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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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herunter. Metall auf Metall. Ein Geräusch, das ich schon einmal gehört hatte.
    Auf der Farm.
    Die Wetterfahne hatte die Form eines Engels.
    »Wo haben Sie das her?«, fragte ich Mary und deutete mit dem Finger nach oben. Sie drehte sich zum Haus. In diesem Moment überkam mich eine weitere Erinnerung, noch machtvoller als die erste.
    Mein Mund.
    »…colm hat sie in einem Laden gekauft, ehe er Alz…«
    Ich konnte mich nicht mehr auf ihre Worte konzentrieren. Plötzlich fühlte es sich an, als hätte man mich mit einem Baseballschläger ins Gesicht geprügelt. Ich spürte jemanden atmen, direkt an meinem Ohr, warm und zuckersüß wie aus einer Bonbonfabrik. In jener Nacht in Bristol, ehe sie mich in den Wald gebracht hatten, um mich zu ermorden. Der Mann mit dem Zuckeratem.

    Sein Tonfall war anders gewesen, doch die Stimme hatte ich erkannt.
    Nicht Andrew war dort gewesen.
    Sondern Malcolm.
    Ich öffnete die Tür und lief zum Haus. Hinter mir hörte ich Mary meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und streckte eine Hand aus.
    »Warten Sie dort!«, sagte ich.
    Irritiert, wie sie war, ließ ich sie stehen und trat wieder ins Haus. Die warme Heizungsluft schlug mir entgegen. Ich sah, dass Malcolm seine Position verändert hatte. Er hatte mir den Rücken zugekehrt.
    »Ich wusste, dass irgendwas mit Ihnen nicht stimmte.«
    Er drehte sich um und wäre beinahe vom Sofa gefallen. Als er sah, wer ins Zimmer getreten war, und den Tonfall meiner Stimmte registrierte, hielt er eine Hand hoch und stieß ein Geräusch aus. Ein Grunzen. In seinen Augen flackerte Angst auf.
    »Tun Sie mir nichts.«
    »Ich habe es schon bei meinem ersten Besuch gesehen.«
    »Tun Sie mir nichts«, sagte er wieder.
    »Ist das alles nur Show?«
    Wieder veränderte er die Position. Er betrachtete mich von oben bis unten. Seine Blicke zuckten auf und ab. Nach links und nach rechts. Er versuchte herauszufinden, ob sich ein Gegenstand in seiner Nähe befand, mit dem er sich verteidigen konnte. Aber es gab keinen. Er rutschte noch ein Stück weiter über das Sofa.
    »Tun Sie mir nichts«, sagte er ein drittes Mal.
    Seine Stimme zitterte verängstigt.
    »Ist das alles nur Show ?«
    »Wo ist Mary?«
    »Sie wollen Mary sehen?«

    Er erinnerte sich also an sie.
    »Wo ist sie?«
    Ich trat einen Schritt näher. »Sie wissen jetzt, wer sie ist?«
    »Mary!«, brüllte er und schaute an mir vorbei.
    »Malcolm«, versuchte ich es noch einmal. »Hören Sie mir zu?«
    »Wo ist Ma…«
    »Ich weiß über Sie Bescheid.«
    Er war aufgestanden und befand sich jetzt auf der anderen Seite des Sofas. Vor dem Fenster zum Garten. Wieder schaute er über meine Schulter hinweg.
    »Mary!«
    »Sie wollten, dass ich sterbe.«
    »Mary!«, brüllte er wieder.
    »Sie haben versucht, mich zu töten.«
    Tränen traten ihm in die Augen.
    »Können Sie sich erinnern ?«
    »David?«
    Ich drehte mich um. Mary stand in der Tür. Ihr Gesicht war weiß.
    »David, was, zum Teufel, tun Sie da?«
    Ihr Blick wanderte von mir zu Malcolm und zurück.
    »Warten Sie dort, Mary.«
    » David! «
    » Warten Sie.« Ich drehte mich wieder zu Malcolm um. »Wie haben Sie es gemacht?«
    »Nehmen Sie alles mit, was Sie wollen«, sagte er.
    »Hören Sie mir zu?«
    »Nehmen Sie es!«
    »Sie wissen, dass ich nicht deswegen hier bin.«
    »In der Küche liegt Geld!«
    Nach einer kurzen Pause fragte ich: »Sie können sich also erinnern, wo Mary das Geld aufbewahrt?«

    Er begriff, was er gesagt hatte, noch ehe er seinen Satz zu Ende gebracht hatte. Ich sah, wie er zusammensackte, als hätte man ihm die Luft herausgelassen. Sein Schutzschild hatte einen ersten Riss bekommen.
    »Malcolm?«, meldete sich Mary mit leiser Stimme zu Wort.
    Er schaute seine Frau an, und der Riss wurde breiter. Sein Schutzschild brach auseinander, Stück für Stück. Nach einigen Sekunden schien er sich zu entspannen. Seine Gestalt richtete sich unmerklich auf. Er lächelte und streckte die Hände aus.
    »Sie haben mich, David«, sagte er.
    Diesmal klang seine Stimme anders.
    So wie ich sie in Bristol gehört hatte.
    »Malcolm?«
    Diesmal klang Marys Stimme schwächer. Ich schaute über meine Schulter. Sie ließ ihren Mann nicht aus den Augen. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Als ich mich wieder umwandte, starrte Malcolm mich an. Sein Gesicht und seine ganze Physis veränderten sich vor meinen Augen. Er schien breiter zu werden, kein Teil seines Körpers wirkte mehr kraftlos. Er strich sich mit der Hand durchs schwarze Haar, wobei die

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