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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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tun.”
    “Du kannst niemanden anklagen, der nicht verhaftet wurde, hab ich recht?” Madeline spähte vorsichtig um die Ecke. “Und wir wissen ja, dass die Polizei im Moment mit was anderem beschäftigt ist, als Einbrecher zu jagen. In Stillwater passiert nie etwas, also rechnen sie auch nicht damit.”
    Zu allem Überfluss war es auch noch furchtbar heiß. Aber mit einem Mal wurde Grace von einer merkwürdigen Tollkühnheit erfasst. “Also los”, sagte sie. “Bringen wir es hinter uns. Soll ich vorgehen?” Wenn sie ihre Stiefschwester schon nicht von dieser idiotischen Sache abbringen konnte, dann wollte sie es wenigstens so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie wollte jetzt loslaufen, die Kette aufschneiden, hineingehen, den Aktenschrank durchsuchen und dann sofort wieder verschwinden.
    “Nein, ich gehe zuerst. Ich hab mir das schließlich alles ausgedacht.” Madeline rannte los und umrundete den Parkplatz.
    Grace zögerte. Sie hörte die Gesprächsfetzen, die aus der Billardhalle drangen, die Musik, aber dann riss sie sich los und folgte ihrer Schwester. Als sie bei ihr ankam, hatte Madeline schon das Steak über den Zaun des Nachbargrundstücks geworfen, und der Wachhund machte sich darüber her, ohne die beiden weiter zu beachten.
    Das war ein gutes Zeichen. Aber der zweite Schritt ging nicht so reibungslos vonstatten. Die Kette durchzuschneiden war beileibe nicht so einfach, wie es im Fernsehen immer aussah. Sie mussten den Bolzenschneider gemeinsam mit aller Kraft zudrücken. Mit viel Mühe gelang es dann tatsächlich, die Kette zu durchtrennen, die nun rasselnd zu Boden fiel. Grace kam es so vor, als müsste die ganze Stadt dieses Geräusch gehört haben.
    “Na bitte”, sagte Madeline. Es schien ihr gar nichts auszumachen, dass sie einen Höllenlärm verursachten. “Den schwierigsten Teil haben wir schon hinter uns.”
    Grace warf einen Blick zurück. Niemand kam aus der Billardhalle, um nachzusehen, was hier draußen los war, und auch in den umliegenden Häusern ging kein Licht an.
    Vielleicht hatte Madeline ja recht und Grace übertrieb mit ihrer Vorsicht. Sie wollten doch nur einen Blick in den Aktenschrank in Jeds Büro werfen. Stillwater war eine verschlafene Stadt. Es konnte nicht so riskant sein.
    “Auf geht’s.” Madeline ging durch das Tor, aber Grace hielt sie zurück.
    “Nicht ohne Handschuhe, Maddy.”
    “Das Tor hat doch jeder schon mal angefasst.”
    “Das ist egal.”
    “Okay. Du bist schließlich vom Fach.”
    “Erinnere mich bloß nicht daran.”
    Madeline nahm den Rucksack ab und stellte ihn auf den Boden. Sie griff in eine Seitentasche und reichte Grace ein Paar gelbe Gummihandschuhe.
    Grace schaute sie erstaunt an. “Soll das ein Scherz sein? Wir wollen doch nicht Jeds Abwasch erledigen.”
    “Was Besseres habe ich nicht gefunden.”
    “Also weißt du, das gefällt mir alles überhaupt nicht. Jetzt haben wir uns schon des unerlaubten Eindringens auf Privatgelände schuldig gemacht.”
    “Du meinst Betreten.”
    “Ich meine gewaltsames Eindringen und Sachbeschädigung”, sagte Grace mit Blick auf die zerschnittene Kette. Trotzdem ließ sie sich von Madeline auf den Hof ziehen.
    Als sie vor der Werkstatt ankamen, wäre Grace am liebsten gleich hineingeschlüpft, um sich zu verbergen. Aber natürlich war die Tür verschlossen. “Wie kommen wir denn da jetzt rein?”, fragte sie.
    Madeline zog sich die Handschuhe aus und reichte sie Grace. “Halt mal kurz”, sagte sie und holte eine Nagelfeile aus ihrem Rucksack.
    “Woher weißt du, wie man ein Schloss knackt?”, flüsterte Grace. “Wer hat dir das denn beigebracht?”
    “Was glaubst du wohl?”
    “Schon wieder Kirk? Da muss man sich ja Sorgen um deinen Umgang machen.”
    Madeline lachte vor sich hin. “Als er klein war, hat sein Vater ihm, wenn er böse war, immer das Fahrrad weggenommen und es in den Schuppen eingeschlossen. Also hat Kirk gelernt, wie man so ein Schloss knackt.”
    “Du fasst gerade mit ungeschützten Händen den Türknauf an”, ermahnte Grace ihre Schwester. Wenn sie sich unterhielten, wirkte das, was sie taten, irgendwie alltäglich. Aber wenn sie dabei riskierten, dass Madeline ihre Fingerabdrücke hinterließ, war das mehr als leichtsinnig.
    “Ich reibe das ab, bevor wir gehen.”
    “Maddy, ich bin mir ganz sicher, dass Jed nichts mit dem zu tun hat, was vor achtzehn Jahren passiert ist. Können wir nicht einfach nach Hause gehen?”
    Aber Madeline war viel zu beschäftigt,

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