sie mir gegeben hatte, mit dem Rest ihres Geldes auf den Tisch. Sie warf einen Blick darauf, runzelte die Stirn, nahm ihn aber nicht in die Hand. Stattdessen schaute sie mich nervös an.
    »Brauchen Sie es nicht mehr?«
    »Nein, Mary«, sagte ich. »Die Sache ist zu Ende.«
    Ihr Gesicht zeigte kaum eine Gefühlsregung. Ich fragte mich, ob sie sich inzwischen zu der Überzeugung durchgerungen hatte, dass die Nachforschungen ein Fehler gewesen waren.
    »Zu Ende?«, wiederholte sie.
    »Er war in Schottland.«
    »Alex?«
    »Alex.«
    Es dauerte einen Moment, ehe sie den Mund ein wenig öffnete. All die Zweifel, all die Versuche, sich einzureden, dass sie sich alles nur eingebildet hätte, fielen von ihr ab. Ihre Augen begannen sich mit Tränen zu füllen.
    »Was hat er in Schottland gewollt?«
    »Ich weiß es nicht«, log ich.
    »Ist er immer noch dort?«

    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Nein.« Wieder hatte ich gelogen, und als ich merkte, dass ich ihr nicht ins Gesicht schauen konnte, überkamen mich plötzlich Zweifel, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte – auch wenn Alex mich darum gebeten hatte. »Ich denke, er würde Sie gern sehen. Aber ich denke auch, dass er ziemlich durcheinander ist.«
    »Er kann nach Hause kommen«, sagte sie in flehendem Tonfall.
    Nein, das kann er nicht! Ich schaute sie an und bemerkte eine einzelne Träne, die ihr übers Gesicht lief.
    »Warum kann er nicht nach Hause kommen?«
    Ich antwortete nicht. Es war der einzige Weg. Alex musste entscheiden, wann der richtige Moment gekommen war. Er musste selbst den Weg zurückfinden. Alle Insassen der Farm mussten einen Weg zurück in eine Welt finden, die vergessen hatte, dass sie überhaupt existierten. Eine Welt, die ihnen beim ersten Mal nicht viel zu bieten gehabt hatte. Für Alex würde es vergleichsweise leicht werden, trotz der schweren Last dessen, was er Al angetan hatte. Er hatte etwas, woran er sich festhalten konnte, Erinnerungen, die er niemals loslassen würde. Einige seiner Leidensgenossen dagegen erwartete nur Leere. Keine Erinnerungen an ihre frühere Existenz. Kein Leben, in das

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