Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
Vom Netzwerk:
im zweitausend Grad heißen Feuer völlig verbrannte Leiche überwiegend aus Knochen und kaum noch aus Fleisch bestand, hatte man sich bei Alex ausschließlich ans Gebiss halten müssen.
    Nur dass – genau wie bei Myzwik – es nicht seine eigenen Zähne waren.
    Und auch nicht sein Körper.
     
    Die zweite Akte war deutlich dünner als die erste.
    Leyton Green hatte zwei Elektronikläden in Harrow und einen dritten in Wembley besessen. In der Nacht, in der er gestorben war, hatte er einen dunkelblauen Isuzu Trooper gefahren. Er war neu gewesen und erst in der Woche zuvor bei einem Vertragshändler in Hackney gekauft worden. Die Polizei hatte ein paar Hintergrunduntersuchungen eingeleitet, weil die Idee aufgekommen war, dass der Mord in einem Zusammenhang mit der Anschaffung des Wagens stehen könnte. Doch wie alles andere in diesem Fall erwies sich auch dieser Ansatz als Sackgasse.
    Der Bericht gab die Ereignisse der Nacht wieder, in der Green von dem silbernen Mondeo überfahren worden war. Die Augenzeugenberichte waren dürftig. Mehrere Zeugen hatten den Mondeo gesehen, aber niemand konnte den Fahrer identifizieren.
    Weiter hinten in der Akte befanden sich einige Fotos. Das größte zeigte den Tatort. Greens Leiche war mit einem weißen Tuch bedeckt, unter dem nur die Sohle eines Schuhs herausragte. Das Tuch war blutverschmiert. Rings um die Leiche waren kleine Kreidekreise gezeichnet, die jeweils
Teile des Mondeo markierten. Die nächsten Fotos bestätigten dies: Aufnahmen von Teilen der Stoßstange und sogar von einem größeren Stück der Kühlerhaube. Der Aufprall musste hart gewesen sein. Es folgten Nahaufnahmen von Greens blutigem und zerschlagenem Gesicht. Und eines von seiner linken Hüfte, schwarz vom Blut und unförmig, dort, wo der Mondeo ihn erwischt hatte.
    Ich wollte die Ausdrucke gerade wieder in die Sporttasche stecken, als ich auf der Rückseite, neben einer Beschreibung des Striplokals, ein weiteres Foto entdeckte. Der Mann, der mich anstarrte – mit einem schwarzen Anzug bekleidet, das rotblonde Haar gescheitelt, ein vertrautes Lächeln im Gesicht -, war Leyton Alan Green.
    Denselben Mann hatte ich auf einem Foto in Marys Keller gesehen.
    Leyton Alan Green war Alex’ Onkel Al.

31
    Gerald öffnete die Tür einen Spalt breit. In seine Augen trat ein Ausdruck des Wiedererkennens, und er zog die Tür ganz auf.
    »Verdammt, was wollen Sie?«, fragte er und warf einen Blick über seine Schulter in die Mitte des Raums, wo die Schneidemaschine inmitten von Karton- und Zellophanresten stand. Halbfertige Ausweise lagen neben leeren Essensbehältern.
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Sie haben letztes Mal genug geredet.«
    »Ich will etwas von Ihnen kaufen.«
    Er grinste. »Sie haben wohl den Verstand verloren.«
    Ich griff in meine Tasche. Er trat einen Schritt zurück,
als hätte ich eine Waffe gezogen. Stattdessen hielt ich meine Geldbörse in der Hand. Ich öffnete sie. Mehr als achthundert Pfund befanden sich darin.
    Er betrachtete das Geld, dann mein Gesicht.
    »Mit so viel Geld sollten Sie nicht rumlaufen.«
    »Ich weiß.«
    »Also, was wollen Sie?«
    Ich klappte die Geldbörse zu.
    »Ich will eine Pistole.«
     
    Michael verließ die Kirche um sechs Uhr. Der Abend war kalt. Dampf zischte durch Entlüftungsklappen, und aus dem Boden stieg warme Luft auf, als ein Zug durch den Untergrund rumpelte. Ich erwartete ihn in einem dunklen Hauseingang neben der U-Bahn-Station. Als er näher kam, öffnete ich den Reißverschluss meiner Fleecejacke und folgte ihm. Er trat durch ein Drehkreuz und ging die Stufen hinunter zum Bahnsteig. Als ich unten ankam, war bereits ein Zug eingefahren.
    Ich hatte eine Skimütze aufgesetzt, die ich so tief wie möglich ins Gesicht zog, ehe ich ein paar Türen hinter Michael die U-Bahn betrat. Er hatte sich hingesetzt und holte ein Buch aus einer dicken Tasche, die wahrscheinlich auch seinen Laptop enthielt.
    Mit einem Ruck setzte sich die U-Bahn in Bewegung. Michael blickte auf und schaute sich um. Ich wandte mich ab und starrte auf meinen Schoß, vorsichtig darauf bedacht, dass er mein Spiegelbild im Fenster nicht entdecken konnte. Nach einer Weile warf ich ihm verstohlen einen Blick zu und sah, dass er mit übereinandergeschlagenen Beinen auf seinem Platz saß und das Buch vor sein Gesicht hielt.
    Nachdem wir an der Haltestelle Liverpool Street umgestiegen waren, schaute ich kurz auf den Fetzen Papier, den
Gerald mir bei meinem ersten Besuch gegeben hatte – ganz oben

Weitere Kostenlose Bücher