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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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es mich hier nur traurig.” Sie wies auf die Scheune. “Wenn mein Vater nicht in der Kirche war, dann meist dort drüben.”
    “Um das Vieh zu versorgen?”
    “Um seine Predigten zu schreiben. Sehen Sie das Fenster?”
    Hunter nickte.
    “Dahinter lag sein Arbeitszimmer.”
    “Wurde das schon von der Spurensicherung untersucht?”
    “Mehrmals.”
    “Kann ich’s mir mal ansehen?”
    “Sicher, aber da steht nicht mehr viel. Clay hat es vor anderthalb Jahren ausgeräumt.”
    Hunter spürte, wie seine Augenbrauen hochgingen. “Brauchte er den Platz?”
    Ein sonderbarer Ausdruck glitt über ihre hübschen Züge. “Das nicht. Ich nehme an er war der Meinung, dass Dad sowieso nicht zurückkommt.”
    “Was verständlich ist”, bemerkte er Allies wegen. Als er sich umdrehte, stellte er jedoch fest, dass sie längst wieder ins Haus gegangen war.
    Madeline stieß sich von dem Geländer ab. “Kommen Sie, schauen wir uns mal um.”
    Der kühle, dunkle Innenraum erinnerte Hunter an die Scheune in dem Zeichentrickfilm “Schweinchen Wilbur und seine Freunde”. Vermutlich lag es daran, dass er Scheunen nicht allzu oft betrat. Pferde oder Schweine waren allerdings keine zu finden. Es war eher eine große Garage, in der Clay an seinen Autos schraubte.
    “Das da ist ein 1953er Hudson Hornet Convertible”, bemerkte Madeline angesichts eines himmelblauen Cabriolets, das man glatt in einer Produktion von
Grease
hätte einsetzen können.
    “Wie viel ist der Wagen wohl wert?”, wollte Hunter wissen.
    “Einige Hunderttausend.”
    Hunter blieb die Spucke weg. Ein Oldtimer von solchem Wert stand einfach so in einer Scheune in den Hügeln von Mississippi? “Woher wissen Sie das?”
    “Weil er gerade bei eBay versteigert wird. Das aktuelle Gebot liegt bei 160.000 Dollar.”
    “Donnerwetter!”
    “Natürlich hat er nicht mit so teuren Wagen angefangen”, erklärte sie. “Er hat sich hochgearbeitet.”
    “Da wird bald die Farm sein Hobby sein.”
    “Das wage ich zu bezweifeln.”
    “Warum nicht?”
    “Er ist der geborene Farmer. Er liebt den Beruf.”
    “Wie ist er denn zu seiner Leidenschaft für Oldtimer gekommen? Durch seinen Vater? Oder Ihren?”
    “Durch keinen von beiden. Er war halt immer schon in Autos vernarrt – und hatte ein Händchen für die Technik. Nach dem Verschwinden meines Vaters brach Clay sein Studium ab und übernahm den Hof. Er entfernte die Stallboxen und baute die Scheune zu einer Garage um.”
    “Ihr Vater hielt hier also noch Tiere?”
    “Den hinterhältigsten Gaul, den man sich nur vorstellen kann”, sagte eine tiefe Stimme.
    Hunter drehte sich um und sah einen Mann im Scheunentor stehen. Er hatte dichtes schwarzes, in die Stirn fallendes Haar, blaue Augen, einen dunklen Stoppelbart und ein sehr kantiges Kinn. Er war knapp zehn Zentimeter größer als Hunter und an die zwanzig Kilo schwerer.
    Hunter war beeindruckt, aber nicht eingeschüchtert. Er hielt sich für einigermaßen schnell auf den Beinen – und für ziemlich wendig. Mehr der Surfer-, Skateboardoder Skifahrertyp als ein Football-Koloss, Catcher oder Hollywood-Einzelkämpfer.
    “Sie sind sicher Madelines Stiefbruder.”
    Der Neuankömmling verzog keine Miene. “Und Sie vermutlich der Schlüssellochgucker aus Kalifornien.”
    Ungeachtet der Situation konnte Hunter sich ein Lachen nicht verkneifen. “Sie sagen unmissverständlich, was sie denken. Kompliment.”
    “Wer das nicht tut, der tut mir leid.”
    “Und wenn ich Ihnen nun sage, dass mir die Berufsbezeichnung Privatdetektiv eigentlich lieber ist?”
    “Sie sind hier in Mississippi, Mister”, gab er zurück. “Wir pfeifen auf politisch korrekte Ausdrucksweise.”
    Mister …
Auf alle Fälle wollte er mit seiner rüden Art wohl betonen, dass er sich im Vorteil wähnte, sollte es denn einmal in handfesten Streit ausarten. “Und ich bin dann für Sie … was?”, fragte Hunter? “Ein Linker?”
    “Erzählen Sie’s mir.”
    “Ich bin, was ich bin”, sagte er achselzuckend. Da er nicht aggressiv reagierte und Drohgebärden unterließ, stellte er fest, dass sein Gegenüber ebenfalls sichtlich lockerer wurde, sich beinahe entspannte. Er war sich sicher, dass Clay von seiner Frau bereits in dem Augenblick, in dem Madeline und Hunter das Haus verließen, telefonisch gewarnt worden war. Und offenbar hatte Clay etwas dagegen, dass sie hier herumschnüffelten. Zumindest auf eigene Faust.
    “Wie alt sind Sie?”, wollte Clay wissen.
    Hunter warf Madeline einen

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