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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Bildrand.”
    “Stückchen?”
    “Sein Knie oder so was Ähnliches.”
    “Woran erkennen Sie das denn?”
    “Wenn man genau hinguckt, sieht man, dass er dieselbe Hose anhat wie auf den anderen Fotos.”
    “Hose an?”, knurrte Clay sarkastisch. “Ich habe da meist nur nackte Haut gesehen.”
    “Auf dem Bild, wo er mit Katie drauf ist, da kann man’s erkennen. Ganz unten. Da kringelt sich die Hose um seine Knöchel.”
    Tiefe Falten gruben sich in Clays düstere Miene. Vermutlich tat er sich schwer damit, über die Fotos zu reden. Klar, er wurde ja unausweichlich an den Leidensweg seiner eigenen Schwester erinnert – und an das, was mutmaßlich als Folge dieses Leidensweges geschah. Kaum vorstellbar, wie grauenhaft das für einen 16-jährigen Jungen gewesen sein musste. “Er ist auf vielen der Fotos”, wandte er ein.
    “Schon, aber auf diesem hier ist er nicht nah genug dran, als dass er die Kamera selbst gehalten haben könnte. Er ist ja selber auf dem Bild – beziehungsweise sein Hosenbein. Das muss jemand anderes fotografiert haben.”
    Jetzt endlich wandte Clay sich Hunter doch zu. Sein harter Blick bohrte sich blitzend in Hunters Augen. “Sie meinen, Harper hätte sich an seiner eigenen Tochter vergangen?”
    Hunter nahm die Lupe herunter.
Mad-dy, hier ist dein Dad-dy … Spreiz die Beine für mich … Ja, Schätzchen …? Auf dich war ich immer schon scharf …
    Genau das war’s: Die Vorstellung von Inzest wirkte auf Ray Harper sexuell erregend!
    “Ja.” Den Blick stur geradeaus gerichtet, verfolgte Hunter den gestrichelten Mittelstreifen der Straße. Verschwommen rasten die Streifen vorbei – für ihn allerdings nicht schnell genug. Was mochte Harper mit Maddy vorhaben?
    Man konnte nur hoffen, dass die Beamten der Sheriffwache sie bereits ausfindig gemacht hatten. Er hatte sich vorhin noch telefonisch dort gemeldet und nachgefragt, jedoch von einer Frau mit näselnder Stimme lediglich die Auskunft erhalten: “Wir kümmern uns drum.”

24. KAPITEL
    A ls Madeline zu sich kam, herrschte in der Blockhütte Totenstille. Einige Augenblicke blieb sie regungslos sitzen und lauschte – und betete zum Himmel, die Beamten des Sheriffs mochten noch nicht abgerückt sein. Inzwischen war sie schon etwas klarer im Kopf und konnte sich sogar ein wenig bewegen. Aber sie waren doch schon weg. So weit sie es zu überblicken vermochte, war sie allein auf weiter Flur.
    Wie lange mochte sie wohl ohnmächtig gewesen sein? Bei dem Gedanken, Ray könne jeden Moment zurückkehren, spürte sie regelrecht, wie ihr das Adrenalin in die Adern schoss. Wenn er nicht sowieso schon da war, musste er jetzt bald auftauchen. Mit Sicherheit hatte er nicht geplant, längere Zeit fortzubleiben. Woraus sie schloss, dass sie aus diesem Schrank heraus und sich irgendwie in Sicherheit bringen musste. Und zwar unverzüglich.
    Nur wie? Ray hatte sie wieder an Händen und Füßen gefesselt, allerdings darauf verzichtet, die Fesseln zusätzlich noch mit einem Strick zu verbinden, wodurch ihr diesmal die quälende zusammengekrümmte Haltung erspart blieb. Allerdings waren die Handgelenke hinter dem Rücken zusammengebunden, die Hände also nicht zu gebrauchen. Außerdem fühlte sie sich furchtbar schlapp …
    Gegen die Wirkung des Schlafmittels ankämpfend, wand und drehte sie sich so lange, bis sie einigermaßen aufrecht saß. Die auf sie gepackten Decken fühlten sich wie ein Tonnengewicht aus nassen Sandsäcken an, unter denen sie hilflos begraben lag. Sie waren dermaßen schwer, dass sie sich kaum rühren konnte. Aber ihr blieb keine Wahl. Falls sie sich jetzt nichts einfallen ließ, kam sie hier wahrscheinlich nicht lebend heraus.
    Mit dem Kopf ruckelte sie das Bettzeug so lange hin und her, bis sie einen kühlen Luftzug auf der Haut spürte. Danach ließ sie sekundenlang frische Luft in ihre Lungen dringen, dabei angestrengt bemüht, ihre Gedanken zu ordnen und Kräfte zu sammeln.
    Knebel und Halsband erschwerten das Atmen; andauernd musste sie sich gegen eine schier übermächtige Todesangst wehren. Aber die plötzliche Kühle nach der erstickend warmen Atemluft unter den Decken wirkte wie ein Labsal.
    Freiheit! Die Freiheit war erreichbar – falls sie keine Zeit verlor. Allerdings war es so stockdunkel, dass sie nichts sehen konnte. Selbst nachdem sie die klemmende Schranktür mit der Schulter aufgestoßen hatte, ließen sich nicht einmal die Umrisse des Mobiliars ausmachen.
    Ihr war klar, dass sie sehr vorsichtig zu Werke gehen

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