Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
um zuzuhören.
    “Und was ist, wenn später jemand vorbeikommt und bemerkt, dass die Werkstatt aufgebrochen ist und etwas stiehlt? Dann wären wir daran schuld.”
    “Wer klaut denn Autoreparaturwerkzeug?”
    “Du wärst überrascht, was alles gestohlen wird. Ich habe Leute kennengelernt, die praktisch alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist.”
    “Aber doch nicht in Stillwater. Die Leute schließen hier oft nicht mal ihre Häuser ab. Wir hinterlassen alles so, wie wir es vorgefunden haben, okay?”
    “Das beruhigt mich wirklich sehr”, sagte Grace sarkastisch.
    “Hör auf, dir Sorgen zu machen.”
    Es dauerte
ewig
, das Schloss zu knacken. Grace trat in den Schatten des Wellblechhauses und blickte angespannt zur Billardhalle hinüber. “Wahrscheinlich finden wir eine Tüte mit Marihuana oder so was. Und das war dann das große Geheimnis. Interessiert es uns denn, ob Jed Marihuana raucht? Das hat doch mit uns überhaupt nichts zu tun.”
    “Wir könnten aber auch etwas viel Interessanteres als Rauschgift finden.”
    “
Falls
wir überhaupt jemals da reinkommen.”
    Madeline fluchte und zog die Feile aus dem Schloss.
    Grace’ Anspannung wurde noch stärker. “Was ist denn?”
    “Ich kriege das nicht …”
    Zwei Männer kamen aus der Billardhalle und schlenderten die Straße entlang. Als Grace ihre Stimmen hörte, zog sie Madeline mit sich nach unten in den Schatten. Der Drahtzaun, der das Gelände umgab, bot ihnen nicht sehr viel Schutz.
    “Wer ist das?”, flüsterte Grace, als die beiden Männer auf dem Parkplatz neben dem Lokal stehen blieben.
    “Marcus und Roger Vincelli”, antwortete Madeline leise.
    “
Joes
Vater?”
    “Und sein Bruder.”
    “Oh Gott. Ist Joe auch bei ihnen?”
    “Ich glaube nicht.”
    Schließlich stiegen die Männer in ihre Autos und fuhren davon. Als nichts mehr außer der Musik aus der Kneipe zu hören war, standen die beiden Frauen wieder auf.
    “Beeil dich jetzt”, drängte Grace beunruhigt.
    “Ich krieg das Schloss so nicht auf”, stellte Madeline frustriert fest. “Das ist ein anderes als das, das Kirk mir gestern zum Üben gegeben hat.”
    “Dann hat es wohl keinen Zweck. Lass uns gehen”, schlug Grace hoffnungsvoll vor.
    “Nein, dann müssen wir eben das Stemmeisen benutzen.”
    “Das
was?”
    Ihre Schwester kramte bereits in ihrem Rucksack.
    “Madeline, das können wir doch nicht …”
    Doch noch bevor Grace zu Ende gesprochen hatte, rammte ihre Schwester das Eisenteil zwischen Tür und Pfosten. Eine Sekunde später ertönte ein grässliches Kratzen, Schaben und Quietschen, und dann schwang die Tür mit einem leisen Knirschen auf. Der Hund auf dem Nachbargelände bellte einmal kurz und wandte sich dann wieder seinem Steak zu.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Grace um sich. Sie war sich ganz sicher, dass man sie jeden Augenblick entdecken würde. Doch mehrere Sekunden vergingen, ohne dass irgendjemand auftauchte.
    “Ich hoffe, du hast nicht vor, da drinnen jetzt alle Lichter einzuschalten”, sagte Grace und hielt Madeline die Gummihandschuhe hin, als sie eintraten.
    “Natürlich nicht. Hier.” Madeline legte ein langes schweres Gerät in Grace’ Hände. Grace fand einen Schalter, drückte drauf und stellte fest, dass sie eine Taschenlampe in der Hand hielt.
    “Du hast ja wirklich an alles gedacht.”
    “Du suchst da drüben, ich hier.”
    Der Verkaufsraum der Werkstatt war rechtwinklig angelegt und hatte einen Zementboden. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Tresen, dahinter befanden sich die Toiletten. Es roch nach Motoröl. An den Wänden standen Holzregale, auf denen jede Menge Ersatzteile lagen. Das war kein Ort, an dem Grace sich heimisch fühlte. Aber jetzt, wo sie schon mal eingebrochen waren, entschied sie, dass es besser war, ihr Vorhaben möglichst zügig zu erledigen. Wenn Madeline merkte, dass keine Beweise vorhanden waren, würde sie vielleicht damit aufhören, Jed für den Tod ihres Vaters verantwortlich zu machen.
    “Sieht wie ein Ersatzteillager aus”, stellte Grace fest.
    Madeline ließ den Lichtkegel ihrer Lampe durch den Raum gleiten. “Da drüben sind ein paar Aktenschränke.”
    “Da auch”, ergänzte Grace.
    “Ich nehme mir die hinter dem Pult dort vor und du die neben der Toilette.”
    Die Schubladen des ersten Schranks waren beschriftet: “Aufträge”, “Ersatzteile”, “Rechnungen”, “Kataloge”.
    Aus der Toilette hörte man ein andauerndes Pfeifen. Offenbar war die Spülung defekt.

Weitere Kostenlose Bücher