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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Paar in Geschäftskleidung
stolperte in ein nahe gelegenes Restaurant. Mir gegenüber blieb eine Gruppe kichernder Mädchen im Teenageralter vor dem Pub stehen. Sie schauten einander an. Ein Mädchen spielte mit seinen Haaren herum. Ein anderes zog sich den Rock zurecht. Dann kramten alle in ihren Taschen nach Dokumenten mit gefälschten Geburtsdaten.
    Von drinnen trat einer der Barmänner, der wahrscheinlich gerade seine abendliche Schicht begonnen hatte, nach draußen und leerte einen Eiskübel in den Rinnstein. Ich zog mich noch tiefer in den Schatten zurück. Er bemerkte die Bewegung und schaute mit zusammengekniffenen Augen und zur Seite geneigtem Kopf in meine Richtung. Einen Moment blieb er noch stehen, so als drängte seine Neugier nach Befriedigung. Dann verschwand er wieder im Pub.
    Auf der Straße war jetzt alles ruhig. Wieder begann es zu schneien.
    Ich nippte an meinem Kaffee.
    Die Ruhe wurde von einer Gruppe Frauen auf dem Weg zum Damenabend gestört. Dicht hinter ihnen stapfte ein Mann, dessen Stiefel sich durch den Schnee pflügten. Mehrere Frauen blickten über ihre Schultern zurück – eine Art Blick, der verriet, dass sie sich Sorgen gemacht hätten, wenn sie allein unterwegs gewesen wären. Während sie am Angel’s vorbeigingen, ließ sich der Mann, den Kopf tief in den Mantel gezogen, ein Stück zurückfallen.
    Dann blickte er auf, über die Straße hinweg.
    Genau zu mir .
    Unsere Blicke begegneten sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann beschleunigte er seinen Schritt und hängte sich wieder an die Gruppe Frauen an. Überholte sie. Schaute nach vorn zu der Stelle, an der sich die Straße gabelte.
    Etwas regte sich in mir. Eine Erinnerung. Und als die Gruppe verschwunden war, wusste ich auch, warum.

    Der Kerl, der auf dem Friedhof meinen Wagen aufgebrochen hat.
    Er drehte sich zu mir um, sah, dass ich ihm folgte, und erhöhte sein Tempo. Am Ende der Straße bog er nach rechts ab und hielt auf die Menschen zu, die sich ihren Weg zur Shaftesbury Avenue bahnten. Dort waren die Bürgersteige voller Menschen. Die Geschäfte hatten noch geöffnet, Restaurants lockten Kunden an, und vom Eingang eines Theaters her wand sich eine Menschenschlange über den Bürgersteig mir entgegen.
    Er drehte sich wieder um, stieß mit jemandem zusammen und ging noch schneller. Verschwand in einer Ansammlung von Touristen. Ich folgte ihm bis zu der Stelle, wo eine um ihren Fremdenführer versammelte Gruppe den Bürgersteig blockierte. Er trat auf der anderen Seite aus dieser Gruppe heraus und überquerte die Straße. Dann begann er zu laufen.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge und sah, wie er auf eine weitere Touristengruppe ein Stück entfernt zuhielt. Einer von ihnen geriet ins Stolpern, als er sich vorbeidrängte. Er schaute zurück, aber nicht, um sich zu entschuldigen, sondern um festzustellen, wie dicht ich ihm auf den Fersen war.
    Ich versuchte, noch schneller zu laufen, senkte den Kopf für einen Moment und verlor ihn aus den Augen. Er war hinter einer Theaterschlange verschwunden. Ich überquerte die Straße. Dicht bei den wartenden Theaterbesuchern begann eine finstere Seitenstraße, schwarz und eng. Aus einem Entlüftungsschlitz hoch oben an einer Häuserwand zischte Dampf. Als ich näher kam, löste sich der Mann aus einem Grüppchen von Menschen auf dem Bürgersteig, warf mir einen Blick zu und verschwand dann in der Gasse.

    Die Dunkelheit verschluckte ihn.
    Als ich die Mündung der Gasse erreichte, konnte ich ihn nur noch hören. Schritte hallten von den Wänden wider. Schnee knirschte. Wasser tropfte von den Dächern. Dann tauchte er, als er ein erleuchtetes Fenster passierte, für einen Moment aus den Schatten auf. Ich machte mich wieder an die Verfolgung. Er war ein gutes Stück vor mir, fast schon an der nächsten Straßenecke. Als er sie erreichte, blieb er stehen. Schaute sich um. Und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Als ich endlich an der Ecke ankam, war er fort. Einen Moment blieb ich stehen und sah in beide Richtungen. Die Straße war belebt, und auf beiden Bürgersteigen drängten sich die Leute. Dazwischen fuhren Autos. Doch überall gab es tiefe Schatten. Hauseingänge, in denen man verschwinden konnte. Kleine Gassen und Sträßchen. Kleine Nischen voller Dunkelheit, in denen er sich verstecken konnte, solange er wollte.
    Ich schaute zur Uhr. Zehn nach sieben. Vielleicht ging es darum: Sie lockten mich vom Angel’s fort, damit ich Jade nicht erwischte.
    Ich wollte mich gerade

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