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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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eine und denken das andere. Und sosehr Sie vielleicht glauben , etwas Gutes zu tun, stecken Sie genauso tief in der Sache drin wie der Rest der Bande. Sie sind genau wie der Rest. Und nichts von dem, was Sie mir erzählt haben, kann daran etwas ändern.«
    Ich spannte die Pistole. Drückte noch fester damit gegen sein Kinn.
    »Und jetzt kommen Sie mit mir.«

32
    Ungefähr zehn Kilometer weiter östlich lag eine Reihe leer stehender Lagerhäuser, in denen ich mich während meiner Journalistentage mit meinen Informanten getroffen hatte.
Ich parkte draußen, ging um den Wagen herum, zog Michael vom Beifahrersitz und schob ihn durch eine rostige, kaputte Tür in eines der Häuser.
    Drinnen gab es kein Licht. Alle Lampen waren zerschlagen. Das Glas von Glühbirnen und Neonröhren war über den Boden verstreut. Mit Klebeband, das ich mitgebracht hatte, fesselte ich Michaels Hände hinter seinem Rücken. Dann trat ich ihm die Beine weg. Mit einem dumpfen Geräusch prallte er auf den Boden und schrie vor Schmerz auf. Ich rollte ihn herum, bis er im Schein des Mondlichts lag, das durch ein Fenster hoch oben an der Wand hereinfiel.
    Ich drückte die Waffe an seinen Kopf.
    Er schaute mich an. Auf seinem Gesicht lag der Ausdruck eines Mannes, der an einer Klippe steht. Eines Mannes, der Angst hat, zu fallen. Aber nicht meinetwegen, nicht wegen der Waffe an seinem Kopf.
    »Wovor haben Sie Angst?«, fragte ich.
    »Ich habe vor gar nichts Angst, David.«
    »Wovor haben Sie Angst?«
    Er blinzelte.
    »Haben Sie Angst zu sterben?«
    »Nein«, sagte er leise. »Ich habe keine Angst zu sterben.«
    »Also, wovor haben Sie Angst?«
    Er blinzelte wieder. »Wozu soll das wichtig sein?«
    »Ich will wissen, wovor Sie Angst haben. Ich will wissen, warum jeder zu viel Angst hat, um mir zu sagen, wohin ihr Alex gebracht habt. Also … wovor haben Sie Angst?«
    Er presste die Lippen zusammen. Eine Art angedeutetes Lächeln.
    »Sie wollen wissen, wovor ich Angst habe? Ich habe Angst davor, dass meine Zeit zu Ende geht, ehe ich alles getan habe, was ich tun muss. Ich will Menschen helfen . Aber wir haben Dinge getan – und ich weiß von diesen Dingen
-, bei denen ich Angst habe, dass sie mir nicht vergeben werden. Und das Projekt … Ich glaube immer noch an seine Ziele, glaube immer noch, dass es eine göttliche Mission ist. Ein Geschenk. Aber wir haben Dinge getan, die wir nicht hätten tun sollen. Und wir haben Leute unter uns, die von dem Kurs abgekommen sind, den wir eingeschlagen haben. Deshalb habe ich jetzt Angst, dass meine Zeit schon abgelaufen ist. Denn wenn ich sterbe, will ich den Ort verdient haben , an den ich dann komme. Und wenn Sie mich jetzt töten, verdiene ich gar nichts.«
    »Sie stecken bis oben hin voller Scheiße, ist Ihnen das klar?«
    Er antwortete nicht, schaute mich bloß an.
    »Ist Ihnen das klar ?«
    »Es ist mir egal, ob Sie mir glauben oder nicht«, sagte er und blickte zu mir auf. »Es ist die Wahrheit. Aber wahrscheinlich ist es schon zu spät für mich – und sicher ist es zu spät für Sie.«
    »Es ist nicht zu spät.«
    »Es ist zu spät, David. Sie haben alles versaut. Hätten Sie die Finger von der Sache gelassen, als wir Sie gewarnt haben, dann hätte sich der Sturm längst gelegt. Ich hätte mich wieder dem widmen können, warum ich ursprünglich überhaupt mitgemacht habe, und Sie könnten auf ein Leben vorausblicken, das länger dauert als ein paar Tage. Stattdessen haben Sie alles in einen Krieg verwandelt. Einen Krieg, den Sie nicht gewinnen können. Und ich kann für die Menschen, denen wir helfen, nichts tun, bis dieser Krieg vorbei ist und wir Sie gestoppt haben. Und wenn ich nichts für diese Menschen tun kann, kann ich auch nichts für mich tun.«
    Ich drückte den Pistolenlauf noch fester in sein Gesicht.
    » Hören Sie mir zu : Sie suchen Ihre Chance auf Erlösung,
stimmt’s? Sagen Sie mir, was ich wissen muss, und vielleicht erledige ich es für Sie. Vielleicht kann ich diese ganze Sache auf den Kopf stellen und dieses … Was immer es ist, was Sie da beschützen, vielleicht kann es von vorn beginnen. Besser als vorher. Aber dafür kann ich erst sorgen, wenn jemand von euch mir gibt, was ich brauche. Ich sehe denselben Ausdruck in Ihren Augen, den ich bei Jade gesehen habe: Sie haben Angst vor dem, was passiert, wenn Sie die Tür öffnen, aber Sie wollen nichts dagegen unternehmen. Gut, diesmal werde ich etwas dagegen unternehmen.«
    Ich drückte noch fester zu.
    »Und Sie werden mir sagen,

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