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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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knacken - übrigens: wenn du das nächste mal
irgendwem erzählst, dass ich auf höschen steh, dann schreib wenigstens meine
anschrift dazu. deine wäsche krieg ich ja nimma.)
    egal. ich bin da auf ein paar sachen gestoßen … ich hab ja echt
geglaubt, dass ich schon alles gesehen hab, aber da hat´s mir echt in den
nippeln gekribbelt. und woanders. da haut´s dir die scheiße weg, wenn ich dir
das zeig! ich sag nur: die welt ist kein dorf … vergiss dein tussi-bücherl. das
ist eine viel größere gschicht. wir müssen aber vorsichtig sein.
    meld dich, wenn du munter bist. oder
komm am besten gleich zu mir. ich kann sowieso nimma schlafen. muss hellhörig
bleiben, sonst holen´s mich. außerdem hab ich mindestens 10 kaffee intus. bring
was zum essen mit, hab nur mehr eine alte semmel daheim und die lauft in meiner
brotdosen schon die 3. runde amok.
    bussl, jo
    p.s. wasch dir voher das ichwurdegevögelt-grinsen aus dem gesicht.
das pack ich grad gar nicht.
    p.p.s. pass auf, dass dich keiner
verfolgt.
    „Ich nehm´ alles zurück. Jo braucht keine heitere
Diskussionsrunde mit Katja, sondern Elektroschocks. Und einen Grundkurs in
Sachen gepflegte Kommunikation.“ Kopfschüttelnd stellt Anna Tassen auf den
Tisch. Vor einigen Wochen hat sie entdeckt, dass doch tatsächlich Kaffee aus
dem silbrig glänzenden Apparat kommt, der in ihren Küchenschrank eingebaut ist.
Zugegeben, sie hat anfangs etwas Unterstützung von Bernd gehabt, aber
mittlerweile kann sie das Gerät alleine bedienen. Dass ihre Tochter nun nicht
mehr zum morgendlichen Plausch rüberkommt, nimmt Sophie gelassen. Wie sich
herausgestellt hat, passt auch ein dritter Sessel hervorragend in Annas kleine
Küche. Soviel zum Thema „Diskretion und Rücksicht“.
    Eilig schluckt
Sophie den letzten Bissen von Bernds Heidelbeer-Palatschinken runter und sagt:
„Siehst du? Und deswegen hat er auch noch immer keine Freundin. Weil er dauernd
nur vor diesen furchtbaren Computern hängt und immer so verrückte Sachen sagt.“
Bernd versteckt sich grinsend hinter seinem Kaffeehäferl, als Anna antwortet:
„Na, dann nimm du ihn halt. Zumindest beim ´Komisches Zeug reden´ könnt ihr
euch echt das Wasser reichen. Aber irgendwas Arges muss er gefunden haben, wenn
er so aufgeigt … Außerdem war ich noch nie bei ihm daheim. Wenn er mich in
seine Geheimratsecke lässt, muss mehr dahinter stecken. Irgendwas, was nur auf
seinem Zauberkasten funktioniert.“
    Wenn es um die Elektronik geht, ist Jo Mulder
erbarmungslos. Für eine gute Festplatte würde er sogar Anna verkaufen. Was
immer einen USB-Zugang und einen Bildschirm hat, wird von ihm erobert und
bezwungen. Kein System ist vor ihm sicher, Datenbanken werden mit links und von
hinten genommen. Es ist fast so etwas wie eine sexuelle Beziehung. Jeder
geknackte Datenspeicher ist ein Orgasmus und das World Wide Web sein
persönlicher Pornoladen. Denn selbst wenn Jo ganz legal im Internet auf Jagd
geht, findet er sich in einem wahren Paradies an Abartigkeiten wieder. Krieg,
Dramen und Obszönitäten aus aller Welt landen kosten- und mühelos auf seinen
Bildschirm.
    Wenn hingegen
Anna – oder jeder andere normal tickende Mensch – ins Ö-Netz einsteigt,
eröffnet sich eine ganz andere Welt, die richtige Welt. Seriöse, gut
recherchierte Nachrichten, pädagogisch wertvolle Themenseiten für Groß und
Klein und anspruchsvolle Kulturberichte bilden Inhalt und somit Betrachter.
Früher hat Anna hin und wieder rein interessenhalber ins weltweite Netz
geschaut, ist aber jedes Mal so angewidert gewesen, dass sie zum Schutz ihrer
geistigen Gesundheit nur mehr das oen benutzt.
    Das Privatklinikum, in dem Bernd als Sportmediziner
tätig ist, ist nur wenige Häuserblocks von Jos Wohnung entfernt. Anna schickt
ihrem Liebsten noch ein Küsschen, bevor sie schwungvoll die Autotür zuwirft.
Verzückt lächelnd wartet sie, bis der schwarze Sportwagen im Verkehrsgetümmel
verschwunden ist. Dann schüttelt Anna schweren Herzens die Sternchen aus ihren
Augen und mustert das Wohnhaus, das sich in frischem Gelb vor ihr erhebt.
„Sieht gar nicht aus wie eine Hochburg für fortgeschrittenen Verfolgungswahn.
Komplett Irre haben sicher keine so hübschen Petunien am Fensterbrett“, meint
sie zu dem Dackel, der eben sein Geschäft gefährlich nahe an ihren Ballerinas
verrichtet.
    „Sicher nicht.
Das ist ja auch meine Wohnung, die Sie da meinen“, sagt die Frau am anderen
Ende der Hundeleine und rauscht an ihr vorbei ins Innere des Hauses.

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